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Bonhof: "Boateng hat von Jupp eine geistige Spritze bekommen"


Heynckes-Freund Rainer Bonhof
"Boateng hat von Jupp eine geistige Spritze bekommen"

t-online, Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 15.11.2017Lesedauer: 6 Min.
Rainer Bonhof (l.) und Jupp Heynckes sind gute Freunde aus gemeinsamen Tagen in Mönchengladbach.Vergrößern des BildesRainer Bonhof (l.) und Jupp Heynckes sind gute Freunde aus gemeinsamen Tagen in Mönchengladbach. (Quelle: siwe/imago-images-bilder)
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Er war Teil der berühmten Weisweiler-Elf und wurde 1974 Weltmeister. Heute ist Rainer Bonhof Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach. Bei t-online.de spricht er über Jupp Heynckes, die früheren Zeiten und die WM-Chancen der Gladbacher.

Ein Interview von Benjamin Zurmühl

t-online.de: Herr Bonhof, in der Fünf-Jahres-Wertung ist Deutschland in der aktuellen Saison schlechter als Zypern. Wie ernst ist die Lage für die Bundesliga?

Ich würde das nicht so hoch hängen. Am Ende der Europa-Saison sieht die Welt vielleicht wieder anders aus. Rückschließend auf die Borussia heißt das für mich, dass wir das in den letzten Jahren in Europa gar nicht so schlecht gemacht haben.

Stand jetzt würde nur ein deutsches Team in seinem Wettbewerb die nächste Runde erreichen – und das nur als Gruppenzweiter.

Noch haben wir zwei Spieltage. Durch die Umstellung in Dortmund ist beim BVB noch nicht so viel eingespielt, wie es sein müsste. Sie haben in den letzten Spielen leider wenig aus ihren Chancen gemacht. Solche Phasen gibt es eben, da muss man sich durchbeißen.

Peter Bosz wird aktuell viel kritisiert. Wenn Sie in der Position von Hans-Joachim Watzke wären, was würden Sie tun?

So, wie wir das hier bei der Borussia machen. Die Dinge intern ansprechen und die Ruhe bewahren. Mit einem neuen Trainer kommt ja immer eine neue Herangehensweise, sei es im Spiel oder im Training. Dafür reichen vier bis sechs Wochen Vorbereitung meist nicht aus. Ich glaube schon, dass Peter Bosz einen guten Job macht. Bis Weihnachten ist da wieder alles im Lot. Die Qualität in der Mannschaft ist hoch genug.

Zurück zur Europa League: Bei Hertha kamen zuletzt nur rund 20.000 Zuschauer gegen Luhansk, in Hoffenheim sind es im Schnitt noch weniger. Zu den Europa-League-Spielen der Borussia waren in der Saison 2014/15 immer über 40.000 im Stadion. Woran liegt das?

Unsere Fans waren einfach gierig auf Europa. Ich weiß nicht, ob das in Berlin oder Hoffenheim anders ist, aber wir wurden auch im Ausland nie im Stich gelassen. Ich denke da an das Spiel in Marseille, bei dem mehr Gladbacher im Stadion waren als Heimfans. Da denkst du: Was geht denn hier ab? Bei unserer Reise nach Rom waren 10.000 Fans auf der Spanischen Treppe und danach standen nur vier Flaschen Bier rum.

Trotz der guten Zuschauerzahlen hat Gladbach nicht den Zuschlag für die Bewerbung für die EM 2024 bekommen. Sie waren sehr ärgerlich über die Entscheidung des DFB.

Fans, Fußball und Stadion machen nur einen Bruchteil der Bewertung aus. Was der Kritikpunkt bei uns war, ist die Mobilitätsbewertung und das liegt nicht in unseren Händen. Dass wir den Zuschlag nicht bekommen haben, ist sehr schade. Für uns war es eine historische Chance, aber wir müssen das akzeptieren und an den Dingen arbeiten.

Das nächste große Turnier ist die WM im nächsten Sommer. Lars Stindl und Matthias Ginter stehen aktuell stets im Kader. Glauben Sie, dass beide in Russland dabei sein werden?

Beide haben sehr große Chancen. Es sind zwei Typen, die der Nationalmannschaft gut tun. Lars ist ein Arbeiter, ein guter Techniker und er versteht unglaublich viel vom Fußball. Dazu ist er im Strafraum eiskalt. Matthias ist in seinen Zweikämpfen kompromisslos und unglaublich kopfballstark. Er ist vielseitig, kann auch im defensiven Mittelfeld spielen.

