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FC Bayern: Tuchel mit brisanter Aussage nach Leverkusen-Spiel – hat er Recht?


Brisante Aussage von Bayern-Trainer
Hat Thomas Tuchel recht?

Von t-online, dd

16.02.2024Lesedauer: 4 Min.
Aktuell unglücklich: Bayern-Trainer Tuchel beim Spieler seiner Mannschaft in Rom.Vergrößern des BildesAktuell unglücklich: Bayern-Trainer Tuchel beim Spieler seiner Mannschaft in Rom. (Quelle: IMAGO/Jonathan Moscrop/imago-images-bilder)
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Der Trainer des deutschen Rekordmeisters macht seinen Spielern Vorwürfe. Aus gutem Grund – oder liegen die aktuellen Probleme der Bayern auch bei ihm selbst?

Zwei Sätze, die einschlagen. "Ihr seid nicht so gut, wie ich annahm. Dann muss ich mich eurem Niveau eben anpassen" soll Bayern-Trainer Thomas Tuchel seiner Mannschaft nach dem 0:3-Debakel im Bundesliga-Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen in der Kabine entgegengeworfen haben. So berichtete Sky am Donnerstag (mehr dazu lesen Sie hier).

Und das mitten in einer schweren Sinnkrise des deutschen Rekordmeisters – fünf Punkte Rückstand im Meisterschaftsrennen, zuletzt auch spielerisch enttäuschend, keine Sicherheit – und: keine Torgefahr. Schon den Auftritten von Tuchels Mannschaft in den Wochen vor Leverkusen fehlte es an Leichtigkeit und Esprit, ehe sich die angedeutete Gemütsschwere endgültig Bahn brach. Fortgesetzt nun auch am Mittwoch durch das 0:1 bei Lazio Rom im Achtelfinalhinspiel der Champions League.

"Ihr seid nicht so gut, wie ich annahm" – wie viel Wahrheit steckt in diesem kolportierten Satz? Hat Tuchel recht? Genügt die mit Abstand teuerste Mannschaft im deutschen Profifußball nicht den Ansprüchen des Star-Trainers? Oder sind die Schwächen auch bei ihm selbst zu suchen? Ein Annäherungsversuch.

Tatsächlich benannte Tuchel erst am Mittwochabend ein aktuell viel dringlicheres Problem seiner Mannschaft. "Wir tun uns schwer. Bisher haben wir Ergebnisse geliefert. Jetzt tun wir uns schwer, Torchancen rauszuspielen und diese zu verwerten", erklärte ein sichtlich konsternierter Tuchel in Rom. In der Tat: Die unbestechliche Uefa-Statistik wies nach der Partie im Stadio Olimpico zwar insgesamt 17 "Schüsse" für die Bayern aus – doch wurden davon gleich 5 Versuche geblockt, 10 Schüsse kamen gar nicht auf das Tor der Gastgeber, gingen weit über oder neben das Tor. Und: Trotz gleich 6 Läufen in den Lazio-Strafraum und insgesamt sogar 53 Angriffszügen stand bei "Klare Torchancen" am Ende die Null.

Kane ist aktuell kein Faktor

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beim 0:3-Debakel in Leverkusen: Die Bayern sind offensiv aktuell einfach zu harmlos. Trotz durchschnittlich 62 Prozent Ballbesitz brachte die so viel gelobte Offensive der Münchner laut Statistik von bundesliga.de nur acht Schüsse zustande – davon schaffte es ein einziger auf das Tor der Leverkusener.

Sinnbildlich dazu: Die aktuelle Form von 100-Millionen-Euro-Einkauf Harry Kane, im bisherigen Saisonverlauf auch dank teils berauschender 28 Pflichtspieltore eigentlich über jeden Zweifel erhaben. Bei Lazio aber kam der Engländer auf gerade einmal 31 Ballkontakte. Nur die eingewechselten Matthijs de Ligt, Eric Maxim Choupo-Moting und Mathys Tel kommen auf niedrigere Werte – weil sie erst in der 73. und 81. Minute eingewechselt wurden. In Leverkusen waren es gar nur 18 Ballberührungen für den 30-Jährigen. Torschüsse insgesamt: fünf – in beiden Schlüsselspielen zusammen.

