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München: SPD-Politiker kritisiert Deutsche Bahn für alte Technik bei S-Bahn


Über 50 Jahre alte Technik
Leidtragende sind die Münchner Pendler


28.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Das neue elektronische Stellwerk am Ostbahnhof kommt ein Jahr später als erwartet (Archivbild). (Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)

Noch dieses Jahr sollte der Ostbahnhof ein neues elektronisches Stellwerk bekommen. Doch daraus wird nichts. Ein SPD-Politiker ist empört.

Die S-Bahn-Fahrt in München ist für viele Pendler täglich eine Geduldsprobe. Viele Züge haben Verspätung, teilweise fallen sie aus. Und auch die Technik ist veraltet. Zahlreiche Projekte sind in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht worden, beispielsweise eine zweite Stammstrecke oder ein neues elektronisches Stellwerk am Ostbahnhof. Ihr Ziel, die Fertigstellung, haben beide Projekte bis heute nicht erreicht.

Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD/Volt-Fraktion im Münchner Rathaus, ist empört darüber, dass das neue elektronische Stellwerk am Ostbahnhof nicht wie geplant diesen August in Betrieb geht, sondern erst im Sommer 2025. So zumindest die Planung der Deutschen Bahn. "Wir halten es für einen Skandal, dass die Zuverlässigkeit der S-Bahn im Großraum München immer schlechter wird", sagt Gradl im Gespräch mit t-online. Dazu gebe es entsprechende Statistiken. "Mittlerweile hat jede zehnte S-Bahn mehr als sechs Minuten Verspätung."

Veraltete Technik führt zu vielen Störungen

Zudem nimmt die Deutsche Bahn laut Gradl S-Bahnen aus dem Fahrplan heraus, "was bei einem 20-Minuten-Takt eine Katastrophe ist" und zu weiteren Verspätungen führe. Oft könne man sich nicht darauf verlassen, dass die S-Bahn ein zuverlässiges Pendelverkehrsmittel sei.

"Noch schlimmer ist es, wenn es zu einem Brand am Ostbahnhof kommen sollte. Wir haben da eine Technik, die über 50 Jahre alt ist", sagt das Stadtratsmitglied. "Es wäre ein absolutes Desaster, wenn es da zu einem Brand kommen würde. Es könnte sogar sein, dass der S-Bahnverkehr dann nicht mehr in der Form, wie wir ihn kennen, stattfinden kann." In letzter Zeit sei es mehrfach zu Störungen auf der Stammstrecke gekommen, die mit der veralteten Technik zusammenhängen würden.

Nach Angaben der Deutschen Bahn hänge die verspätete Inbetriebnahme des neuen Stellwerks damit zusammen, dass die Schnittstellen des neuen Stellwerks zu bereits bestehenden benachbarten Stellwerken Probleme bereiten würden.

Bernreiter: Verzögerung sei eine enttäuschende Nachricht

Gradl hat wenig Verständnis dafür, dass das Projekt bis heute immer noch nicht vollständig realisiert wurde. Das Problem mit den veralteten Stellwerken sei bereits seit 2018 bekannt. CSU und Freie Wähler hätten in ihrem Koalitionsvertrag geschrieben, die Projekte im Zeitplan umsetzen zu wollen. Innerhalb von drei Jahren hätte das Stellwerk fertig sein sollen. "Jetzt ist es vier Jahre später und wir erfahren, dass es noch mal ein Jahr brauchen wird. Das heißt: Wir sind da stark im Verzug". Das Problem dabei laut Gradl: "Es summieren sich viele Tausend Minuten Verspätung im Jahr, und die Leidtragenden sind die Pendlerinnen und Pendler, die jeden Tag auf die S-Bahn angewiesen sind."

Das bayerische Verkehrsministerium äußert sich auf Anfrage von t-online wie folgt auf die Verzögerung der Inbetriebnahme des neuen Stellwerks: "Dass sich die Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks München Ost bis Sommer 2025 verzögern wird, ist eine enttäuschende Nachricht." Zur Verbesserung von Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Münchner S-Bahn sei die Realisierung des Elektronischen Stellwerks am Ostbahnhof von herausragender Bedeutung. "Sie hätte eigentlich schon letztes Jahr erfolgen sollen", sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter.

Ministerium mehr auf die Finger schauen

Für ihn scheint die Schuld nicht im eigenen Ministerium, sondern bei der Deutschen Bahn (DB) zu liegen: "Mich ärgert nicht nur die Verzögerung, sondern auch die Salamitaktik der DB. Jedes Jahr wird um ein weiteres Jahr verschoben. Ich erwarte, dass die DB endlich alles daransetzt, die Inbetriebnahme schnellstmöglich durchzuführen und bis dahin geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung des anfälligen Betriebs des vorhandenen Stellwerks ergreift."

Nikolaus Gradl sieht das anders. Laut ihm muss man dem Ministerium viel mehr auf die Finger schauen. Er ist der Meinung, dass es bei vielen Großprojekten zu Verzögerungen komme. Hier nennt er das Beispiel der zweiten Stammstrecken. Jedoch sei das nur eines von vielen Projekten, die Teile einer Summe von Verzögerungen seien. "Und das zeigt schon, dass wir als Stadt München ein bisschen geschlagen sind, weil wir nicht selbst die Deutsche Bahn sowie die Steuergelder verwalten können". Stellvertretend mache dies das bayerische Verkehrsministerium.

Asiatische Staaten könnten uns künftig abhängen

In diesem Zuge spricht Gradl auch neue geplante Projekte wie die Magnetschwebebahn in Nürnberg an. "Aber die Themen, die wirklich für Millionen Pendler jeden Tag wichtig sind, die werden stiefmütterlich kontrolliert, und das halte ich für sehr problematisch." Seiner Meinung nach müssten Projekte in einer gewissen Zeitspanne realisiert werden. "Ansonsten könnten uns in Zukunft die asiatischen Staaten abhängen."

Das bayerische Verkehrsministerium scheint sich jedoch keiner Schuld bewusst zu sein. Wie ein Sprecher t-online weiter mitteilt, handle es sich bei der Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks am Ostbahnhof um ein Projekt der Bahn, "die sich bekanntermaßen zu 100 Prozent im Besitz des Bundes befindet". Gründe für die Verzögerung sowie Gründe für eine eventuelle Kostensteigerung des Projekts könne er nicht nennen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Nikolaus Gradl
  • Eigene Recherche
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