Pro-Putin-Demonstranten vergleichen Selenskyj mit Hitler
Wolodymyr Selenskyj bekommt den Karlspreis verliehen. Aachen befindet sich im Ausnahmezustand.
GroΓe Aufregung am Sonntag in Aachen, zahlreiche Demonstrationen ziehen durch die Stadt. Der Grund: Am Nachmittag bekommt Wolodymyr Selenskyj den Karlspreis verliehen. Der ukrainische PrΓ€sident und sein Volk werden fΓΌr Verdienste um die Einheit Europas geehrt.
Am Rande der Verleihung gab es UnterstΓΌtzer-Demos, Proteste und Gegenproteste. Sechs Demonstrationen unterschiedlicher Lager waren bei der Polizei angemeldet, eine weitere Mini-Demo versammelte sich spontan β es waren gerade einmal drei Personen.
Rund 1.000 Menschen bei Pro-Ukraine-Demo in Aachen
"Aachen stands with Ukraine" war das Motto der grΓΆΓten pro-ukrainischen Demonstration. Der Zug startete am Bahnhof in Richtung Innenstadt. Die meisten Demonstranten waren Ukrainer.
Viele hatten sich die ukrainische Fahne umgehΓ€ngt und hatten traditionelle Hemden und Blusen an. Hunderte hielten blaue Luftballons in der Hand. In ihrer Mitte trugen die Demonstranten eine Dutzende Meter lange ukrainische Fahne.
Aufgeheizte Stimmung β und Rangeleien
Am Rande der Demo mit rund 1.000 Teilnehmern versammelten sich Gegendemonstranten und schrien sich an. Ein Polizeisprecher sagte t-online, aus Sicht der Beamten sei alles friedlich geblieben. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben.
Ein Reporter, der fΓΌr t-online aus Aachen berichtet, sprach allerdings von aufgeheizter Stimmung, als sich Demonstranten unterschiedlicher Lager begegneten. Es sei auch zu kleineren Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen.
Vereinzelt hΓ€tten Pro-Russland-Demonstranten versucht, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Vermutlich hΓ€tten sie vorgehabt, die Ukraine-Demo anzugreifen. Doch die Beamten hΓ€tten die Demonstranten zurΓΌckhalten kΓΆnnen.

Pro-Putin-Demonstranten rufen "Nazis raus!"
An der Demo-Route stand auch eine Gruppe mit einem Transparent der rechten Gruppierung "Aufbruch". Rund 15 Menschen hatten sich um Elena Kolbasnikova versammelt, die unter anderem als Organisatorin eines im Mai 2022 stattgefundenen prorussischen Autokorsos in KΓΆln gilt, an dem sich Hunderte Fahrzeuge beteiligten.
In Aachen verlangte sie von Selenskyj, sich an den Verhandlungstisch zu setzen, und verglich ihn mit Hitler: Als der Nazi-Diktator 1933 an die Macht kam, habe er auch wie jetzt der ukrainische PrΓ€sident breite UnterstΓΌtzung aus Europa bekommen.
In dem Moment, als die Ukraine-Demo an Kolbasnikova und ihren Getreuen vorbeizog, skandierte die Gruppe in Richtung der gelb und blau gekleideten Menschen: "Nazis raus! Russland, Russland, Russland!"
Kolbasnikova gab die russische Propaganda wieder: Russland helfe der Ukraine. Es sei nΓΆtig, das Land zu "entnazifizieren".
GroΓaufgebot der Polizei
In einem andern prorussischen Demonstrationszug liefen etwa 300 Menschen begleitet von Trommeln mit. "Friede mit Russland" forderten sie auf einem Banner. "Ich bin nicht im Krieg mit Russland", stand auf einem anderen Transparent.
In der Innenstadt von Aachen war am Sonntag ein GroΓaufgebot von Polizei aus dem ganzen Bundesgebiet zu sehen, um die Sicherheit bei der Verleihung an Selenskyj zu gewΓ€hrleisten. Die Aachener Innenstadt war kurz vor dem geplanten Beginn der Karlspreisverleihung voller Besucher. An den von der Polizei abgesperrten ZugΓ€ngen zu Dom und Rathaus warteten viele Menschen.
Sie standen Schlange, um spΓ€ter in die abgesperrten Bereiche gelassen zu werden. Die Schlange der Wartenden vor dem Zugang zum Platz hinter dem Rathaus, dem Katschhof, war rund hundert Meter lang.
- Reporter vor Ort
- Telefonat mit einem Sprecher der Polizei
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- belltower.news: "Rechtsextremes Netzwerk will in KΓΆln demonstrieren" (Informationen zur Gruppierung "Aufbruch Leverkusen")