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Usmanow-Razzia: Experte zweifelt an Echtheit von Fabergé-Eiern


Millionen-Funde bei Usmanow-Razzia?
Experte bezweifelt Echtheit der Fabergé-Eier


Aktualisiert am 14.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein echtes Fabergé-Ei, wie rechts zu sehen, war es nicht, das bei Alischer Usmanow in der Villa gefunden wurde (Archiv/Symbol): Darin stimmen der Milliardär, ein Experte und die Staatsanwaltschaft inzwischen überein.Vergrößern des Bildes
Usmanow/Echtes Fabergé-Ei (Archiv/Symbol): Ein Gutachter soll klären, ob es sich bei den Funden um Originale handelt. (Quelle: ITAR-TASS/NurPhoto/imago-images-bilder)

Bei der Razzia in einer Villa, die Usmanow zugeordnet wird, fand die Polizei auch Fabergé-Eier: Handelt es sich dabei wirklich um einen Millionen-Fund? Ein Experte ist skeptisch.

Vor knapp zwei Wochen stürmten Einsatzkräfte die Villa in Rottach-Egern, die Oligarch Alisher Usmanow zugeordnet wird, und stießen auf vier Fabergé-Eier. Eine endgültige Prüfung steht zwar noch aus, die Staatsanwaltschaft München II geht bislang aber davon aus, dass es sich bei den vier Fabergé-Eiern um Originale handelt. Wäre das der Fall, wären sie viele Millionen wert. Anders beurteilt dies jedoch ein Experte aus München, der sich seit 1979 mit Fabergé-Eiern befasst.

Heinrich Graf von Spreti zufolge gibt es viele und gute Fabergé-Eier: "Hergestellt wohl in den USA oder Israel. Aber an die originalen Objekte kommen die fast nicht ran". Dennoch würden diese Eier "zu horrenden Preisen gekauft". Als deutscher Ehrenvorsitzender des Londoner Kunst- und Auktionshaus Sotheby's hat von Spreti in dessen Auftrag schon mehrfach Fabergé-Eier "inspiziert", wie er t-online sagt.

Von Spreti glaubt, dass die Eier aus Usmanows Villa in Pforzheim hergestellt wurden. Denn dort hatte von 1990 bis 2009 die Schmuckmanufaktur Victor Mayer die Exklusivrechte zur Herstellung dieser Sammlerobjekte. 50 Kunsthandwerker arbeiteten nach Angaben der Firma als Emailleure, Ziseleure und Paillettenmacher an lizensierten Nachbildungen der Fabergé-Eier. Die Nachfrage von reichen Potentaten aus aller Welt nach den Eiern, die bis zu 200.000 Euro kosteten, sei enorm gewesen, so die Manufaktur.

Gerichtliches Gutachten dauert an: Doch Originale?

Sollte es sich tatsächlich um Imitate handeln, würde dies zu Usmanows Erwiderung passen: Er betonte auf Anfrage nach der Razzia über seinen Sprecher Grigory Levchenke, dass es sich bei den konfiszierten Eiern um "Souvenirs im Wert von mehreren Tausend Euro" handle. Sie seien "mit künstlichen Edelsteinen in München hergestellt" worden. Die Fabergé-Eier seien als Geschenk für Freunde und Verwandte in Usbekistan bestimmt gewesen.

Ein standardisiertes Prüfungsverfahren für Fabergé-Eier gebe es zwar nicht, eine Fälschung würde er jedoch sofort an Machart, Design und Qualität des Objektes erkennen, innerhalb eines Tages. Dass die von der Staatsanwaltschaft veranlasste Untersuchung durch einen Gutachter auch nach mehr als einer Woche noch nicht abgeschlossen ist, wundert von Spreti deshalb.

Sollte sich unter den vier Eiern doch ein "eventuell verschollenes, kaiserlich-russisches Fabergé-Ei befinden, dann wären längere Recherchen nötig", erklärt von Spreti. Angesichts dessen möchte er nicht ausschließen, dass eines dieser Originale dabei sein könnte. Denn in den Wirren der russischen Oktoberrevolution waren fünf bis sechs der 52 kaiserlichen Fabergé-Eier verloren gegangen: Sie gelten bis heute als vermisst.

Usmanow kann Geld- oder Freiheitsstrafe drohen

Die filigranen, detailverliebten Eier aus Gold, Diamanten und Emaille entstanden zwischen 1885 und 1917 in der Werkstatt des russischen Goldschmieds Peter Carl Fabergé in St. Petersburg. Alle Eier befanden sich bis 1917 im Besitz der russischen Zarenfamilie, heute werden viele von ihnen in Museen ausgestellt.

Von manchen der verschollenen Schmuckstücke existieren Fotos, von anderen nur Namen, so Experte von Spreti. Ein echtes Ei habe einen Wert zwischen fünf und 50 Millionen Euro. 2007 wurde ein Exemplar für 12,5 Millionen Euro im Londoner Auktionshaus Christie's versteigert.

Da Usmanow seine Fabergé-Eier nicht deklariert hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft in München wegen des Anfangsverdachts einer Straftat nach dem Außenwirtschaftsgesetz. Es liege womöglich ein Verstoß gegen die Anzeigepflicht beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vor. Sollte er tatsächlich ein echtes Fabergé-Ei oder mehrere nach Deutschland gebracht haben, droht dem 69-Jährigen im Falle einer Verurteilung eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Heinrich Graf von Spreti
  • Homepage Schmuckmanufaktur Victor Mayer
  • Eigene Recherchen
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