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Hamburg wird Modellstadt mit Tausenden autonomen Kleinbussen


Vereinbarung mit dem Bund
Hamburg wird Modellstadt mit Tausenden autonomen Kleinbussen

  • Gregory Dauber
Von Gregory Dauber

19.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (links) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing bei der Pressekonferenz: Hamburg wird die erste Metropol-Modellregion Mobilität in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (l.) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing bei der Pressekonferenz: Hamburg wird die erste Metropol-Modellregion Mobilität in Deutschland. (Quelle: Britta Pedersen/dpa-bilder)

Autonome Busse, vollautomatische S-Bahnen und internationale Aufmerksamkeit: Das erhoffen sich der Bund und Hamburg von einer neuen Vereinbarung.

In einem bundesweit einmaligen Projekt soll in Hamburg die Mobilität der Zukunft erprobt werden. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) unterzeichneten am Montag in Berlin eine Absichtserklärung, um Hamburg zur ersten Metropol-Modellregion Mobilität in Deutschland zu machen. "In Hamburg gibt es ein experimentierfreudiges Klima für neue Mobilitätsformen", sagte Wissing. Neben dem Ausbau bestehender digitaler Verkehrsprojekte winken der Hansestadt auch Fördermittel von mehreren Millionen Euro. Konkrete finanzielle Zusagen stehen aber noch aus.

"Die Digitalisierung ist der Schlüssel zu mehr Mobilität", sagte Wissing. "Die digitale Verkehrslenkung kann Staus verhindern, die fahrerlose Bahn Personalprobleme lösen." Hamburg sei Vorreiter der "innovationsoffenen Kommunen" und habe "beeindruckend viele" Ansätze, die neue und klimafreundlichere Mobilitätsformen in den alltäglichen Verkehr integrieren. Tjarks sprach von rund 240 Projekten, die Hamburg und der Bund bereits partnerschaftlich vorantreiben. Beide betonten, wie wichtig es sei, neue Verkehrsarten aus der Theorie in die Praxis zu bekommen. "Wir machen das nicht nur für Hamburg, sondern für die Welt", kündigte Tjarks an.

Zunächst konzentriere sich die Vereinbarung auf drei bereits laufende Projekte, hieß es im Berliner Verkehrsministerium. Die Digitalisierung im Schienenverkehr solle die Kapazitäten und die Pünktlichkeit in den kommenden Jahren erheblich verbessern, gleichzeitig werde dadurch weniger Fahrpersonal notwendig sein. Derzeit wird eine neue Zugleittechnik schon auf der Strecke der Linie S2 zwischen Berliner Tor und Bergedorf im Fahrgastbetrieb eingesetzt. Die Lokführer sind zwar noch an Bord, überwachen die automatisierte Fahrt jedoch nur.

Hamburg: S-Bahn-Flotte soll viel größer und digitaler werden

Das digitalisierte S- und U-Bahn-Netz mache es möglich, dass Züge im selben Streckenabschnitt direkt miteinander kommunizieren und in kürzeren Abständen fahren könnten, sagte Tjarks zu t-online. "Wir wollen die S-Bahn-Flotte von derzeit 186 auf 256 erweitern und bis 2030 den S-Bahn-Verkehr um bis zu 30 Prozent steigern." Mögliche werde das durch das "European Train Control System" (ETCS), welches klassische Eisenbahnsignale an der Strecke überflüssig mache. Die bis ebenfalls 2030 geplanten neuen Linien S4 und S6 sollen ETCS nutzen.

Weiterhin soll in der Modellregion das autonome Fahren weiter erprobt und stückweise in den Verkehrsfluss integriert werden. Die Stadt hat sich den sogenannten Hamburg-Takt zum Ziel gesetzt: Bis 2030 soll für jeden Nutzer ein öffentliches Mobilitätsangebot binnen fünf Minuten erreichbar sein. Zugpferde dabei sind die On-Demand-Dienste Moia des Volkswagen-Konzerns und im Süden Hamburgs Ioki von der Deutschen Bahn. Beide bieten Ridepooling an: Passagiere werden auf Bestellung per App zwischen festgelegten virtuellen Haltestellen befördert. So soll die Angebotslücke zwischen Bussen und Taxen geschlossen werden. Ab dem bevorstehenden Jahreswechsel sind beide in das HVV-Tarifnetz integriert.

VW-Dienst Moia soll Hamburg-Takt in Randgebieten möglich machen

Die Hoffnung der Verkehrspolitiker in Hamburg und Berlin: Mit dieser neuen Mobilitätsform sollen insbesondere ländliche Gebiete – wie etwa in den Randgebieten Hamburgs – besser erschlossen und an das bestehende Liniennetz angeschlossen werden. "Damit ermöglichen wir Zubringerfahrten zur nächsten Bahnstation und stärken Verbindungen zwischen Randgebieten", sagte Tjarks zu t-online. Noch werden die elektrischen Kleinbusse manuell gesteuert, doch schon im nächsten Jahr will Moia die ersten autonom fahrenden Fahrzeuge in den Stadtteilen Uhlenhorst und Winterhude testen. Ab 2025 könnten dann die ersten Moia-Busse vollständig autonom in den Regelbetrieb integriert werden, erklärte Moia-Chef Sascha Meyer in Berlin.

Bis 2030 könnten dann bis zu 10.000 autonome Fahrzeuge von Moia, Ioki oder anderen Anbietern Teil des öffentlichen Verkehrsangebotes in Hamburg sein, heißt es in der unterzeichneten Erklärung. "Autonome Fahrzeuge können zudem die Verkehrssicherheit erhöhen, weil menschliches Versagen ausbleibt", sagte Wissing. Tjarks fügte hinzu: "Die Programmierung muss defensiv sein, Geschwindigkeitsbegrenzungen können beispielsweise nicht überschritten werden."

Hamburg bewirbt sich um internationale Mobilitätsmesse

Das Konzept und die Technologie sollen in Hamburg so weit ausgefeilt werden, dass eine Skalierung auf andere Standorte möglich sei, erklärte der Senator. Die Ausweitung und der Verzicht auf Fahrpersonal sollen diese neue Verkehrsform in Zukunft deutlich günstiger machen. Meyer sprach von Fahrpreisen von knapp 40 Cent pro Kilometer. "Bund und Länder müssen dabei an einem Strang ziehen. Wir brauchen nicht nur bessere Tarife wie das 49-Euro-Ticket, sondern auch bessere Angebote."

Als dritten vereinbarten Punkt nannten die beiden Verkehrspolitiker die Ausrichtung des UITP-Weltkongresses, einer internationalen Messe für öffentlichen Personennahverkehr, die alle zwei Jahre in Europa stattfindet. Hamburg konkurriere mit Genf, Wien und Istanbul um die Ausrichtung in den Jahren 2025 und 2027, die Entscheidung soll im Januar fallen. "Das würde allen Projekten einen Schub geben, weil auf ein konkretes Datum hingearbeitet werden kann", sagte Tjarks im Gespräch.

Alle gesammelten Daten sowie gewonnenen Erkenntnisse sollen anderen Städten, der Wirtschaft, Forschenden sowie Bürgerinnen und Bürgern transparent gemacht und zur Verfügung gestellt werden, heißt es.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Eigene Recherche
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