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Rudergesellschaft Germania in Kiel: "Nicht selbstverständlich, dass man als Frau Vorsitzende wird"


Ehrenamt in Kiel
"Nicht selbstverständlich, dass man als Frau Erste Vorsitzende wird"

InterviewVon Eva Puschmann

02.09.2021Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Sabine Köhler: Seit 15 Jahren ist sie ein Mitglied des Rudervereins in Kiel.Vergrößern des Bildes
Sabine Köhler: Seit 15 Jahren ist sie ein Mitglied des Rudervereins in Kiel. (Quelle: leer)

Die Rudergesellschaft Germania hat ihren Platz im Herzen von Kiel. Zwischen einem Kanuverein und einer Fischbude bahnen sich die Rudernden ihren Weg zwischen den Fußgängern bis zum Wasser. Eine von ihnen ist Sabine Köhler.

Sabine Köhler ist schon jahrelang ein fester Teil des Vereins – seit mehr als zehn Jahren und sogar die Vorsitzende der Rudergesellschaft. Dabei ist dieser Posten nicht ihr erstes Ehrenamt bei den Rudernden.

t-online: Wie sind Sie zu Ihrem Ehrenamt in der Rudergesellschaft gekommen?

Sabine Köhler: Ohja, also als ich noch gar nicht so lange, etwa vier oder fünf Jahre, in dem Verein war, bin ich gefragt worden, ob ich nicht ein Amt übernehmen möchte. Die suchten dringend einen Kassenwart. Das ist natürlich kein Traumjob. Aber wenn man gefragt wird, dann dann sagt man 'Ja'.

Ich musste mich erstmal einarbeiten. Es sind erstaunlich viele Informationen, die man bekommt. Da weiß man um das Vereinsgeschehen in alle Himmelsrichtungen Bescheid. Als dann mein Vorgänger sein Amt als Vorsitzender niederlegen musste, habe ich es vor elf Jahren von ihm übernommen.

Was hat das Ehrenamt für Sie im Verein geändert?

Durch die Aufgabe als Kassenwartin habe ich viele Mitglieder, mit denen ich sonst nicht zusammen gerudert bin, erst besser kennengelernt.

Neben dem Rudern selbst fallen aber für die Vorsitzenden auch noch viele organisatorische Arbeiten an. Aktuell wird das Vereinsheim umgebaut. Das ist viel Arbeit, in die man sich erstmal einfinden muss. Da habe ich Blut geleckt, wie man so schön sagt.

Kommen Sie selbst noch aktiv zum Rudern?

Das ist der Vorteil, wenn man Rentnerin ist. Man hat viel Zeit und kann das gut miteinander verbinden. Wobei grade auch viele neue organisatorische Aufgaben dazukommen, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Das ist schon eine echte Herausforderung. Da lernt man immer noch dazu.

Außerdem kommen natürlich in dem Moment, in dem man auf dem Bootsplatz steht, alle Mitglieder auf einen zu und wollen etwas. Zwischendurch sage ich schon immer 'Nummer ziehen'. Jeder hat dann ein anderes Anliegen oder eine andere Idee. Aber in dem Moment, in dem ich dann im Boot sitze, wird auch gerudert. Das ist gut, um wieder abzuschalten.

Rudern als Sport erfährt wenig Aufmerksamkeit durch die Medien. Während Olympia war das anders. Wie haben Sie die Spiele mit einer Teilnehmerin aus ihrem Verein erlebt?

Oh ja, das große Leid um Frieda (Hämmerling)...Wir haben sie nach den Olympischen Spielen getröstet. So etwas hatten wir hier noch nicht. Das ist schon Vereinsgeschichte, die geschrieben wurde.

Aber ja, es ist leider eine Randsportart. Schon ein Weltmeistertitel vor den Spielen in Rio war schwer zu platzieren. Da mussten wir kämpfen, damit wir überhaupt in der Zeitung erwähnt werden. Wir setzen uns schon aktiv dafür ein, dass Rudern als Sport öffentlich bekannter wird. Aber grade in Kiel dominiert einfach das Segeln.

Versuchen Sie auch aktiv neue Mitglieder zu werben?

Immer montags und mittwochs stehen junge Auszubildende bei uns vor der Tür und nehmen Interessierte einfach mit aufs Wasser. Ganz nach dem Wahlspruch: Mit ins Boot nehmen! Dann wird man in der Regeln mit zwei oder drei anderen in ein Boot gesetzt, die schon rudern können.

Bis man dann alleine soweit ist, dass man alles beherrscht, kann es dann zwei Jahre dauern. Das ist schon eine technisch sehr anspruchsvolle Sportart.

Was macht Ihnen an dem Ehrenamt besonders viel Freude?

Ich habe als Jugendliche sehr gerne gerudert. Den Bezug hatte ich schon immer. Und der Sport liegt mir sehr am Herzen. Nun macht es mir neben meinen Aufgaben als Vorsitzende sehr viel Spaß, die Jugendlichen im Verein zu begleiten. Sie kommen teilweise als Kinder zu uns.

Da bekommt man den chaotischen Start im Ruderverein mit oder die Pubertät, in der sich ganz andere Interessen entwickeln und beispielsweise die Schule irgendwann zur Nebensache wird. Und gleichzeitig sieht man, wie sie bei uns als Übungsleiter mithelfen, Regatten organisieren und alles selbst managen. Das ist toll zu beobachten. Vor allem dann, wenn man sich an Manchem schon mal die Zähne ausgebissen hat und verzweifelt ist.

Was haben Sie durch Ihr Ehrenamt gelernt.

Man darf nicht vor Aufgaben oder auch Kritik zurückzucken. Bei uns im Verein sind 300 Mitglieder – also 300 Leute, die ihre Meinung haben. Da darf man sich nicht vom Weg abbringen lassen und muss alles souverän meistern. Außerdem lernt man, Geduld zu haben. Ein Verein ist privat und nicht beruflich, da sind Absprachen häufig unverbindlich. Das muss man lernen.

Ist es für Sie etwas Besonderes, dass Sie als Frau die Vorsitzende des Vereins sind?

Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass man als Frau Erste Vorsitzende wird. Das sind immer die Männer. Wir sind offiziell drei Vorsitzende und zwei davon sind Frauen. Ich selber habe gar nicht darüber nachgedacht. Ich bin auch keine Frau, die sagt 'das traue ich mir nicht zu'.

Nachher merkt man dann aber doch, dass es nur wenige Frauen in solchen Positionen gibt und man sich dafür einsetzen könnte, dass es mehr Frauen werden.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Sabine Köhler
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