Zwar muss zur Ehrenrettung der Münchner angemerkt werden: In Leverkusen machte der aktuell berauschend aufspielende, zudem beeindruckend defensivstarke Spitzenreiter den Angriffsbemühungen der Bayern den Garaus. In Rom war es nun die nicht unbedingt hochkarätig besetzte, aber unbequem zu bespielende Mannschaft des gewieften Trainers Maurizio Sarri. Zur Wahrheit gehört auch, dass der so anspruchsvolle Tuchel, der von den eigenen Spielern stets viel erwartet, selbst seine Mannschaft in dieser Saison wiederholt mit Taktikanweisungen überfrachtet, mit überraschenden Umstellungen aus dem Tritt gebracht – und damit zusätzlich verunsichert hat.

Innenverteidiger Dayot Upamecano wurde bei Lazio zur Verkörperung dieser Verunsicherung. Seit seinem Wechsel zu den Bayern ohnehin oft anfällig für schwere Patzer, verursachte der Franzose in Rom mit einem unnötigen Foul den letztlich spielentscheidenden Elfmeter. Und Tuchel kritisierte danach offen bei DAZN: "Es ist zu wild. Es reicht, wenn er ihn blockt. Er will das natürlich überhaupt nicht, sieht für mich komplett unabsichtlich aus. Trotzdem ist überhaupt keine Not da, diese Bewegung zum Fuß hin zu machen." Mit solchen Szenen "bringen wir uns auf die Verliererstraße."

Thomas Müller erklärte wieder einmal, woran es lag

Defensive Patzer und eine ständige Anfälligkeit für Gegentore – acht Stück in den letzten sechs Spielen, von denen dazu drei verloren gingen –, dazu kaum Inspiration, kaum ein Überraschungsmoment im Spiel nach vorn: Dass das weder den Ansprüchen Tuchels noch denen des FC Bayern genügen mag, würde nicht verwundern – auch nicht, dass der Fußball-Lehrer dann auch mal Spieler anzählt und damit vielleicht auch aus umgekehrter Psychologie eine Trotzreaktion hervorrufen will. Schon im Januar ging er Leroy Sané öffentlich an, forderte mehr Einsatz vom Nationalspieler, "sonst ist mir das zu wenig." Tuchel, der Provokateur. Bei Sané allerdings bislang ohne großen Erfolg. Wettbewerbsübergreifende Bilanz des Angreifers 2024: null Tore, drei Torvorlagen in sieben Spielen.

Doch es sollte nicht nur um Partien gehen, in denen die Bayern spielerisch enttäuschen. Selbst Partien mit klarer eigener Überlegenheit sind für die Tuchel-Mannen aktuell stets ein Drahtseilakt. Ein falscher Schritt, und alles ist aus. Beispiel: das Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen am 18. Spieltag. 65 Prozent Ballbesitz, 10:2 Ecken, 21 Torschussversuche – von denen es aber nur sechs direkt auf das Gehäuse der Gäste schafften. Endergebnis: 0:1. Bayern-Urgestein Thomas Müller erklärte danach, woran es lag: "Wir waren einfach zu träge, einfach ohne Leben drin", entfuhr es dem enttäuschten Torjäger. "Es geht nur darum, dass man einer Mannschaft ansieht: Wie sehr will sie ein Tor."

Müller legte Wochen später, nach dem fast eingeschüchterten Auftritt in Leverkusen, nach: "Da fehlen mir – und jetzt können wir unseren Oli Kahn zitieren – teilweise die Eier und diese Freiheit bei den Spielern. Wir haben so eine Verkopftheit in unserem Spiel, vor allem mit Ball."

Dies zu lösen, ist nun die Aufgabe für Thomas Tuchel. Dann wird er sehen, ob seine Provokation etwas gebracht hat. Und ob seine Spieler nun doch so gut sind, wie er annahm.

Verwendete Quellen
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