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Synodalversammlung in Frankfurt am Main: Kirchlichen Sexualmoral abgelehnt


Reformprozess in katholischer Kirche
Tränen nach Abstimmung zur Sexualmoral: "Ins Messer gelaufen"

Von dpa
Aktualisiert am 09.09.2022Lesedauer: 3 Min.
SynodalversammlungVergrößern des BildesSynodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland in der Messe Frankfurt. (Quelle: Sebastian Gollnow/dpa/dpa-bilder)
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Trotz Kritik aus dem Vatikan wollten die deutschen Katholiken ihren Reformprozess Synodaler Weg fortsetzen. Doch dieser fängt aus Sicht der Reformer schlecht an.

Tränen, Fassungslosigkeit und gewaltige Enttäuschung: Die Abstimmung zum grundlegenden Text zur kirchlichen Sexualmoral ist am Donnerstagabend bei der Abstimmung an der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit gescheitert. Der Text, der eine Liberalisierung der kirchlichen Sexualmoral anstrebte, stieß zwar in der allgemeinen Abstimmung auf 82 Prozent Zustimmung. Aber nur 33 Bischöfe stimmten für den Text bei 21 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.

"Wir müssen uns bewegen", forderte zuvor der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. In den Gemeinden spüre er den "unendlich großen Veränderungsdruck".

Nun zeigt sich Bätzing enttäuscht über die Abstimmung. In der Debatte war dieses Ergebnis nicht absehbar gewesen. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, rang um Fassung. Wenn sich ein solches Abstimmungsverhalten beim Text über die Rolle der Frauen wiederhole, "stehen wir vor einem Scherbenhaufen", sagte sie. "Ich erwarte von den Bischöfen mit ihrer Macht, dass sie zu ihrer Meinung offen stehen."

Zorn bei Debatte nach Abstimmung

Bei einer Krisenaussprache fielen scharfe Worte. Ein Delegierter warf den Bischöfen Feigheit vor. "Es kann doch nicht sein, dass die Gläubigen bei den Bischöfen bleiben müssen, aber die Bischöfe bleiben nicht bei uns", rief die Ordensschwester Katharina Kluitmann. Die Benediktinerin Philippa Rath sagte, sie fürchte, dass sich die Spaltung zwischen Gläubigen und Bischöfen angesichts solchen Verhaltens vertiefen werde.

Ein anderer Delegierter sprach von "einer eigenen Form apostolischen Machtmissbrauchs." Neben Fassungslosigkeit und Enttäuschung war auch Zorn spürbar. "Ich fühle mich, als sei ich ins Messer gelaufen", sagte eine Laienvertreterin. Ein Sprecher sah den Synodalen Weg bereits gescheitert.

Einige Delegierte waren da schon gar nicht mehr dabei, hatten den Raum verlassen und hörten nur noch von außen zu. Dabei galt der Text über Sexualmoral noch nicht einmal als der mit der meisten Sprengkraft. Deutlich kontroverser dürfte es bei der Diskussion über die Neubewertung von Homosexualität am Freitag zugehen.

Der Synodale Weg will Veränderungen erreichen in der katholischen Sexualmoral, bei der Rolle von Frauen in der Kirche, beim Umgang mit Macht und beim Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals.

Vatikan stellt sich gegen den Synodalen Weg

Im Juli hatte der Vatikan den deutschen Glaubensbrüdern und -schwestern in einer harschen Stellungnahme jedoch mitgeteilt, dass der Synodale Weg "nicht befugt" sei, neue Formen der Leitung und eine neue Ausrichtung der katholischen Lehre und Moral zu entwickeln. Kritiker des Synodalen Wegs sagen, seit dieser Klarstellung sei endgültig offenkundig, dass die Reformbemühungen reine Augenwischerei seien.

Vor der Synodalversammlung in der Frankfurter Messe demonstrierten Reformergruppen mit Slogans wie "Weihe für alle" und "Jesus hatte auch zwei Väter". Bätzing ließ sich einen Schal von Maria 2.0 umhängen und ging durch eine improvisierte Heiliggeist-Pforte, um den richtigen Reformergeist zu verinnerlichen.

Jügstes Mitglied der Synodalversammlung ist genervt

Johanna Müller, das mit 18 Jahren jüngste Mitglied der Synodalversammlung, betonte, dass sich die Kirche dringend verändern müsse: "Die Missbrauchskrise zeigt, dass wir in der katholischen Kirche ein großes Machtproblem haben. Toxische Strukturen sowie eine rigide Sexualmoral begünstigen sexuellen Missbrauch. Eine andere Baustelle ist die Gleichberechtigung aller Menschen – das betrifft zum Beispiel die Dienste und Ämter in der Kirche."

Von der Kritik aus dem Vatikan fühlt sich Müller "genervt". Auch wenn nicht sicher sei, dass die Beschlüsse letztlich auch alle umgesetzt würden, sei es doch wichtig, Problemfelder zu bearbeiten und Strukturen und Grundsätze zu hinterfragen. "Das ist vor dem Hintergrund der Missbrauchskrise zum einen unsere Pflicht und zum anderen ein wichtiger Beitrag zu Debatten, die in anderen Teilen der Weltkirche ganz ähnlich geführt werden."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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