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Papst lehnt Rücktritt von Kardinal Marx ab


Vatican City
Papst lehnt Rücktritt von Kardinal Marx ab

Von dpa
10.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Gläubige strecken ihre Hände aus, um Papst Franziskus zu berührenVergrößern des BildesGläubige strecken ihre Hände aus, um Papst Franziskus während seiner wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan zu berühren. (Quelle: Alessandra Tarantino/AP/dpa/dpa-bilder)
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Papst Franziskus hat den Rücktritt des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, abgelehnt - und das sehr schnell, weniger als einer Woche nach der Bekanntgabe des Rücktrittsgesuchs. "Und genau das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising", schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem Brief an Kardinal Marx, den der Heilige Stuhl am Donnerstag veröffentlichte. Marx hatte am 4. Juni ein Schreiben veröffentlicht, in dem er von einem "toten Punkt" in der katholischen Kirche sprach.

"Ich stimme Dir zu, dass wir es mit einer Katastrophe zu tun haben: der traurigen Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist", hieß es in Franziskus' Schreiben weiter. "Die gesamte Kirche ist in der Krise wegen des Missbrauchs; ja mehr noch, die Kirche kann jetzt keinen Schritt nach vorn tun, ohne diese Krise anzunehmen. Die Vogel-Strauß-Politik hilft nicht weiter."

Der 67 Jahre alte Marx hatte am 21. Mai in einem Brief an Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten. Franziskus sollte demnach über "seine weitere Verwendung" entscheiden. Als Marx die Entscheidung am Freitag vergangener Woche öffentlich machte, gab es noch ein abgestimmtes Verfahren mit dem Vatikan - am Donnerstag wurde man im Erzbistum München von der schnellen Antwort überrascht. Dass es so schnell ging, hätten auch Vatikan-Kenner nicht gedacht.

"Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten", hatte Marx dem Papst geschrieben. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es "viel persönliches Versagen und administrative Fehler" gegeben habe, aber "eben auch institutionelles oder systemisches Versagen".

Der Papst antwortete darauf nun: "Sich der Heuchelei in der Art, den Glauben zu leben, bewusst zu werden, ist eine Gnade und ein erster Schritt, den wir gehen müssen. Wir müssen für die Geschichte Verantwortung übernehmen, sowohl als einzelner als auch in Gemeinschaft. Angesichts dieses Verbrechens können wir nicht gleichgültig bleiben. Das anzunehmen bedeutet, sich der Krise auszusetzen."

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" sieht die schnelle Antwort aus Rom als "brüderliche Rückenstärkung". Der Brief sei auch eine Aufforderung an Marx, "sich hier in seinem Bistum und auf dem Reformkurs der katholischen Kirche in Deutschland auch weiterhin mit seiner Kraft und Kompetenz einzusetzen", sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner. "Es ist ein Zeichen, dass es mehr noch als eines personellen Wechsels eines strukturellen, mentalen und spirituellen Wechsels bedarf."

Auch Kirchenrechtler Thomas Schüller versteht in der Ablehnung des Rücktrittsgesuchs einen Aufruf zu Reformen. "Die Botschaft: Wir können vor der strukturellen Sünde und Schuld des sexuellen Missbrauchs nicht fliehen - sondern müssen ihr gemeinsam ins Auge schauen. Und: Wir müssen Reformen anstoßen, das heißt Fleisch auf den Grill legen", sagte der Direktor des Institutes für Kanonisches Recht an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster der Deutschen Presse-Agentur. ""Vorsätze" zur Änderung des Lebens zu machen, ohne "das Fleisch auf den Grill zu legen", führt zu nichts", hieß es im Papst-Brief.

Marx werde nun im Amt als Sünder mit seinen Fehlern als Bischof von Trier und Erzbischof von München-Freising im Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch konfrontiert werden. "Das mag schmerzlich sein, aber der Papst erspart Marx nicht diesen Gang."

Für diesen Sommer wird ein Gutachten über Fälle von sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising erwartet, das vor allem herausarbeiten soll, wie sexueller Missbrauch von Priestern im Bistum möglich wurde und ob hochrangige Geistliche Täter schützten.

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