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München: Caritas in Sorge – jeder Siebte in München lebt in Armut


Zahlen steigen
Caritas: Jeder Siebte in München ist arm

Von Sarah Koschinski

Aktualisiert am 18.12.2023Lesedauer: 2 Min.
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Eine der vielen karitativen Einrichtungen in München (Symbolbild). (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer/imago)

München ist eine Stadt, die vor allem für ihren Reichtum bekannt ist. Doch nicht jeder hat ausreichend Geld zur Verfügung – nicht einmal für das absolute Minimum.

Dass in München rund 225.500 Menschen (von insgesamt 1.578.567 Einwohnern) in Armut leben sollen, ist schwer vorstellbar, wenn man ein teures Auto neben dem nächsten am Straßenrand stehen sieht. Oder wenn einige Münchner mit Markenklamotten der angesagtesten Designer herumlaufen. Doch auch, wenn sie im Luxus der Stadt unterzugehen scheinen, gibt es in der laut "Handelsblatt" viertreichsten Stadt Deutschlands die, die in Armut leben. Und das ist laut Caritasdirektor Prof. Dr. Hermann Sollfrank jeder Siebte.

Die Vielzahl an Krisen, die Inflation und die steigenden Preise hätten die Lebenssituation der Menschen existenziell verändert, sagte Sollfrank im Rahmen der Jahrespressekonferenz im Caritas-Altenheim St. Franziskus am Montagmorgen. "Steigende Armutszahlen belegen dies sehr deutlich. In München ist jeder Siebte arm. Selbst wer eine Arbeitsstelle hat, ist vor Armut nicht geschützt."

Immer mehr Rentner sind von Armut betroffen.
In München ist jeder Siebte arm. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/Sven Simon)

Wer gilt in Deutschland als arm?

Laut der Bundesregierung gelten Menschen als arm, wenn sie weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben. Derzeit seien das knapp 16 Prozent (Stand: 16. August 2023). Laut des 6. Armuts- und Reichtumsbericht im Kabinett lebt der überwiegende Teil der Menschen in Deutschland in stabil sozialen Lagen. Die Einkommensverteilung ist stabil, die Vermögensungleichheit sinkt leicht.

Sollfrank ist alarmiert, denn wer arbeitet, sollte von seinem Erwerb leben können. Für ihn sei diese Eigenverantwortung neben dem Fürsorgesystem und den Sozialversicherungen eine der drei Säulen des Sozialstaats. "In einer teuren Stadt wie München funktioniert diese Selbstwirksamkeit eigenverantwortlichen Handelns leider nicht mehr", sagt der Caritasdirektor. "Vor den Essensausgaben der Caritas stehen auch Menschen an, die erwerbstätig sind und trotzdem auf das Gratisessen der Wohlfahrt angewiesen sind." Deshalb ist die Armutsbekämpfung in München und Oberbayern laut Sollfrank ein zentrales Thema für die Caritas. Besonders im Hinblick auf die sich weiter verschärfende Wohnraumproblematik.

Zunehmende Armut bei abnehmender Bildung

Der Appell des Caritasdirektors: "Es geht mir nicht um Verteilungsgerechtigkeit. Was wir schaffen müssen, ist echte Chancengerechtigkeit für alle." Ein zentrales Problem sei, dass die Armut zunehme, während die Bildung gleichzeitig abnehme. Sollfrank bezog sich dabei auch auf die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie, die "erschreckend schlechte Ergebnisse" in Bezug auf die Schulleistungen in Deutschland zeige.

Weil die Bildungskrise nicht nur ein großes Standortrisiko sei, sondern auch ein Armutsrisiko für Kinder, fordere die Caritas "deutlich höhere Investitionen in die Bildung von Geflüchteten und deren Kindern". Der Mangel an Arbeits- und Fachkräften, die auch in den Pflegeberufen fehlen, könne durch mehr Menschen behoben werden, die arbeiten gehen. Dafür seien unter anderem eine schnellere Prüfung ausländischer Berufs- und Studienabschlüsse, ausreichende Ausbildungskapazitäten sowie die staatliche Unterstützung kirchlicher und privater Schulträger notwendig.

Verwendete Quellen
  • Jahrespressekonferenz der Caritas (18. Dezember 2023)
  • Bundesregierung.de
  • Handelsblatt: Die reichsten Regionen in Deutschland (Stand: 21. März 2023)
  • Eigene Recherche
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