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FC Bayern: Schreibt Mathys Tel sein Fußballmärchen in München?


Bayerns neuer Shootingstar
Ein Märchen aus München

Von Julian Buhl

Aktualisiert am 28.09.2023Lesedauer: 5 Min.
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Mathys Tel: Der 18-jährige Franzose schreibt beim FC Bayern momentan an seinem ganz persönlichen Fußballmärchen.Vergrößern des Bildes
Mathys Tel: Der 18-jährige Franzose schreibt beim FC Bayern momentan an seinem ganz persönlichen Fußballmärchen. (Quelle: IMAGO/Moritz Mueller)

Mathys Tel trifft erneut und schreibt das nächste Kapitel in seinem Fußballmärchen beim FC Bayern. Damit macht er nicht nur die eigenen Fans glücklich.

Mathys Tel bewies auch nach dem Pokalspiel des FC Bayern am Dienstagabend bei Preußen Münster (4:0) mal wieder sein ganz besonderes Fingerspitzengefühl. Ein kleiner Junge, der unerlaubt in den Innenraum gelangt war, rannte auf ihn zu und wurde von einem Stadionordner verfolgt. Fast wurde das Kind eingeholt und gestoppt.

Als Tel das von Angst erfüllte Gesicht des Fans sah, reagierte er blitzschnell: Er griff nach dem Jungen, nahm ihn schützend in seinen Arm und machte eine beruhigende Geste in Richtung des Ordners.

Anschließend erfüllte er dem Jungen auch noch seinen Wunsch, zog sein Trikot aus und überreichte es ihm. Besonders bemerkenswert daran: Der kleine Fan trug einen grün-weißen Schal in den Farben von Preußen Münster. Jetzt erobert Tel also sogar schon die Herzen der gegnerischen Fans im Sturm.

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Der erst 18 Jahre alte Angreifer der Bayern schreibt weiterhin an seinem ganz persönlichen Fußballmärchen. In erster Linie war ihm das mit seiner erneut äußerst bemerkenswerten Leistung in den vorangegangenen 90 Minuten gelungen. Nachdem er zuletzt schon in der Bundesliga und in der Champions League als Superjoker bei Bayern überzeugt hatte, nutzte er nämlich auch seine Bewährungschance in der Startelf eindrucksvoll.

Hier ist Tel sogar schon besser als Kane

Gegen Münster gelangen ihm sein insgesamt bereits fünftes Saisontor sowie sein zweiter Assist – und das gerade einmal bei einer Gesamteinsatzzeit von 236 Spielminuten. Tel benötigt damit also im Schnitt nur 33,7 Minuten, um an einem Tor beteiligt zu sein und knapp 47,2 Minuten für einen eigenen Treffer. Damit übertrifft er sogar Harry Kane. Denn der Neuzugang trifft bislang "nur" alle 69,3 Minuten für Bayern und benötigt 46,2 Minuten für eine Torbeteiligung.

Bei der Vorlage zum 1:0, das Eric Maxim Choupo-Moting erzielte, hatte er seinen Gegenspieler schwindelig gespielt und anschließend eine präzise Flanke vors Tor geschlagen. Auch danach zeigte er weiter unermüdlich großen Einsatz. Denn Tel wollte unbedingt noch sein Tor. Vier Minuten vor dem Ende traf der dann schließlich aus spitzem Winkel durch die Beine des gegnerischen Torhüters Johannes Schenk (86.).

Freund über Tel: "Eine verrückte Geschichte"

Auch Bayerns neuer Sportdirektor Christoph Freund sieht in Tels Cinderella-Story längst "eine verrückte Geschichte". "Wenn man seine Scorerpunkte in den letzten Wochen aufrechnet, ist das schon Wahnsinn", sagte Freund. Tel sei "einfach ein richtig guter Junge, der weiß, was er will, der sehr fokussiert ist, von den älteren Spielern immer wieder lernt im Training".

Tel war vor einem Jahr als 17-Jähriger und eines der begehrtesten Sturmtalente in Europa für die hohe Ablösesumme von 20 Millionen Euro von Stade Rennes zum deutschen Rekordmeister gekommen. In seiner ersten Saison kam er auf 28 Pflichtspieleinsätze und sechs Tore. Und wurde dabei bereits zu Bayerns jüngstem Torschützen in der Bundesliga (17 Jahre und 136 Tage).

Tel scheut auch den hohen Konkurrenzkampf bei den Münchnern nicht. Im Sommer machte er von Anfang an klar, dass er keinen Gedanken an ein von der Seite Bayerns zumindest angedachtes Ausleihgeschäft hegt – trotz der Verpflichtung von Harry Kane für über 100 Millionen Euro, der in der Hierarchie klar vor ihm steht.

