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E-Ladesäulen in München werden deutlich teurer: Das sind die Gründe


Ab Samstag
Preisschock an den E-Ladesäulen in München


30.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Elektroauto an einer öffentlichen E-Ladestation in München (Symbolbild). (Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)

Das Laden von E-Autos an öffentlichen Säulen der Stadtwerke München wird ab Samstag deutlich teurer. Wie kommt es dazu?

Bei den Mieten ist München schon seit Jahren deutschlandweit die Nummer Eins. Und nun schickt sich die Landeshauptstadt an, auch in puncto Stromtanken in die Spitzengruppe der teuersten Orte vorzustoßen. Denn an diesem Samstag steigen die Preise an öffentlichen Ladesäulen der Stadtwerke München (SWM) sprunghaft an. Und das wiederum stößt vielerorts auf Kritik.

Konkret erhöhen die Stadtwerke den Preis je Kilowattstunde an Normalladesäulen mit Wechselstrom (AC) von 49 auf 59 Cent – immerhin ein Anstieg um fast 20 Prozent. Ebenfalls zehn Cent teurer wird das Stromtanken an Schnellladesäulen mit Gleichstrom (DC): Hier werden ab Samstag 79 Cent je Kilowattstunde fällig. Dabei hatte der kommunale Energieversorger die Preise erst vor einem Jahr kräftig erhöht – damals von einheitlich 38 Cent auf 49 Cent an Normal- und 69 Cent an Schnellladestationen.

Während Fahrer von Fahrzeugen mit Verbrennermotoren inzwischen vielerorts wieder Preise wie vor der Energiekrise zahlen, wird das Fahren von umweltfreundlicheren E-Autos zunehmend teurer. Wie erklärt sich das?

Anstieg um fast 20 Prozent: So begründen es die Stadtwerke

Die Stadtwerke begründen den neuerlichen Anstieg mit den Entwicklungen am Strommarkt. Für die Münchner Ladeinfrastruktur beschaffe man Ökostrom auf dem Großhandelsmarkt, heißt es in einer Mitteilung der SWM. Dort seien die Energiepreise derart gestiegen, dass man die Kosten nicht mehr ausgleichen könne. Die Strompreisbremse sei in den neuen Tarifen bereits berücksichtigt, heißt es von den Stadtwerken. Sie betreiben in München 574 Normal- und 18 Schnellladestationen.

Die Ankündigung der Preiserhöhung hatte teils scharfe Kritik ausgelöst. So sprach die Stadtratsfraktion von FDP und Bayernpartei in einem Antrag von einer "erratischen Preisfindung" und munkelte gar von einem "perfiden Marketingtrick". Es sei "dringend erklärungsbedürftig", hieß es weiter, weshalb die SWM zum 1. April die Ladetarife erhöhten, während sie gleichzeitig den Preis für Hausstrom von Bestandskunden um zehn Cent je Kilowattstunde senkten.

CSU: "Preise müssen stabil bleiben"

In ihrer Antwort verwiesen die Stadtwerke darauf, dass Haushaltskunden bereits seit dem 1. Januar mehr zahlen – und der Tarif nun infolge der Strompreisbremse wieder gesenkt werde. Im Falle der öffentlichen Ladesäulen hätte man aufgrund der gestiegenen Kosten ebenfalls schon zu Jahresbeginn mehr verlangen müssen. Jedoch habe man damals von einer Erhöhung abgesehen, was nun nachgeholt werde.

Der Preisanstieg sei aus Sicht der Stadtwerke nachvollziehbar, sagt CSU-Stadtrat Manuel Pretzl auf Nachfrage von t-online. Aus Sicht seiner Fraktion sei die Erhöhung aber "kontraproduktiv". Denn: "Wir sind für die Förderung der Elektromobilität – um eine sinnvolle Verkehrswende für München zu erreichen. Dazu müssen aber die Preise stabil bleiben", betont der CSU-Fraktionschef.

Über den Hausstrom einen verbilligten Ladetarif?

Seitens der Grünen sagt Stadtrat Sebastian Weisenburger: "Ganz allgemein schauen die Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos natürlich auf den Preis, so wie die von Verbrennern auch, und die Preisspannen zwischen günstigstem und teuerstem Ladestrom sind derzeit noch erheblich." Die Grünen wollen die Stadtwerke nun prüfen lassen, ob sie ihren Kunden im Hausstrombereich einen verbilligten Ladetarif anbieten können. "Wir halten das für eine gute Möglichkeit, Kundinnen und Kunden in einem umkämpften (Hausstrom) und stark wachsenden (Ladestrom) Markt an die SWM zu binden", sagt Weisenburger.

