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"Letzte Generation" auf Sylt: Passant verfolgt Reporter – Polizei greift nicht ein


Bei Aktion der "Letzten Generation"
Passanten auf Sylt greifen Pressevertreter an

  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Von Markus Krause, Jannik Läkamp

Aktualisiert am 17.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Aktivist wird in Gewahrsam genommen: Daneben steht eine Frau und hält die Festnahme mit dem Handy fest.Vergrößern des Bildes
Ein Aktivist wird in Gewahrsam genommen: Daneben steht eine Frau und hält die Festnahme mit dem Handy fest. (Quelle: Jannik Läkamp/t-online)

Nach Aktionen der "Letzten Generation" liegen auf der Urlaubsinsel Sylt die Nerven offenbar blank. Das bekommen jetzt auch Medienvertreter zu spüren.

Rund um die Farbattacke der "Letzten Generation" auf Luxusgeschäfte in der Sylter Ortschaft Kampen am Freitagmittag ist es zu unschönen Szenen gekommen: Pressevertreter, darunter auch ein t-online-Reporter, wurden von Anwohnern teilweise aggressiv angegangen. Auch die Stimmung gegenüber den Aktivisten war aufgeheizt.

Nachdem die Klimaaktivisten begonnen hatten, mit Feuerlöschern Farbe auf die Fassade der Luxusboutique zu sprühen, reagierte ein Mann zunächst ebenfalls mit einer Farbattacke: Er besprühte die Hinterköpfe mehrerer Aktivisten mit grüner Farbe aus einer Spraydose. Einige Schaulustige verlangten, die Aktivisten zu inhaftieren, ein Passant forderte sogar den Einsatz eines Elektroschockers – "oder 10 Minuten Zeit mit denen". Mehr dazu lesen Sie hier.

Wenig später wurden schließlich auch Medienvertreter teilweise angefeindet. Wie Videoaufnahmen belegen, ging ein Anwohner auf den t-online-Reporter los, weil er fälschlicherweise dachte, dieser gehöre zu den Aktivisten. Der Mann versuchte, dem Reporter sein Handy aus der Hand zu reißen.

Wie er zu diesem Trugschluss kommen konnte, ist unklar. Der Reporter hatte sich zuvor und auch während der Situation klar als Pressevertreter zu erkennen gegeben. Außerdem trug er ein Mikrofon mit dem t-online-Logo sichtbar in der Hand. Als ein Polizist schlichtend eingreifen wollte, versuchte der Mann, den Presseausweis des Reporters abzufotografieren.

Später wurde der t-online-Reporter von demselben Mann verfolgt, als er zu einem nahegelegenen Parkplatz ging. Zu seiner Sicherheit sprach er deshalb die Beamten der Sylter Polizei an. Kurz darauf verfolgte ihn der Mann erneut. Von der Einsatzleitung der Polizei wurde ihm ans Herz gelegt, den Ort des Geschehens besser zu verlassen, damit sich die Situation nicht weiter aufheize. Die inzwischen auf mehrere Personen angewachsene aggressive Gruppe wurde jedoch nicht zurückgehalten.

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Weiterer Journalist tätlich angegriffen

Der Sylter Fotograf Georg Supanz, der ebenfalls in Kampen war, bestätigte t-online, dass die Stimmung vor Ort aufgeheizt war. Außerdem berichtete er, dass es nach Ende der rund einstündigen Aktion zu einem tätlichen Angriff von einer Personengruppe auf einen Journalisten gekommen sei.

Auch hier wurde fälschlicherweise vermutet, dass der Mann zu den Klimaaktivisten gehöre, obwohl er einen Presseausweis bei sich trug und sich von Anfang an als Medienvertreter zu erkennen gegeben hatte. Dort schritt die Polizei schließlich ein.

Der angegriffene Journalist sagte t-online später, dass er geschlagen worden sei und letztlich von Polizisten, zu seiner Sicherheit, auf die Polizeiwache gebracht werden musste. Er gab ebenso an, verfolgt worden zu sein. Georg Supanz konnte t-online glaubhaft versichern, dass es sich bei diesem um das Opfer der Personengruppe handelt.

Von diesen Vorfällen ist in der Pressemitteilung der Polizei zunächst nichts zu lesen. Dort heißt es: Insgesamt sechs Aktivisten im Alter von 21 bis 63 Jahren seien für polizeiliche Maßnahmen in Gewahrsam genommen worden, teilte die Polizeidirektion Flensburg am Freitagmittag mit.

Vier der sechs Personen konnten demnach in Zusammenhang mit den Farbschmierereien im Hotel "Miramar" in Westerland und eine Person mit dem mit Farbe besprühten Privatjet auf dem Sylter Flughafen in Verbindung gebracht werden.

Alle sechs Personen seien anschließend wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden, fünf von ihnen erhielten jedoch ein zweiwöchiges Aufenthaltsverbot für Sylt und mussten die Insel in Polizeibegleitung verlassen.

LKA in Kiel will Vorfälle aufarbeiten

t-online fragte wegen der Übergriffe auf Medienvertreter bei der Polizei in Flensburg nach. Von dort hieß es mit Hinweis auf die noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen, dass man zunächst keine Angaben machen könne. "Wenn die Kollegen vor Ort das aufgenommen haben, wird das sicherlich aufgearbeitet", versicherte Polizeisprecherin Sandra Otte t-online.

Weitere Auskünfte würde das Landeskriminalamt in Kiel erteilen, die für die weiteren Ermittlungen zuständig seien. Diese waren am Freitag für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Gespräch mit Georg Supanz, Sylter Fotograf
  • Telefonat mit Pressestelle der Polizeidirektion Flensburg
  • Telefonat mit betroffenem Journalisten
  • Anfrage beim Landeskriminalamt Kiel
  • presseportal.de: Mitteilung der Polizeidirektion Flensburg vom 16. Juni 2023
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