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Poker um insolventen Flughafen – wer bekommt Zuschlag?


Frankfurt-Hahn
Poker um insolventen Flughafen – bekommt ihn der Oligarch?

Von Stefan Simon

Aktualisiert am 08.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Der Flughafen Frankfurt-Hahn: Kauft ihn ein russischer Oligarch?Vergrößern des Bildes
Der Flughafen Frankfurt-Hahn: Kauft ihn ein russischer Oligarch? (Quelle: Markus Mainka /imago images)

Für den Kauf des insolventen Flughafens Hahn gibt es mehrere Interessenten. Wer am Ende den Zuschlag erhält, entscheiden die Gläubiger. Welche Kriterien sind für solch eine Entscheidung wichtig?

Der Poker um den insolventen Flughafen Hahn nimmt kein Ende. Mehrere Interessenten könnten am Ende den Zuschlag bekommen. Zu den Käufern zählen etwa die NR Holding. Das Unternehmen besitzt bereits den Nürburgring. Hinter der Holding steht der russische Milliardär Viktor Charitonin, dem eine Nähe zum Kreml und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt wird.

Ein weiterer Interessent ist die Mainzer Immobilien-Firmengruppe Richter. Beide hatten bereits einen Kaufvertrag abgeschlossen. Die NR Holding zahlte jedoch den höchsten Betrag von 20 Millionen Euro. Wer am Ende den Zuschlag erhält, entscheiden die Gläubiger. Die trafen sich gestern mit Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner. Zwei weitere Interessenten seien eingestiegen, sagte Plathner am Ende der Gläubigerversammlung. Eine Entscheidung wurde gestern noch nicht getroffen. Alle Interessenten sind noch im Rennen.

Doch welche Kriterien sind am Ende für die Gläubiger entscheidend und wie läuft eine Gläubigerversammlung ab? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist eine Gläubigerversammlung?

Wenn Unternehmen wegen finanzieller Probleme Insolvenz anmelden müssen, ist die Gläubigerversammlung maßgeblich an der Abwicklung des Insolvenzverfahrens beteiligt. Die Gläubigerversammlung findet meistens im jeweils zuständigen Amtsgericht statt.

Wie ist der Ablauf einer Gläubigerversammlung?

Sobald das Insolvenzverfahren eines Unternehmens eröffnet wurde, ist es die Aufgabe des zuständigen Insolvenzgerichts, alle Gläubiger einzuberufen. Bei der ersten Sitzung legt der Insolvenzverwalter einen ausführlichen Bericht über die wirtschaftliche Situation des Schuldners vor. Das Ziel ist, dass alle Gläubiger mit sämtlichen, für das anschließende Verfahren relevanten, Informationen versorgt werden. Im Anschluss an die Berichterstattung und Formalitäten beratschlagen die Gläubiger über die Zukunft des insolventen Unternehmens.

Warum kann es gleich mehrere Käufer geben?

Bei Unternehmen einer solchen Größenordnung wolle sich der Insolvenzverwalter im Vorfeld absichern, sagt der Frankfurter Rechtsanwalt für Insolvenzrecht, Sebastian Braun, im Gespräch mit t-online. "Das ist ein üblicher Vorgang. So hat der Insolvenzverwalter zwei Verpflichtungen auf dem Tisch liegen." Deswegen haben die NR Holding und das Mainzer Immobilienunternehmen unabhängig voneinander jeweils einen Kaufvertrag abgeschlossen.

Wer erhält am Ende den Zuschlag?

Jedenfalls nicht der Käufer, der am meisten bezahlt hat. Das wäre nämlich die NR Holding des russischen Milliardärs Viktor Charitonin. Sein Unternehmen zahlte den Höchstbetrag von 20 Millionen Euro. "Gläubiger haben unterschiedliche Interessen. Das Höchstgebot muss daher nicht angenommen werden. Für den einen ist eine kleine Summe wichtiger, um am Ende mehr Gewinn machen zu können. Ein anderer Gläubiger braucht mehr Sicherheit. Existiert das Unternehmen noch in fünf Jahren? Das würde in dem Fall für die NR Holding sprechen", sagt Braun.

Welchen Einfluss hat die Politik auf die Entscheidung der Gläubiger?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wird einen Verkauf an den russischen Milliardär prüfen. Er hat ein Investitionsprüfverfahren zum Verkauf des insolventen Flughafens Hahn bestätigt. Es sei eine schwierige und zu prüfende Frage, ob der Flughafen zur kritischen Infrastruktur gehöre, sagte er. Charitonin findet sich auf keiner EU-Sanktionsliste für Russland, das einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. "Dadurch könnten auch Gläubiger beeinflusst werden", so Experte Braun. Eben auch ein Grund, warum Insolvenzverwalter Plathner ein doppelgleisiges Verfahren mit je zwei Käufern, Verträgen und Zahlungen führte. Fällt der Interessent mit dem höheren Angebot etwa aus politischen Gründen aus, hat man immer noch den anderen Bieter an der Hand. Nun sind es sogar zwei weitere.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Sebastian Braun, Rechtsanwalt für Insolvenzrecht in Frankfurt
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