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Amoklauf bei Zeugen Jehovas: Schützenclub warnte Polizei frühzeitig vor Täter


Schützenclub widerspricht Bericht
Bruder hat vor Amokläufer gewarnt – Polizei wusste es


Aktualisiert am 06.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Polizeibeamte stehen im Hamburger Stadtteil Alsterdorf vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas, wo ein Amokläufer sieben Menschen und dann sich selbst tötete.Vergrößern des Bildes
Polizeibeamte stehen im Hamburger Stadtteil Alsterdorf vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas, wo ein Amokläufer sieben Menschen und dann sich selbst tötete. (Quelle: Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn/imago-images-bilder)

Der Schützenclub des Hamburger Amokläufers hat laut einem Bericht Gefahrenhinweise nicht gemeldet. Der Verein sagt: Die Polizei wusste Bescheid.

Der Schützenclub des Amokläufers von Hamburg hat die Polizei und die Waffenbehörde offenbar über konkrete Hinweise informiert, die vor dem Attentäter Philipp F. gewarnt hatten. Das legen Recherchen von t-online nah. Am Donnerstagnachmittag hatte das Portal "Zeit Online" mit Verweis auf Ermittler von Polizei und Generalstaatsanwaltschaft berichtet, dass der Hanseatic Gun Club zwar Hinweise auf die Gefährlichkeit und Aggressivität des späteren Amokläufers hatte, diese aber nicht weitergegeben habe. Das stimme nicht, wie der Schützenclub jetzt zu t-online sagte.

Diese neuen Erkenntnisse werden parallel zur Sitzung des Innenausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft öffentlich, die Donnerstagabend ab 17 Uhr stattfindet. Dort soll es vorwiegend um die Aufarbeitung des Amoklaufs gehen, bei dem Philipp F. am 9. März sechs Gemeindemitglieder der Zeugen Jehovas, ein ungeborenes Kind im Mutterleib und schließlich sich selbst tötete.

t-online widerlegt Bericht, der Polizei Hamburg entlastet

Ein Sprecher des Hanseatic Gun Club sagte zu t-online, dass der Bruder des späteren Attentäters im Januar den Gun Club auf eine "Veränderung" von Phlipp F. hingewiesen habe. Der Hanseatic Gun Club habe dann sofort nach diesem Gespräch einen Beamten der Waffenbehörde telefonisch darüber informiert. Auch darüber, dass der Bruder der Hinweisgeber war. Das hatten Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und der Innensenator Andy Grote bislang anders dargestellt.

Außerdem habe der Bruder den Sprecher des Gun Club gefragt, wie er die Waffenbehörde über die Veränderung des Bruders informieren könne. Das klärte der Gun Club sogar, fragte bei der Behörde nach. Nach Auskunft der Behörde reiche demnach auch ein anonymer Hinweis aus. Danach hat sich der Bruder sehr wahrscheinlich anonym an die Behörde gewandt. Der Sprecher des Hanseatic Gun Club hätte ihm nach eigener Aussage auch die Adresse der Waffenbehörde gegeben. Warum die dann nicht den Bruder anhörte, obwohl sie über die Quelle des Schreibens mutmaßlich informiert war, ist nach wie vor offen.

t-online hat die Polizei Hamburg mit dem Vorwurf des Gun Clubs konfrontiert, aber noch keine Antwort erhalten.

Die Polizei hatte am 24. Januar 2023 ein anonymes Hinweisschreiben mit wohl eindringlichen Warnungen vor Philipp F. erhalten, der Hinweis an den Hanseatic Gun Club kam davor. Seit dem Amoklauf hatte die Polizei immer wieder die Wertigkeit des anonymen Schreibens relativiert, weil es sich in solchen Fällen oft um ungerechtfertigtes Denunziantentum handele. Durch die Recherche von t-online zeigt sich nun, dass die Polizei Hinweise auf die Identität des anonymen Hinweisgebers.

Hamburger Politiker forderten schon vor zwei Wochen Rücktritte

Schon vor zwei Wochen hatten führende Oppositionspolitiker aus Hamburg politische Konsequenzen gefordert. Während der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Deniz Celik, den Rücktritt von Polizeipräsident Ralf Martin Meyer gefordert hatte, ging sein Kollege von der CDU weiter: "Der Senator muss jetzt zurücktreten", hatte Dennis Gladiator in Richtung von Innensenator Andy Grote (SPD) im Gespräch mit t-online gesagt. Zuvor war bekannt geworden, dass die Polizei entgegen erster Behauptungen nach Erhalt eines anonymen Hinweises zwar auf das Buch von Philipp F. gestoßen war, seinen alarmierenden Inhalt aber nicht beachtet hatte.

Der Club befindet sich unweit der Firmenadresse von Philipp F. am Ballindamm. Unter Sportschützen gilt der Club als eine der besten Anlaufstellen der Stadt, um mit verschiedenen Waffen zu trainieren. "Der Hanseatic Gun Club ist ein Schießstand im Zentrum Hamburgs, der dir die Möglichkeit gibt, in seriösestem Umfeld diskret den Umgang mit Großkaliber-Kurzwaffen zu erlernen oder zu professionalisieren", schreibt der Verein auf seiner Website. Lesen Sie hier mehr zum Hanseatic Gun Club.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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