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Wie München auf das Ja zum Oktoberfest 2022 reagiert


Reaktionen auf Wiesn-Entscheidung
Ein Grund zum Feiern?

Von Christof Paulus

29.04.2022Lesedauer: 4 Min.
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Das Oktoberfest aus der Luft mit Bierzelten und Fahrgeschäften (Archivbild): 2022 soll es nach zwei Absagen in Folge wieder stattfinden.Vergrößern des Bildes
Das Oktoberfest aus der Luft mit Bierzelten und Fahrgeschäften (Archivbild): 2022 soll es nach zwei Absagen in Folge wieder stattfinden. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Das Oktoberfest 2022 soll stattfinden. Politische wie gesundheitliche Bedenken habe er gehabt, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter, als er seine Entscheidung verkündet. Der Jubel über die Zusage ist groß. Doch Vorbehalte bleiben.

Er sei "echt glücklich", sagt Christian Schottenhammel am Freitag nach der Entscheidung von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Rund eine Stunde zuvor hatte der verkündet, dass das Oktoberfest 2022 nach zweijähriger Pause wieder stattfinden soll, ohne Zugangsbeschränkungen, ohne Corona-Regeln, so wie bis 2019 gewohnt.

Das Oktoberfest werde den Tourismus in der Stadt beleben, sagt Schottenhammel im Gespräch mit t-online. Er ist Festwirt auf der Wiesn und zugleich Sprecher der Hoteliers und Gastronomen in München. Das Oktoberfest werde zwar "münchnerischer" werden, er erwartet weniger externe Gäste als zuletzt. Doch einen Schub könne die Wiesn dem Städtetourismus und den Übernachtungszahlen in der Stadt dennoch geben.

Oktoberfest soll 2022 wieder nach München zurückkehren

2020 und 2021 war das Oktoberfest zum ersten Mal seit Bestehen der Bundesrepublik ausgefallen, Grund war die Corona-Pandemie. Nun sind deutschlandweit fast alle Kontaktbeschränkungen gefallen, die Gastronomie hat bis auf wenige Ausnahmen wieder so geöffnet, wie man es vor der Pandemie gewohnt war. Doch ein anderer Faktor wurde nun zum neuen Problem, wie Reiter verlautbaren ließ.

Er sagte Mitte März, dass er es "schwer vorstellbar" findet, "zu feiern, Bier zu trinken und Karussell zu fahren", solange zugleich in der Ukraine und Münchens Partnerstadt Kiew Krieg herrsche. Und so mussten Wirte und Schausteller nach zwei mageren Jahren auch in diesem Frühling wieder um das größte Volksfest der Welt zittern.

Doch sie könne die Bedenken Reiters nachvollziehen, auch wenn die Entscheidung für sie letztlich alternativlos war, sagt Yvonne Heckl im Gespräch mit t-online. Sie ist Sprecherin der Münchner Schausteller und verfolgte die Rede Reiters mit großer Anspannung. "Nach jedem Satz dachte ich, jetzt kommt das Aus."

Entscheidung um Oktoberfest mit Spitzen gegen Söder

Denn Reiter schilderte in seiner Rede zunächst ausführlich, welche Bedenken er habe, welche Faktoren in seine Entscheidung hineinspielten und dass er sich diese nicht leicht gemacht habe – anders als etwa das "Team Volksfesthopping", wie er es nannte. Gemeint damit war eindeutig Ministerpräsident Markus Söder.

"Er ist ein seriöser Mann", sagt Heckl über Reiter. Und dass er seine Entscheidung im Einzelnen dargelegt habe, mache sie auch für diejenigen nachvollziehbar, die ähnliche Bedenken wie Reiter hatten. Als dann gegen Ende der Rede klar war, dass Reiter sich trotz allem für die Wiesn entschieden hat, sei ihr kein Stein, sondern "ein Felsbrocken vom Herzen gefallen".

Markus Söder begrüßt Oktoberfest-Zusage in München

Söder bezeichnete die Entscheidung auf Twitter als ein "gutes Signal gerade auch in schwerer Zeit". Er werde gerne auf die Theresienwiese gehen und freue sich "auf die erste Mass". In den vergangenen Wochen war Söder bereits auf einigen Volksfesten zu Gast, etwa bei der Eröffnung des Münchner Frühlingsfestes am vergangenen Wochenende.

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Unverkennbar spielte Reiter darauf an, als er vom "Team Volksfesthopping" sprach. Es war zudem eine Spitze gegen Söder, der sich im Verlauf der Corona-Pandemie immer wieder als Mitglied im "Team Vorsicht" inszeniert hatte, wie er es nannte. Häufig verschärfte Bayern unter seiner Führung die Corona-Maßnahmen früher, als dies der Bund tat.

Unterstützung für die Wiesn auch von bayerischer FDP

Von einer "richtigen Entscheidung" spricht auch der FDP-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Martin Hagen. Auf Twitter schreibt er: "Ich freue mich auf die Wiesn!" Aber was sagen eigentlich die, die als Anwälte für Reiters Bedenken sprechen könnten?

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"Wir beschäftigen uns mit anderen Dingen", berichtet Dmytro Shevchenko, ukrainischer Konsul in München, auf Anfrage von t-online. "Natürlich ein Infektions-Risiko-Ereignis" nennt der Infektiologe Christoph Spinner vom Klinikum Rechts der Isar das Ereignis. Einen Grund, das Oktoberfest wegen Corona erneut abzusagen, sah er jedoch im Vorfeld der Entscheidung nicht.

"Das klinische Bild hat sich verändert", sagte er. Gründe seien die geringere Krankheitsschwere bei Omikron sowie zunehmender Immunschutz in der Bevölkerung. "Wir sind in einer Phase, in der der Staat entscheiden muss, wo er noch eingreifen muss und will." Und das ist bei der Wiesn 2022 wohl nicht gegeben – zumindest Stand heute.

Wenig Kritik an Oktoberfest in München 2022

Dass sich das Infektionsgeschehen noch einmal verändern könnte und eine erneute Absage nötig werden würde, schloss Reiter am Freitag nicht aus. Anders als mögliche Auflagen und Kontaktbeschränkungen, wie etwa Zutritt nur für Getestete mit vorheriger Impfung oder Genesung: Dazu fehle die rechtliche Grundlage, sagte er.

So sei nur die Wahl geblieben: "Ganz oder gar nicht." Reiters Wahl fiel auf: Ganz. Nicht gelungen ist es ihm jedoch, den Widerspruch zwischen seinen Äußerungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg im März und der aktuellen Entscheidung aufzulösen. Seine damaligen Bedenken habe er nach der in seinen Worten "beeindruckenden Rede" des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko geäußert.

Zu Beginn der Rede nannte er den Krieg als Grund für ihn, das derzeit laufende Frühlingsfest nicht zu besuchen. Anschließend fügte er an, dass es jedoch offen sei, ob der Krieg auch am 17. September, wenn das Oktoberfest starten soll, noch läuft. Reiters Argumentation zufolge sei dies nun kein Grund, das Oktoberfest erneut abzusagen. Offen ließ er jedoch, welcher der Umstände sich seit März geändert habe.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Christian Schottenhammel, Yvonne Heckl und Dymtro Shevchenko
  • Rede von Dieter Reiter am 29. April
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