Die Stadtwerke München sind nicht der einzige Kommunalversorger, der seine Preise derzeit anhebt. So verlangen auch die Berliner Stadtwerke an ihren AC-Ladestationen ab Samstag 55 statt bisher 49 Cent; ihr DC-Tarif bleibt dagegen bei 65 Cent unverändert. Bereits zum 1. Februar hatte der Nürnberger Energieversorger N-Ergie die Preise erhöht – von 42 auf 62 Cent im regulären Tarif. Stromkunden des Unternehmens kommen günstiger weg; zudem wird bei N-Ergie – so wie bei den Berliner Stadtwerken – ab einer bestimmten Ladezeit eine sogenannte Blockiergebühr fällig.

"Nur Ladesäulenbetreiber profitierten von Strompreisbremse"

Im bundesweiten Schnitt kostet Strom an öffentlichen Ladestationen laut dem Ladesäulencheck des Energieversorgers Lichtblick aktuell 52 Cent je Kilowattstunde. Dabei könnte es deutlich günstiger sein, sagt Ralph Kampwirth, der Sprecher des Unternehmens. "Derzeit profitieren nur die Ladesäulenbetreiber von der Strompreisbremse und dem Klimabonus. Die E-Autofahrer und -fahrerinnen gehen leer aus." Hier habe es die Bundesregierung versäumt, so Kampwirth, "die Ladesäulenbetreiber zur Weitergabe der Zusatzerlöse zu verpflichten".

Für den Ladesäulencheck hat das Statistik-Portal Statista im Auftrag von Lichtblick die Tarife führender Betreiber ausgewertet. Demnach ist das öffentliche Laden eines E-Autos in den meisten Fällen mindestens so teuer wie das Betanken eines Benziners. So kostet der Strom für eine Reichweite von 100 Kilometern laut der Analyse durchschnittlich 10,42 Euro an einer AC- und 12,51 Euro an einer DC-Säule. Zum Vergleich: Ein Sechs-Liter-Auto kommt bei derselben Strecke auf Benzinkosten von 10,47 Euro.

Ladesäulen in München: 85 Prozent gehören den Stadtwerken

"Die hohen Strompreise an der Ladesäule bremsen die Verkehrswende", ist Ralph Kampwirth vom Energieversorger Lichtblick überzeugt. Ihm zufolge könnten die Betreiber die Ladestromtarife halbieren, wenn sie die Einnahmen aus Strompreisbremse und Klimabonus vollständig weitergeben würden. Eine zentrale Ursache für die hohen Preise liegt laut Lichtblick in der Struktur des Ladesäulenmarkts. So sind laut der Statista-Analyse je nach Region bis zu 91 Prozent der öffentlichen Ladepunkte in der Hand eines einzigen Betreibers. Beispiele hierfür seien Berlin (70 Prozent), Hamburg (83 Prozent) oder Hannover (89 Prozent).

Und auch in München sind 85 Prozent aller öffentlichen Ladesäulen in der Hand der Stadtwerke, die nun also ab Samstag deutlich mehr fürs Stromtanken verlangen. "Welche Folgen die aktuellen Strompreise – nicht nur der SWM, auch die anderer Anbieter – für die Elektromobilität haben, lässt sich wohl erst am Ende des Jahres sagen, wenn die Zulassungszahlen für neue Elektroautos vorliegen", sagt Grünen-Stadtrat Sebastian Weisenburger. "Wobei hier natürlich nicht nur der Strompreis eine Rolle spielt, sondern auch die staatliche Förderung und das Fahrzeugangebot."

Verwendete Quellen
  • swm.de/presse: Mitteilung der SWM zu den neuen Tarifen (vom 13. Februar)
  • Presseanfrage an Manuel Pretzl, Chef der CSU-Stadtratsfraktion
  • Presseanfrage an Sebastian Weisenburger, Grünen-Stadtrat
  • risi.muenchen.de: Antrag der Stadtratsfraktion von FDP und Bayernpartei (27. Februar)
  • lichtblick.de: Ladesäulencheck der Firma Lichtblick
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