EU soll vor China-Deal mit Hamburger Hafen gewarnt haben

Der Druck auf Kanzler Olaf Scholz wΓ€chst: Einem Bericht zufolge soll die EU-Kommission Berlin vor dem chinesischen Einstieg im Hamburg Hafen gewarnt haben.
Die EU-Kommission hat die Bundesregierung nach einem Bericht des "Handelsblatts" vor dem umstrittenen Verkauf von Anteilen an einem Terminal des Hamburger Hafens an die chinesische Reederei Cosco gewarnt. In ihrer bereits im FrΓΌhjahr ΓΌbermittelten EinschΓ€tzung habe die BrΓΌsseler BehΓΆrde darauf verwiesen, dass sensible Informationen ΓΌber das HafengeschΓ€ft an China abflieΓen kΓΆnnten, berichtete das Blatt am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Zudem hΓ€tten die BrΓΌsseler Experten das Argument vorgebracht, dass der Hafen nicht nur zivile, sondern auch militΓ€rische Bedeutung habe. Deshalb sei besondere Vorsicht beim Einstieg eines chinesischen Investors geboten. Die Bundesregierung und die EU-Kommission wollten den Bericht zunΓ€chst nicht kommentieren.
Bundesregierung noch uneins im Streit ΓΌber Hamburger China-Deal
Der Hamburger Hafenlogistiker HHLA, der sich im vergangenen Jahr mit Cosco auf den Verkauf von Anteilen an einem Terminal geeinigt hatte, meldete sich am Freitag beschwichtigend zu Wort: "Die HHLA behΓ€lt die alleinige Kontrolle ΓΌber alle wesentlichen Entscheidungen." IT- und Vertriebsdaten blieben allein in der Verantwortung des Logistikunternehmens.
In der Bundesregierung zeichnete sich am Freitag noch keine einheitliche Linie ab. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe sich in der Frage des chinesischen Einstiegs im Hamburger Hafen mit den Fachministern noch nicht abgestimmt, sagte Vize-Regierungssprecher Wolfgang BΓΌchner. Ein regierungsinterner Austausch werde folgen.
PrΓΌfung des Cosco-Einstiegs kΓΆnnte verlΓ€ngert werden
Das Wirtschaftsministerium wies darauf hin, dass die PrΓΌfung des Einstiegs der chinesischen Cosco-Reederei am Terminal Tollerort verlΓ€ngert werden kΓΆnne. Hintergrund ist eine im September 2021 geschlossene Vereinbarung zwischen dem Hamburger Hafenlogistiker HHLA und dem chinesischen Terminalbetreiber Cosco Shipping Ports Limited ΓΌber eine 35-Prozent-Beteiligung der Chinesen am HHLA-Terminal Tollerort.
Medienberichten zufolge will Kanzler Scholz den Einstieg gegen den Rat verschiedener Fachministerien wie AuΓen- und Wirtschaftsministerium ermΓΆglichen. Derzeit lΓ€uft dafΓΌr ein InvestitionsprΓΌfungsverfahren in der Regierung. Der Hamburger Hafen fΓΌrchtet einen Wettbewerbsnachteil, in Antwerpen und Rotterdam sei Cosco bereits an einem Terminal beteiligt.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa