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Mario Götze wehrt sich: "Grenzen wurden überschritten"


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Erstes Interview nach der WM
Götze wehrt sich: "Es sind Grenzen überschritten worden"

t-online, tht

06.08.2014Lesedauer: 4 Min.
Mario Götze macht Deutschland mit seinem Treffer in der 113. Minute zum Weltmeister.Vergrößern des BildesMario Götze macht Deutschland mit seinem Treffer in der 113. Minute zum Weltmeister. (Quelle: dpa-bilder)
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Mit einer Weltklasse-Aktion verwandelte Mario Götze eine enttäuschende WM in eine unvergessliche. Sein Siegtor im Finale gegen Argentinien sicherte dem 22-Jährigen einen Platz in den Geschichtsbüchern. Erstmals seit dem Triumph von Rio de Janeiro sprach der Nationalspieler nun über seinen goldenen Treffer und seine Leistungen beim wichtigsten Sportereignis der Welt. Dabei wurde wieder einmal deutlich, wie groß die Kluft bei Götze zwischen Selbsteinschätzung und öffentlicher Wahrnehmung ist.

Die Szene in der 113. Minute des Endspiels hat ihn zum Helden gemacht. "In so einer Situation denkt man nicht viel nach. Ich könnte es jetzt beschreiben, aber erst nachdem ich es auch gesehen habe. Im Spiel geschieht das alles intuitiv“, beschrieb er in der "Bild-Zeitung" den Moment, als er die Flanke von André Schürrle technisch perfekt verarbeitete und ganz Fußball-Deutschland in Ekstase versetzte.

Verhältnis bleibt ambivalent

Noch in der Nacht nach dem Endspiel wurde viel diskutiert, welche Folgen dieses Tor für Götze haben würde. Gibt ihm der Treffer einen Schub oder wird er sich auf seinen Lorbeeren ausruhen? Die Antwort wird die kommende Saison bringen. Eine andere Antwort hat Götze allerdings bereits gegeben. Sein Verhältnis zur Öffentlichkeit wird auch weiterhin ein gespaltenes bleiben.

Die Hoffnung, dass sich durch den Gewinn des vierten Sterns, zu dem der Bayern-Star einen entscheidenden Beitrag geleistet hat, beide Seiten annähern würden, hat jedenfalls schnell einen Dämpfer erhalten. Götze nutzte gleich sein erstes Interview nach der WM, um mit seinen Kritikern abzurechnen, die ihm während des Turniers keine guten Leistungen attestierten und obendrein seinen Habitus kritisch beäugten.

Voll ins Fettnäpfchen rein

"Finden Sie die Beurteilung von mir in den Medien immer fair? Ich will nicht verschweigen, dass ich in der Vergangenheit ungute Erfahrungen mit einigen Journalisten und der Berichterstattung über mich gemacht habe. Dabei sind Grenzen überschritten worden", sagte Götze auf die Frage, warum er so oft schweigt und sich abschottet.

Die Vergangenheit indes sah so aus, dass Götze erst Knall auf Fall Borussia Dortmund verlassen und dabei alle im Klub vor den Kopf gestoßen hatte. Dann trat er bei der offiziellen Vorstellung in München mit einem T-Shirt des Konkurrenz-Ausrüsters auf und brüskierte damit seinen neuen Arbeitgeber. Anschließend zog er sich zurück und stand während der zurückliegenden Saison so gut wie nie für Interviews zur Verfügung. Dass so ein Gebaren eine kritische Berichterstattung nach sich zieht, ist nachvollziehbar.

Auftritt wie ein Popstar

Doch Götze tat nichts, um den Eindruck zu revidieren. Während die meisten Fußball-Stars zumindest in der Mixed-Zone den Journalisten Rede und Antwort stehen, spazierte er in steter Regelmäßigkeit an ihnen vorbei. Die Art und Weise wie er das machte, konnte man ihm schnell als Arroganz auslegen.

Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass ein junger Mann, der so hofiert wird und bereits Multi-Millionär ist, dazu neigen kann, etwas an Bodenhaftung zu verlieren, wirkt das spätpubertäre Macho-Auftreten mit hochgekrempelten Ärmeln, entrücktem Blick und perfekt sitzender Frisur nicht zwingend gewinnend. Sondern eher wie das Erscheinen eines Popstars anstatt eines Spitzensportlers.

Götze: "Ah, meine Freunde"

"Ich finde es schon faszinierend, dass von mir immer und zu jeder Zeit absoluter Perfektionismus erwartet wird. Deshalb überlege ich inzwischen zweimal, was ich sage und wie ich mich verhalte. Gerade, wenn jede Wortmeldung tausendfach weiterverbreitet und interpretiert wird", sagte Götze jetzt. Ob diese Erkenntnis neu ist?

Wie er bei der WM aufgetreten ist, beschrieb die "Frankfurter Rundschau“ einmal sehr treffend: "Neulich ist Mario Götze am Swimmingpool entlang geschlurft, wo ein paar Reporter auf Holzliegen hockten und auf Interviewtermine mit einigen seiner Teamkollegen warteten. Götze schaute mit einem Blick hinüber zu den Liegen, der unschwer als optische Strafe zu interpretieren war. Dann sagte er: 'Ah, meine Freunde, hallo, meine Freunde.' Und dann schlurfte er weiter. Man benötigte keine sonderliche Phantasie, um Götzes Grußworte als puren Sarkasmus zu interpretieren. Da bewegte sich einer in seinem persönlichen Empfinden im Medienhotel durchs Feindesland. Niemand grüßte freudig zurück. Es gab nur ein Grummeln."

Gute Leistungen helfen

Der Karren steckt also im Dreck. Götze hält von den Medienvertretern nicht viel und lässt sie es auch spüren. Diese verfassen daraufhin in der Regel keine Jubelarien über den Jungstar, woraufhin Götze sich missverstanden fühlt und lieber nichts mehr sagen möchte. Obwohl Medienberater Sportstars meist glattschleifen bis zur totalen Langweiligkeit, möchte man Götze einen solchen Profi an seiner Seite wünschen.

Hilfreich sind jedenfalls gute Leistungen auf dem Spielfeld. Das ist schließlich das Kerngeschäft eines Profis, an ihnen sollte er gemessen werden. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Auffassungen. Viele Beobachter werfen Götze vor, er würde zu wenig aus seinem Talent machen. Allen voran Günter Netzer. Er bezeichnete die Leistungen des Offensivallrounders vor dem Finale als "eine einzige Enttäuschung“.

Götze verweist auf seine Quote

Auf Kritik reagiert Götze immer gleich und verweist auf seine Statistiken. "Ich bin es gewohnt, dass an mich hohe Ansprüche gestellt werden. Das war in der U 17 nicht anders als heute. Ich habe in den vergangenen beiden Jahren für Bayern und den BVB in 96 Spielen 34 Tore gemacht und 35 Treffer aufgelegt. Aber ich bin mir sicher, dass noch mehr in mir steckt.“

Man darf also gespannt sein, wie die Entwicklung Götzes weitergeht. Der Auftakt mit der Kritik an seinen Kritikern war schon mal nicht wirklich förderlich. Aber im Prinzip kann ihm das alles auch alles ziemlich schnuppe sein. Er hat einen bedeutenden Beitrag in der Geschichte des deutschen Fußballs geleistet und die Rente dürfte auch sicher sein.

Große Worte

Und wer weiß? Vielleicht erinnert sich Götze ja irgendwann an seine eigenen Aussagen. "Ich wollte es vermeiden, in so einer Situation etwas zu sagen, wo man eventuell etwas zu euphorisch ist und einen raushaut, woran man ewig gemessen wird", erklärte Götze nun sein Schweigen, nachdem er Deutschland zum Weltmeister gemacht hatte. "Ich gehe lieber bescheiden und mit Bedacht an solche Dinge ran. Deswegen habe ich mich zunächst zurückgezogen."

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