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Leon Goretzkas Dilemma beim FC Bayern – ist sein Abschied der Ausweg?


Abschied als letzter Ausweg?
Tuchels eiskalte Antwort auf Goretzkas Liebesbekenntnis

Von Julian Buhl

27.07.2023Lesedauer: 4 Min.
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Leon Goretzka: Der Bayern-Star wurde zuletzt öffentlich infrage gestellt.Vergrößern des Bildes
Leon Goretzka: Der Bayern-Star wurde zuletzt öffentlich infrage gestellt. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Leon Goretzka hat momentan einen schweren Stand beim FC Bayern. Daran ändert auch sein Treuebekenntnis nichts. Wird die Heim-EM ein Umdenken befördern?

Die Situation für Leon Goretzka beim FC Bayern bleibt weiterhin kompliziert. Das wurde beim ersten Testspiel des Rekordmeisters im Rahmen seiner Asienreise am Mittwoch gegen Manchester City (1:2) einmal mehr deutlich.

Denn bei dem in Tokio ausgetragenen Duell fand sich Goretzka erneut zunächst nur auf der Bank wieder. Es war zwar eigentlich nur ein Freundschaftsspiel. Für die Münchner war es aber auch die Revanche gegen den amtierenden Champions-League-Sieger, der sie auf dem Weg zu diesem Titel im Viertelfinale ausgeschaltet hatte. Ein erster Härtetest also, an dem sich die Bayern-Stars durchaus gerne messen lassen.

Auch Trainer Thomas Tuchel diente das Wiedersehen mit Pep Guardiola und City als erster echter Gradmesser der neuen Spielzeit. Dementsprechend schickte er die in seinen Augen bestmögliche Startelf auf den Platz, die ihm momentan zur Verfügung steht. Goretzkas Problem: Er gehört derzeit nicht dazu.

Während die A-Elf um Joshua Kimmich und Neuzugang Konrad Laimer als Duo im zentralen Mittelfeld von Beginn an auflief, wurde Goretzka erst gemeinsam mit zahlreichen Jugend- und Ersatzspielern eingewechselt. Und das, obwohl unter anderem mit den beiden angeschlagenen Thomas Müller und Eric Maxim Choupo-Moting noch zwei weitere Stammplatzkandidaten gar nicht erst mit nach Asien gereist sind.

Goretzka will um seinen Platz bei Bayern kämpfen

In der komplett neu formierten Bayern-Elf konnte Goretzka dann auch nicht groß auf sich aufmerksam machen und blieb, wie der Rest seiner Teamkollegen, unauffällig. So wird es schwer für ihn, sich seinen Stammplatz bei Bayern zurückzukämpfen und den Status des Verkaufskandidaten, der ihm derzeit anhaftet, wieder loszuwerden.

Dass er dazu fest entschlossen ist, das hatte der 28-Jährige erst am Sonntag klargestellt und sich zum FC Bayern bekannt. "Ich liebe den Verein, ich liebe die Stadt, ich liebe die Fans, ich möchte da einfach weitermachen. Da gibt es keine Gedanken, den Verein zu verlassen", sagte Goretzka am Rande der Teampräsentation in München. Wechsel also ausgeschlossen? "Viel klarer, als ich das gerade gesagt habe, kann man das, glaube ich, nicht machen."

Es war ein bemerkenswert kämpferischer letzter Eindruck, den Goretzka da unbedingt noch in München hinterlassen wollte, bevor er sich am Montag mit dem FC Bayern auf die Asientour begab. Schon beim vorangegangenen Abschlussspiel der Trainingseinheit in der Allianz Arena hatte er mit einem wuchtigen Kopfballtor den Schlusspunkt gesetzt und seinen Beobachtern seine ganze Athletik und Torgefährlichkeit dabei eindrucksvoll vor Augen geführt.

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Goretzka schickte mit Worten und Taten eine unmissverständliche Botschaft an Tuchel und die Klubbosse: Er will bei Bayern bleiben und um seinen Platz im Team kämpfen. Eine erste Antwort seines Trainers bekam er am Mittwoch. Der erwiderte Goretzkas Liebesbekenntnis aber nicht und wies ihm stattdessen erneut einen Bankplatz zu.

