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Hochwasser in Erftstadt: So helfen sich die Menschen via Social Media


Flutkatastrophe in Erftstadt
"Viele Existenzen verschwinden im Erdboden"

Von dpa, afp, reuters, mtt

Aktualisiert am 16.07.2021Lesedauer: 4 Min.
Nach dem Unwetter in Nordrhein-WestfalenVergrößern des BildesEin Trümmerfeld: Laut Landrat kam die Flut extrem schnell gekommen. Senken hätten binnen zehn Minuten unter Wasser gestanden. Es habe kaum Zeit gegeben, die Menschen zu warnen. (Quelle: David Young/dpa)
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Erdrutsche von gewaltigem Ausmaß, fortgerissene Häuser, furchtbare Schicksale, wahrscheinlich Tote. In Erftstadt ist die Lage nach den Unwettern dramatisch. Jetzt organisieren die Menschen vor Ort die Hilfe.

Die Bilder aus Erftstadt bei Köln sind bedrückend: Unfassbare Wassermassen fluten durch Ortsteile, haben Häuser unterspült und weggerissen. Riesige Löcher klaffen in der Erde. Darin liegen Autowracks neben Betonteilen der ehemaligen Kanalisation. Halbe Häuser stehen in der Gegend rum, der Rest ist weg.

Aus noch stehenden Häusern dringen Hilferufe. Die Bundeswehr rückte mit Transportpanzern an, um bei der Rettung von Eingeschlossenen zu helfen. Ein Katastrophenschutztrupp wurde losgeschickt, auch das Bayerische Rote Kreuz ist mit mehreren Ehrenamtlichen vor Ort, um mitzuhelfen.

Laut Bezirksregierung Köln waren Menschen trotz Warnung zurück ins hoch gefährliche Schadensgebiet gekehrt oder hatten es gar nicht erst verlassen. "Es gibt Todesopfer", sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung am Freitag. Später sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU): "Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht." Im bisher durchforsteten östlichen Teil des Ortes gebe es keine Todesopfer, alle dort lebenden Menschen seien in Sicherheit. "Aber das ist noch nicht die ganze Stadt."

"Mein Zuhause bricht bald weg"

"Viele Existenzen verschwinden im Erdboden", schrieb ein Twitternutzer am Freitagvormittag. Und: "Mein Zuhause bricht bald weg." Auf einem Luftbild hat er es eingekreist. Noch steht es. Aber wie die Aufnahme zeigt, ist die Situation bedrohlich.

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Im Internet organisieren die Menschen aus der Region jetzt Hilfe. Sie fragen nach Vermissten, teilen Fotos ihrer Liebsten, die sie suchen, und schildern, was ihnen passiert ist.

"Habe meine Wohnung verloren"

► "Habe eben meine Wohnung verloren", schreibt ein Mann in der Facebookgruppe "Unwetter Erftstadt". "Wir haben ein Gästezimmer", antwortet kurz darauf eine hilfsbereite Frau. Andere informieren, wo erreichbare Notunterkünfte sind. Weitere bieten auch anderen obdachlos gewordenen Menschen Unterschlupf bei sich daheim an: "Ich kann zwei bis drei Personen aufnehmen. Würde mein Schlafzimmer zur Verfügung stellen." Ein Hotel stellt kostenfrei Zimmer zur Verfügung.

► "In unserem Reitstall ist noch ein Hund in der Wohnung eingesperrt", schreibt jemand. "Welche Hausnummer?", fragt ein Mann zurück. "Bin in der Nähe, gebe das weiter an Einsatzkräfte."

Mutter, Vater, Schwester gesucht

► "Ich suche meinen Papa", schreibt eine Frau. Sie habe seit Donnerstagmittag nichts mehr von ihm gehört. Eine andere fragt nach ihrer Mutter, die in einem Krankenhaus lag, als dieses evakuiert wurde. Jetzt habe sie keinen Kontakt mehr. Darauf wird ihr geantwortet, in welcher Notunterkunft sie mal nachschauen könne. Dort seien am Donnerstag viele alte Menschen in Betten hingebracht worden.

► "Ganz, ganz herzlichen Dank für das viele Teilen", schreib eine andere Frau, die eine Vermisstenanzeige aufgegeben hatte. Meine Schwester hat sich soeben bei mir gemeldet. Wir sind unendlich dankbar und froh, endlich zu wissen, dass es ihr gut geht."

"Meine Mama ist da ganz alleine"

► Eine Frau fragt, wie man in den schwer getroffenen Stadtteil Blessem kommen könne. "Meine Mama ist da ganz alleine und kommt nicht raus", sagt sie. Sofort wird sie gewarnt: "In der Ortslage Blessem herrscht nach wie vor Lebensgefahr. Nicht versuchen dort reinzugelangen."

► Viele bieten Kleidung, Möbel und Küchensachen an oder fragen ganz allgemein, wie sie helfen können. Andere erklären, wo genau gerade noch Freiwillige gebraucht werden, etwa um Sandsäcke zu befüllen oder Essen und Getränke bereitzustellen.

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"Lage, wie wir sie noch nie hatten"

Der Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Frank Rock (CDU), sagte: "Es ist eine katastrophale Lage, wie wir sie hier noch nie hatten." Die Flut sei sehr schnell gekommen. Senken hätten binnen zehn Minuten unter Wasser gestanden. Es habe kaum Zeit gegeben, die Menschen zu warnen. Es seien noch 50 Menschen mit Booten gerettet worden, aber auch wieder Menschen auf eigene Faust in bereits evakuierte Häuser zurückgekehrt.

Am Freitag stürzten Teile der gesperrten Autobahn 1 in den Fluss Erft. Ein dpa-Reporter erlebte als Augenzeuge, wie mehr als 40 Meter des Standstreifens in mehreren Stücken mit einem Knacken abbrachen. Auch Teile der Burg Blessem stürzten ein.

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Massive Erosion – das ist der Grund für die Katastrophe in Blessem

Weshalb es in Blessem zur Katastrophe kam, schildert der Geograph Matthias Habel so: Das Hochwasser der Erft füllte demnach eine Kiesgrube nördlich des Orts, die Ränder der Grube brechen immer weiter ab, je mehr Wasser nachläuft. Es komme "zu massiver rückschreitender Erosion".

Und die weiteren Aussichten sind dem Geographen zufolge schlecht: "Die Sohle der Kiesgrube als neue Erosionsbasis bewirkt, dass Felder, Wege und Häuser rasant wegerodiert werden", schreibt er auf Twitter. "Der Prozess wird technisch nicht gestoppt werden können und endet erst, wenn das Wasser der Erft deutlich sinkt."

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Bei den schweren Unwettern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz starben Dutzende Menschen. Es handelt sich um eine der größten Unwetterkatastrophen der Nachkriegszeit in Deutschland.

Obwohl die Rettungsmaßnahmen noch voll im Gange sind, liegt die Zahl der Toten bereits jetzt deutlich höher als beim sogenannten Jahrhunderthochwasser des Jahres 2002, bei dem in Deutschland 21 Menschen starben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP
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