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Frankfurt: "Gewalt gegen queere Menschen passiert tagtäglich"


Nach Reizgas-Angriff auf Dragqueen
"Gewalt gegen queere Menschen passiert tagtäglich"

Von Roxana Frey

10.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Frankfurt-Pride 2021 (Archivbild): Die Konstablerwache ist eine zentraler Ort für queere Menschen.Vergrößern des Bildes
Frankfurt-Pride 2021 (Archivbild): Die Konstablerwache ist ein zentraler Ort für queere Menschen. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Nachdem eine Dragqueen in Frankfurt mit Pfefferspray attackiert wurde, fordern

Nach dem Pfefferspray-Angriff auf die Dragqueen Electra Pain in Frankfurt werden erneut Stimmen in der Stadt laut, die mehr Sicherheit für Menschen der LSBT*IQ-Community fordern. "Gewalt gegen queere Menschen passiert tagtäglich", erklärt das LSBT*IQ-Netzwerk Rhein-Main gegenüber t-online.

Besonders im Bereich der Konstablerwache in der Frankfurter Innenstadt komme es vermehrt zu queer-feindlichen Angriffen: "Die Konstablerwache ist insbesondere in den Abend- und Nachtstunden ein unsicherer Ort für bestimmte Menschen", so Dimitrios Bakakis, Fraktionsvorsitzender und queerpolitischer Sprecher der Grünen im Römer. Frauen und Queere würden diesen Ort zunehmend meiden oder versuchen, sich "unauffällig" zu verhalten.

Auch der Angriff auf Electra Pain fand vor dem McDonald's an der Konstablerwache statt (t-online berichtete). "Wir stellen viele queerfeindliche Angriffe rund um diesen Bereich fest", so Chris*tian Gaa, Teil der Koordination des LSBT*IQ-Netzwerks Rhein-Main.

Konstablerwache in Frankfurt: Politik fordert mehr Polizeipräsenz

Das liege vor allem daran, dass sich rund um die Konstablerwache viele queere Bars und Szenelokalitäten befinden. Zudem sei der Ort auf der Frankfurter Zeil ein zentraler Verkehrskontenpunkt, wo es leicht zu Gruppenbildungen komme. Auch die Frankfurter Polizei bestätigt das gegenüber t-online.

Die Grünen in Frankfurt fordern deshalb mehr Polizeipräsenz an diesem Ort. Jana Ammann vom LSBT*IQ Netzwerk Rhein-Main sieht das kritisch: "Natürlich ist das ein Weg, das Problem oberflächlich schnell anzugehen. Allerdings führt eine höhere Polizeipräsenz nicht automatisch zu einem Sicherheitsgefühl: Viele Menschen innerhalb der Community befürchten außerdem einen unsensiblen Umgang bei der Polizei, weshalb das notwendige Vertrauen nicht immer gegeben ist."

Vielen Betroffenen von Hasskriminalität falle es auch schwer, persönlich bei der Polizei Anzeige zu erstatten, weshalb es gut sei, dass dies mittlerweile auch online möglich ist.

"Es darf nicht bei einer Symbolpolitik bleiben"

Das Problem müsse bei der Wurzel gepackt werden: durch Präventionsmaßnahmen. "Wir brauchen eine bessere Finanzierung von Präventionsprogrammen, die Betroffene unterstützen und gleichzeitig sichtbar machen. Es darf nicht bei einer Symbolpolitik bleiben", so Chris*tian Gaa.

Sichtbarkeit ist hier das Stichwort: Bislang weist die hessische Polizei queerfeindliche Delikte nicht gesondert aus. Somit sei es schwierig, auf diese Hasskriminalität aufmerksam zu machen.

Eine gesonderte Kriminalstatistik würde auch für Sensibilisierung sorgen: "Wir müssen offen darüber kommunizieren, nur so können wir auch Solidarität schaffen. In Frankfurt ist die Feindlichkeit gegenüber queeren Menschen noch nicht sichtbar genug", sagt Chris*tian Gaa.

Auf Anfrage von t-online erklärt die Frankfurter Polizei, dass in den vergangen 18 Monaten eine Zahl im mittleren einstelligen Bereich zur Anzeige gebracht worden sei. Dabei seien verbale und körperliche Angriffe auf die LSBT*IQ Community miteinbezogen. Diese Zahl beschränke sich jedoch nicht ausschließlich auf die Konstablerwache, sondern vielmehr auf den gesamten Bereich des Innenstadtkerns.

In Frankfurt gibt es bereits einige Anlaufstellen für queere Menschen. Eine von ihnen ist das LSBT*IQ-Netzwerk Rhein-Main, ein queeres Projekt der Aids-Hilfe Frankfurt (AHF e.V.). Es unterstützt bei der Vernetzung der Community. Zudem ist die AHF e.V. mit den Ansprechpersonen für LSBT*IQ der Frankfurter Polizei im Gespräch, um hier einfachere Zugänge zu ermöglichen und die Barrieren zur Anzeige abzubauen.

Electra Pain hat nach dem Angriff Anzeige erstattet. Die Polizei ermittelt nun nach eigener Aussage wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Unbekannt.

1) Das Gendersternchen (engl. soziales Geschlecht) bezeichnet die Verwendung des Sternchens als Mittel der gendersensiblen Schreibung im Deutschen, um als Platzhalter neben dem männlichen und weiblichen Geschlecht auch nichtbinäre und diversgeschlechtliche Personen sichtbar zu machen und einzubeziehen. Die Schreibweise "Chris*tian Gaa" ist eine Selbstbezeichnung des Gesprächspartners.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Chris*tian Gaa und Jana Ammann
  • Presseanfrage Polizei Frankfurt
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