Tuchel setzt weiterhin nicht auf Goretzka

Schon beim ersten lockeren Testkick gegen den Kreisligisten FC Rottach-Egern (27:0) während des Trainingslagers am Tegernsee hatte Tuchel lieber auf das Duo mit Kimmich in offensiverer Rolle sowie Laimer als defensive Absicherung im Mittelfeld gesetzt und Goretzka nur seiner B-Elf zugeordnet. Dieser Linie bleibt er weiterhin treu. Goretzka muss Laimer dabei zuschauen, wie der Österreicher sich immer weiter auf seiner Position festspielt.

Im Gegensatz zu Goretzka hat der ablösefrei aus Leipzig gekommene Laimer sogar prominente Fürsprecher im Klub. "Die Frage auf der Sechs stellt sich mir gar nicht", sagte Uli Hoeneß, als er im Trainingslager "dahoam" an seinem Tegernsee vorbeischaute, "weil Laimer ein Transfer ist, an dem wir sehr, sehr viel Spaß haben werden."

Und Tuchel, dessen Wunschtransfer mit Declan Rice geplatzt ist, wünscht sich trotz Laimer weiterhin noch eine zusätzliche verlässliche und defensivstarke Alternative auf der Sechser-Position, die er in seinem aktuellen Kader nach wie vor vermisst.

Als Tuchel am Tegernsee nach Goretzka und dessen Zukunft befragt wurde, hatte er sich nicht darauf festlegen wollen, dass dieser auch am Ende der Transferperiode noch im Kader sein werde. "Das würde ich für keinen Spieler bestätigen, dafür ist die Transferzeit noch viel zu früh und es passieren viel zu viele Dinge", sagte der 49-Jährige, der nicht als größter Fan des zentralen Mittelfeldspielers gilt. Goretzka hatte schon am Ende der vergangenen Saison seinen Stammplatz unter ihm verloren.

"Ich finde, das ist eine legitime Aussage. Wir wissen alle, wie schnelllebig das Geschäft ist", antwortete Goretzka darauf. "Ich glaube, es gibt schon sehr verrückte Sachen, die in so einem Transferfenster passieren." Für sich selbst schloss er das allerdings gleich im nächsten Satz explizit aus.

Wie lange hat Goretzkas Bekenntnis Bestand?

Die Frage ist allerdings, wie lange dieses Bekenntnis auch Bestand haben wird, wenn sich die Ausgangslage für Goretzka trotz aller Bemühungen nicht grundlegend ändern wird. Goretzka steckt momentan in einem Dilemma fest. Dass er den Konkurrenzkampf bei Bayern auch unter zunehmend erschwerten Bedingungen annehmen will, spricht für ihn und seine tadellose Einstellung. So ist er eben: Leon, der Profi.

Was aber, wenn sich seine Perspektiven auch nach dem Saisonstart in zweieinhalb Wochen nicht entscheidend verbessern, der Kampf um seinen Stammplatz und damit um seine Zukunft bei Bayern am Ende aussichtslos und bereits verloren ist?

Gut möglich, dass Goretzka in diesem Fall sein vermeintlich endgültig klingendes Bekenntnis zu Bayern und einem Verbleib in München überdenken müsste. Mit Blick auf die Heim-Europameisterschaft im Sommer 2024 kann es sich der Nationalspieler schließlich nicht leisten, die Saison zuvor als Reservist zu bestreiten.

Dann bleibt nur ein Wechsel als letzte Option

Bei der Weltmeisterschaft in Katar hatte er es schon als formstarker Stammspieler zumindest beim Auftaktspiel nicht an Kimmich und İlkay Gündoğan vorbei in die Startelf geschafft. Um sich im Duell mit seinen beiden Konkurrenten beim DFB-Team behaupten zu können, braucht Goretzka definitiv einen Stammplatz im Verein.

Wenn er zu der Erkenntnis kommen sollte, diesen bei Bayern nicht mehr bekommen zu können, bliebe ihm nur ein Vereinswechsel als letzte Option. Bis 31. August ist das Transferfenster noch geöffnet. Ein Deal mit Borussia Dortmund, über den spekuliert wurde, kam für den ehemaligen Bochumer und Schalker ohnehin nie infrage. Der BVB hat sich stattdessen mittlerweile auch mit seinem vormaligen Teamkollegen Marcel Sabitzer verstärkt.

West Ham sowie Manchester United sollen dagegen weiterhin an ihm interessiert sein. Goretzka steht jetzt vor fünf sehr entscheidenden Wochen, es könnten die wichtigsten seiner Karriere sein.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Beobachtungen
  • Mixed-Zone-Gespräch mit Leon Goretzka am 23. Juli in der Allianz Arena
  • Pressekonferenz mit Thomas Tuchel am 15. Juli am Tegernsee
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