Tel sei "ein positiver Typ, der seine Rolle annimmt und sich entschieden hat, sich beim FC Bayern durchzubeißen. Der Junge macht unglaublich Freude", sagte Freund. "Ein junger Spieler, wie man ihn sich wünscht."

Diese Dinge schaut sich Tel von Kane ab

"King Kane" attestierte seinem potenziellen Thronfolger "einen sehr guten Start in die Saison. Er konnte immer seinen Beitrag leisten, wenn er aufgelaufen ist". Auch der Kapitän der englischen Nationalelf lobte explizit Tels positive Einstellung im Training. Dort nutzt der Jungstar die Möglichkeit, sich von Kane, dem momentan wohl besten Mittelstürmer der Welt, viele Dinge abzuschauen. Unter anderem habe der ihm schon Tipps zur Verbesserung seines Kopfballspiels sowie bei der Ballannahme aus der Luft gegeben, wie Tel verriet.

"Er hat einen hohen Einfluss von der Bank. Er ist im Moment eine Waffe für uns. Wir wissen, dass wir mit ihm Spiele drehen können", betonte Tuchel schon zuletzt. Seine letzten acht Tore erzielte Tel alle in der entscheidenden Schlussviertelstunde der jeweiligen Partien.

Tuchel mahnte aber auch beide Seiten zur Geduld. Es sei wichtig, "nicht sofort wieder drei Schritte vor dem nächsten" zu machen. Dass Tel sich auch durch Hindernisse und Rückschläge nicht von seinem Weg abbringen lässt, imponiert dem Bayern-Coach besonders. Tuchel erwähnte explizit den schwierigen Start, den Tel im Supercup erlebt hatte. Bei dem 0:3 gegen RB Leipzig hatte der junge Stürmer als Belohnung für seine starke Vorbereitung zwar von Beginn an spielen dürfen, aber gleich mehrere hochkarätige Chancen liegen lassen.

Tels Tore sind auch ein Zeichen gegen Rassismus

Anschließend musste er in den sozialen Netzwerken auch noch rassistische Beleidigungen über sich ergehen lassen. Im folgenden Spiel in Bremen (4:0) schoss er dann als Einwechselspieler gleich sein erstes Tor. Und zeigte als Reaktion auf die vorangegangenen Anfeindungen seinen "Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen"-Jubel, den er nun auch wieder nach seinem Treffer in Münster präsentierte.

Der Beginn seines mittlerweile fast schon unwirklichen Fabellaufs. Den setzte er auch vergangene Woche mit seinem Jokertreffer gegen Manchester United fort und stellte seine Klasse mit seinem Premierentor in der Champions League auch in der Königsklasse unter Beweis. Und zwar auch nach dem Schlusspfiff.

Schon damals hatte er einem Bub auf dem Weg Richtung Spielertunnel noch einen ganz besonderen Wunsch erfüllt. Er hob ihn kurzerhand über die Trainerbank hinunter in den Innenraum der Arena. Dort unterhielt er sich ein wenig mit seinem Bewunderer und umarmte ihn herzlich. Weil er sein Trikot bereits zuvor verschenkt hatte, zog er sein Trainingsshirt und seine Fußballschuhe aus und überreichte ihm beides.

Müller über Tel: "Deswegen lieben wir ihn"

Auch Vizekapitän Thomas Müller lobte seinen Mitspieler anschließend im Gespräch mit t-online in der Mixed Zone in den höchsten Tönen. "Er gibt einfach immer Energie, will immer ein Tor machen. Deswegen lieben wir ihn", so Müller. "Aber das verlangen wir natürlich auch."

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Man sei schließlich "hier beim FC Bayern auch nicht einfach zum Kaffeeklatsch oder weil wir in der Lotterie gewonnen haben. Sondern es geht hier um die höchste Leistungsklasse, die wir haben in Deutschland." Da müsse sich jeder einbringen. "Das macht er natürlich exzellent, seine Quote ist ja schon außergewöhnlich. Da wird er dranbleiben."

Da ist sich auch Jamal Musiala sicher. "Er arbeitet richtig hart. Ein super Spieler. Ich liebe es, mit ihm zusammenzuspielen", sagte auch Musiala zu t-online. Und Tel sei "ein feiner Kerl", ergänzte Torhüter Sven Ulreich, "wissbegierig, lernwillig, bodenständig und arbeitet viel an sich. Er ist ein Vorbild für alle jungen Spieler, die hierherkommen."

Das stellt er mit seinen Toren und Vorlagen, aber nicht zuletzt auch mit seinem ganz besonderen Gespür für die Fans immer wieder unter Beweis. Tel hat das Potenzial zum absoluten Publikumsliebling – bei Bayern und sogar bei so manchem Gegner.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche
  • Gespräche in der Mixed Zone mit Thomas Müller und Jamal Musiala am 20. September
  • Mixed-Zone-Gespräch mit Christoph Freund am 23. September
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