Ryanair in Nürnberg: 80 Stellen offen – Personaloffensive gestartet

Ungewöhnliche Personaloffensive: Ryanair eröffnet in Nürnberg einen Wartungsstandort – und das, obwohl die Airline eigentlich aufs Ausland setzen will.

Eigentlich will Ryanair sich in Zukunft auf das Ausland konzentrieren. In Deutschland seien die Kosten an den Flughäfen einfach zu hoch, heißt es. An einem deutschen Standort dagegen hegen die Verantwortlichen keine Zweifel, sie bauen ihn sogar deutlich aus. Es ist der vergleichsweise kleine Nürnberger Flughafen. Aber wieso eigentlich?

Eine Strategie des Unternehmens lautet: auf kleinere statt auf die großen Flughäfen zu setzen – wegen der Kosten. Nun macht der irische Billigflieger ernst. Ein Blick in die Partnerstellenangebote auf der Webseite des Albrecht-Dürer-Airports zeigt: Ryanair Engineering hat in Nürnberg eine große Personaloffensive gestartet.

Ryanair eröffnet neuen Wartungsstandort

Der Sprecher des Flughafens Nürnberg bestätigt, dass die Tochtergesellschaft des Billigfliegers einen Wartungsstandort eröffnet. Dafür habe Ryanair Engineering neuerdings einen Hangar angemietet, plus Nebenräume, sagt Christian Albrecht auf Nachfrage von t-online. Die große Flughalle habe zuvor teilweise leer gestanden, sei einst von Lufthansa und Air Berlin Technik genutzt worden. Somit stand "eine entsprechend große Wartungshalle zur Verfügung", ein anderer Bereich habe dafür nicht abgebaut werden müssen, so Albrecht.

In der Halle sollen künftig zwei Maschinen gewartet werden können – in der Größe des Kurz- und Mittelstreckenfliegers Boeing 737-800, auf den Ryanair setzt. In Nürnberg hat Ryanair zwei Flugzeuge stationiert, zur Wartung werden jetzt Maschinen von deutlich weiter her erwartet.

• Ryanair-Chef wettert in Nürnberg gegen die Lufthansa

Rund 80 Stellen hat die Wartungstochtergesellschaft in Nürnberg ausgeschrieben, in Form von 14 unterschiedlichen Stellenprofilen: von Flugzeugmechanikern über Ingenieure und Sicherheitsinspektoren bis hin zu Führungspositionen. Zur Akquise war in den vergangenen Tagen auch ein Stand am Flughafen aufgebaut. Die Ryanair Engineering Germany GmbH mit ihrem deutschen Sitz in Berlin ist eigenständig und von der Airline an sich zu unterscheiden. Ansonsten werden in Deutschland sonst nur in Berlin und Frankfurt-Hahn Flugzeuge gewartet.

Der Job verspricht laut Beschreibung "attraktives Gehalt" und einen deutschen Arbeitsvertrag, allerdings soll die Bewerbung in englischer Sprache erfolgen. Die Gesellschaft lege Wert auf Diversity und Weiterentwicklung, heißt es. Dafür brauche es die Bereitschaft für Schichtarbeit und Überstunden. Aus ihrer Abneigung gegen Streiks und Gewerkschaften hat die Unternehmensspitze dagegen in der Vergangenheit keinen Hehl gemacht. Siehe hier.

Flugplan: Neue Direktverbindung im Winter

Aber wieso ausgerechnet Nürnberg? Ryanair selbst wollte sich auf mehrfache Anfrage von t-online nicht äußern. Bekannt ist, dass sich die Iren zuletzt immer wieder zum Standort Nürnberg bekannt haben. So auch jüngst in einem Interview von Annika Ledeboer, die Ryanair-Repräsentantin für den deutschsprachigen Raum, mit der Deutschen Presseagentur. Darin heißt es, dass Ryanair in Zukunft vor allem außerhalb Deutschlands wachsen wolle: "Mit seinen hohen Kosten sticht Deutschland als Markt nicht gerade hervor." Italien oder Spanien seien da deutlich attraktiver, Crew-Personal werde lieber in Frankreich oder Schweden gesucht. Nürnberg bildet da die Ausnahme, wo Ryanair nach wie vor Potenzial sieht.

Flughafensprecher Albrecht weiß um die Attraktivität des fränkischen Standorts: Die Metropolregion biete einen attraktiven Arbeitsmarkt mit qualifiziertem Personal. Umgekehrt sei der Ausbau auch eine gute Sache für die Region: Bringe er doch "qualifizierte Jobs vor der Haustüre" und gegebenenfalls auch den Zuzug von Fachkräften mit sich. Dies bedeute außerdem eine Stärkung und Aufwertung des Luftverkehrsstandorts.

Auf den Flugplan hat die Neueröffnung des Wartungsstandorts keine Auswirkungen. Derweil hat Ryanair eine neue Direktverbindung für den Winterflugplan angekündigt: Lanzarote, das bereits auch von Corendon angesteuert wird.