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Coronavirus: So hart sind die Folgen für die deutsche Wirtschaft


"Es hagelt Absagen"
So hart trifft die Corona-Krise den deutschen Mittelstand


11.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Arbeiter stehen auf Gerüsten bei der Installation eines LED-Monitors: Unternehmen, die auf Veranstaltungen arbeiten, bekommen die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren.Vergrößern des Bildes
Arbeiter stehen auf Gerüsten bei der Installation eines LED-Monitors: Unternehmen, die auf Veranstaltungen arbeiten, bekommen die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren. (Quelle: Innlights Displaysolutions)

Die Furcht vor den Folgen des Coronavirus breitet sich in Deutschland aus – auch bei Unternehmen und Betrieben. Das könnte dramatische wirtschaftliche Folgen haben.

Mit den Messen in Deutschland ging es los: Die Reisemesse ITB in Berlin und die Buchmesse in Leipzig wurden abgesagt, die Fibo in Köln um Monate verschoben. Nacheinander fielen immer mehr Veranstaltungen ins Wasser. Diese Woche sprachen mehrere Bundesländer dann generelle Verbote von großen Events aus. Trotzdem stecken sich jeden Tag mehr Menschen mit Covid-19 an – und auch die Folgen für die Wirtschaft dürften enorm sein.

Viele kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland schlagen deshalb Alarm, vor allem in Regionen, die stark von Tourismus und Großevents abhängig sind. Dazu zählt auch die Stadt Nürnberg. Eine von der Industrie- und Handelskammer Nürnberg veröffentlichte Blitzumfrage unter 96 mittelfränkischen Unternehmen kam zu dem Ergebnis, dass etwa die Hälfte der Betriebe bereits jetzt die Auswirkungen des Coronavirus spürt.

In Nürnberg selbst könnten die Zahlen sogar noch höher sein, heißt es. "Als Standort von Messen und Veranstaltungen kann man in Nürnberg mit einer überproportionalen Betroffenheit der Unternehmen rechnen", schätzt Udo Raab von der IHK Nürnberg auf Anfrage von t-online.de.

Corona-Krise ist "existenzbedrohend"

Gerade die Tourismusbranche leidet momentan stark unter der Corona-Krise. Das bestätigte ein leitender Angestellter eines Nürnberger Reisebüros, der namentlich nicht genannt werden will, t-online.de. Er klagt: "Seit gut eineinhalb Wochen haben wir drastische Umsatzeinbußen. Es kommen weniger Anfragen, der ein oder andere storniert seine Reise." Dabei fürchten viele Reisende offenbar gar nicht das Virus selbst, sagt der Reisebüromitarbeiter: "Die meisten sorgen sich eher, dass das Zielland so agiert, dass sie nicht wieder zurückkommen."

Vor drastischen Folgen auf die Tourismusbranche im größten deutschen Bundesland warnt auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband. "Heute sind es die Restaurants und Hotels, die schließen müssen. Morgen alle vom Gastgewerbe und Tourismus abhängigen Zulieferer und Dienstleister", sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert am Dienstag.

Er findet drastische Worte für die Situation: "Brechen hier die Betriebe weg, wird es alle darauf aufbauenden Unternehmen nicht mehr geben." Weiter warnt er: "Die Auswirkungen der Corona-Krise auf das bayerische Gastgewerbe sind nicht ernst, sie sind dramatisch, sie sind existenzbedrohend."

"Es hagelt Absagen"

Ähnliches hört man aus Karlsruhe. Auch hier kam die IHK zu dem Schluss, dass von der Epidemie überdurchschnittlich stark das Gastgewerbe, die Reisewirtschaft und die Logistikbranche betroffen sind. Viele Unternehmen bekommen die Auswirkungen der Krise bereits zu spüren. Man rechne aber damit, dass die nächsten Wochen noch schlimmer werden könnten, heißt es.

Aber auch andere Branchen trifft die Corona-Krise wegen der vielen ausgefallenen Veranstaltungen hart. Die Folgen spürt auch die Firma Innlights Displaysolutions aus Wuppertal. Sie vermietet LED-Displays für Konzerte, Sportveranstaltungen und Messen. "Es hagelt fast täglich Absagen im In- und Ausland", beklagt Kolja Birkenbach gegenüber t-online.de. "Bis zum Dienstag sind es bereits über 50 Absagen", sagt der Key-Account-Manager. Die wirtschaftlichen Folgen für das Unternehmen mit 26 Mitarbeitern seien gravierend. "Die Projektpreise der Stornierungen bis jetzt sind bereits in einem hohen sechsstelligen Bereich angelangt."

Auch Michael Koch, selbstständiger Messebauer aus Landsberg am Lech, rund 60 Kilometer westlich von München, hat mit Verlusten zu kämpfen. "Innerhalb von drei Tagen habe ich drei Absagen bekommen, die mich einen niedrigen fünfstelligen Betrag gekostet haben", sagt der 59-Jährige im Gespräch mit t-online.de. "Das war sehr teuer für mich, aber ich werde es überleben, da ich noch ein anderes Standbein habe", so Koch, der für einzelne Aufträge Mitarbeiter engagiert, denen er nun absagen musste. "Ich kann mir vorstellen, dass es viele andere trifft, wo es mehr wehtut."

Auch Logistikbranche leidet

Auch in der Logistikbranche geht die Angst vor dem um, was noch kommen könnte. "Da eine Schiffslieferung von China nach Hamburg etwa vier bis sechs Wochen dauert, trifft uns die Coronavirus-Epidemie mit einer gewissen Zeitverzögerung", sagt Axel Mattern, Marketing-Chef des Hamburger Hafens.

Durch den anhaltenden Rückgang im Schiffsverkehr von und nach China herrsche schon jetzt ein Mangel an Leercontainern. Dies bekämen auch Hamburger Unternehmen zu spüren. "Die bekommen einfach keine Container mehr. Wer momentan einen Container verschiffen möchte, muss mit höheren Preisen rechnen", sagt Mattern. Sein Ausblick ist düster: Die schwerwiegendsten wirtschaftlichen Auswirkungen dürfte Deutschlands größter Seehafen wohl erst ab Mitte März "mit voller Wucht" zu spüren kriegen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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