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Wohnungen in Hannover: So viele Haushalte leben zu teuer oder zu eng


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Hannover: 100.000 Haushalte wohnen zu eng oder zu teuer


Aktualisiert am 10.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Neumieter in Hannover-Kronsrode (Archivbild): Am südlichen Kronsberg entsteht gerade ein neues, großes Wohngebiet – ob es Hannovers Wohnprobleme lindert?Vergrößern des Bildes
Neumieter in Hannover-Kronsrode (Archivbild): Am südlichen Kronsberg entsteht gerade ein neues, großes Wohngebiet – ob es Hannovers Wohnprobleme merklich lindert? (Quelle: Dziadek/imago-images-bilder)

Jeder neunte Deutsche wohnt in einer überfüllten Wohnung. Auch in Hannover haben Zehntausende keinen angemessenen Rückzugsort.

Das Wohnzimmer fungiert auch als Schlafraum, drei oder mehr Kinder müssen sich ein Kinderzimmer teilen oder zwei Teenager unterschiedlichen Geschlechts leben gemeinsam in einem Raum: Immer mehr Menschen in Deutschland wohnen in derart beengten Verhältnissen.

Die sogenannte Überbelegungsquote im Jahr 2023 betrug 11,3 Prozent, betroffen sind 9,5 Millionen Menschen. Das ist jeder neunte Einwohner, wie eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht an das Statistische Bundesamt ergeben hat.

Und die Überbelegungsquote steigt: 2022 lag die Quote noch bei 11,2 Prozent, 2021 bei 10,6 Prozent und 2020 bei 10,2 Prozent.

Die Lage in Hannover: Eine andere Erhebung gibt Aufschluss

Die Zahlen entstammen der jährlich erhobenen Europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Für Hannover lassen sich daraus allerdings keine Erkenntnisse gewinnen. Die Stichprobe bei dieser Bevölkerungsbefragung ist zu klein, um auch für einzelne Städte signifikante Aussagen treffen zu können.

Dafür liefert eine umfassende Studie der Hans-Böckler-Stiftung des DGB Anhaltspunkte, anhand derer sich die Lage auch spezifisch für die Stadt Hannover beurteilen lässt. Sie stammt aus dem Jahr 2021 und benutzt Daten des sogenannten Mikrozensus, einer repräsentativen Haushaltsbefragung, die ein Prozent der Bevölkerung mit einbezieht.

Tausende Hannoveraner leben in zu kleinen Wohnungen

Was als "zu klein" gilt, ist in der Böckler-Studie allerdings grundlegend anders definiert als bei der EU-SILC-Überbelegungsquote. Während sich die EU-SILC-Quote einzig und allein anhand der Zahl der verfügbaren Zimmer bemisst, zieht die Böckler-Studie ausschließlich Quadratmeterangaben zurate. Zu klein ist demnach eine Wohnung zum Beispiel, wenn zwei Personen in ihr auf weniger als 45 Quadratmetern leben müssen, drei Personen auf weniger als 60 Quadratmetern oder vier Personen auf weniger als 75 Quadratmetern.

Für noch viel mehr Menschen ist die Wohnung zu teuer

Aber zu enger Wohnraum ist nur eines der Probleme der Menschen in Hannover. Noch viel mehr Haushalte kämpfen laut der Böckler-Studie mit zu hohen Mieten. Als leistbar gilt es, wenn ein Haushalt nicht mehr als 30 Prozent der Gesamteinnahmen für die Wohnung bezahlen muss.

In Hannover ist die Miete demnach für 50,6 Prozent der Haushalte zu hoch. 13,0 Prozent müssen sogar mehr als die Hälfte des Haushaltseinkommens für die Miete aufbringen – und das, obwohl auch Wohngeld zum Einkommen hinzugerechnet wird.

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Zusammengenommen bedeutet dies, dass in Hannover bloß 46 Prozent der Haushalte in bedarfsgerechten Wohnungen leben, die angemessen groß und leistbar sind. Insgesamt rund 99.600 Haushalte hocken hingegen in zu teuren oder zu kleinen Wohnungen.

46,8 Quadratmeter für jeden in der Region Hannover

Wie viel Platz genau jeder Einzelne im Durchschnitt hat, geht aus Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung hervor. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass es sich um Kreisdaten handelt. Sie beziehen sich also auf die Region Hannover und nicht auf die Stadt allein.

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Im Vergleich zu den Menschen in den Nachbarkreisen leben die Einwohner der Region Hannover deutlich beengter. Im Kreis Gifhorn haben die Menschen durchschnittlich etwa acht Quadratmeter mehr Wohnraum zur Verfügung, ebenso wie im besonders ländlich geprägten Kreis Nienburg.

Bezieht man alle Stadt- und Landkreise der Republik mit ein, landet Gifhorn auf Platz 50 von 400. Die Region Hannover steht im Deutschlandranking auf Rang 281. Dass es in städtisch geprägten Kreisen enger ist, verwundert allerdings nicht.

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Deutschland-Ranking: Landkreis Kaiserslautern vorn

Viel mehr Raum für sich haben einige Bürger im Südwesten des Landes. Die sechs Landkreise mit der größten verfügbaren Wohnfläche pro Person liegen allesamt in Rheinland-Pfalz: der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Kreis Vulkaneifel, der Kreis Cochem-Zell, der Kreis Südwestpfalz, der Kreis Kusel und schließlich mit Abstand an der Spitze der Landkreis Kaiserslautern mit 69,07 Quadratmetern pro Person.

Am anderen Ende der Skala steht der Ballungsraum um Frankfurt herum: Mit 36,4 Quadratmetern pro Person ist das hessische Offenbach das Schlusslicht der Republik.

"Notwendigkeit einer strukturellen Veränderung"

Beim Vergleich der deutschen Durchschnittswohnflächen mit den Ergebnissen der eingangs erwähnten EU-SILC-Umfrageergebnisse fällt noch etwas anderes auf: Statt von zunehmender Enge in den Wohnungen scheinen die Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung auf mehr Platz für jedes Individuum hinzudeuten.

Die Erkenntnisse widersprechen sich allerdings nicht. Es ist neben dem Trend zu kleineren Haushalten (in denen es im Schnitt mehr Platz pro Person gibt) die ungleiche Verteilung von Wohnraum, die zu den unterschiedlichen Ergebnissen führt. Während Menschen mit wenig Geld zunehmend in Wohnungen hocken, die zu wenige Räume haben, sind es in insbesondere Altersgruppen über 75 Jahren, die oftmals überdurchschnittlich große Wohnungen oder Häuser bewohnen.

Dies häufig unfreiwillig: Einen Umzug in eine kleinere Wohnung können sich viele nicht leisten, weil die Angebotsmieten, die in Wohnungsinseraten verlangt werden, stark gestiegen sind, während Bestandsmieten noch vergleichsweise günstig sind.

Junge Paare verharren daher in beengten Verhältnissen, wenn sie Kinder bekommen, während Senioren gegen ihren Willen in für ihren Lebensabschnitt zu großen Wohnungen festhängen. Angesichts der Verteilungsungerechtigkeiten diagnostiziert die Studie der Hans-Böckler-Stiftung die "Notwendigkeit einer strukturellen Veränderung der Wohnversorgung in den Städten". Und Sahra Wagenknecht fordert "eine Neuausrichtung der Wohnungspolitik mit einem harten Mietendeckel und mehr gemeinnützigem Wohnungsbau".

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