Ich würde aber im Zusammenhang mit der WM auch Christoph Kramer und Patrick Herrmann nicht vergessen. Wenn sie ihr Selbstbewusstsein zurückgewinnen, haben sie auch ihre Chancen.

Wir haben Ihnen ein Bild mit Ihnen und Horst Köppel aus den frühen 70er Jahren mitgebracht. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit?

Es war einfach eine wunderschöne Zeit. Wir haben in Europa für Furore gesorgt und es gibt natürlich schon einige Spiele, an die ich gerne zurückdenke und bei denen ich noch heute weiß, wo ich hingelaufen bin.

Zum Beispiel?

Das 7:1 gegen Inter Mailand. Da waren wir haushoher Außenseiter, gingen mit dem Ergebnis vom Platz und wussten trotzdem nicht, ob das Spiel gewertet wird. Damals kannte ja nicht einmal die Uefa Borussia Mönchengladbach. Leider wurde es im Nachhinein annulliert und komplett aus den Statistiken gestrichen. Da muss man schon froh sein, dass es die Medien gibt, die immer wieder daran erinnern (lacht).

Gibt es noch eine Partie?

Gegen Braunschweig habe ich mal den Ball aus 35 Metern in den Winkel gehauen, weil ich nicht wusste, wohin ich ihn sonst spielen soll. 2013 haben wir uns dann mal als Mannschaft unter dem Motto „40 Jahre Pokalsieg“ getroffen. Als ich da gehört habe, wie andere Kameraden damals die Dinge wahrgenommen haben, fallen einem manche Dinge wieder ein. Da werden solche Abende auch mal länger.

Wie hat sich der Fußball verändert?

Wenn man den professionellen Sport von damals mit heute vergleicht, muss man ehrlicherweise sagen, dass es früher amateurhaft war. Dennoch hatten wir eine tolle Zeit, weil wir mit den Fans eine engere Beziehung hatten. Wir konnten mit den Anhängern Erfolge feiern und es war trotzdem nichts in der Zeitung.

Und heute?

Da wäre das innerhalb von anderthalb Minuten weltweit zu sehen. Früher wäre das nicht möglich gewesen. Da haben wir uns einfach so zum Essen verabredet, ganz ohne Handy. Erzählen Sie mal heute in der Schule der jungen Generation zwischen sechs und acht Jahren, dass wir früher mit zwanzig Pfennig zur Telefonzelle gelaufen sind, um zuhause anzurufen. Da sagen die Kinder heute: Telefonzelle? Was ist das? Ich will die Zeit früher nicht glorifizieren, aber wir konnten uns frei und sorglos bewegen, was für die heutigen Spieler undenkbar ist. Dafür bin ich dankbar.

Wie sehen Sie dabei die sozialen Medien?

Das ist nichts für mich. Das ist eine Plattform, mit denen die Spieler natürlich auch viel bedienen und viel Gesprächsstoff sorgen. Es ist nicht meine Welt im Internet zu sagen: „Ich bin jetzt auf der Geschäftsstelle von Borussia Mönchengladbach und habe hier ein Interview mit t-online.“

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Verlieren die Spieler heutzutage durch soziale Medien leichter die Bodenhaftung?

Das glaube ich nicht, das ist Charaktersache. Wir haben keinen Spieler, bei dem ich sagen würde, dass er die Bodenhaftung verloren hat. Und wenn das so ist, haben wir Leute, die sie wieder auf den Boden zurückholen (lacht).

Eine Person, die ihre Karriere lange begleitet hat, ist Jupp Heynckes. Was dachten Sie, als Sie von seiner Rückkehr zum FC Bayern erfahren haben?

Ich finde es gut, dass er das gemacht hat. Das ist eine Win-Win-Situation. Jupp hat sehr viel Know-How, kennt den Verein sehr gut. Er kommt in ein Nest, in dem er sich schonmal wohl gefühlt hat und hat sich sein altes Team zusammengestellt. Jupp hat ein paar Stellschrauben gedreht und es funktioniert. Ich weiß, dass sie weiterhin recht erfolgreich sein werden.

Was meinen Sie, was für Bayern drin ist?

Eigentlich ist für Bayern alles drin. Du brauchst immer ein bisschen Glück. Als Jupp vor vier Jahren mit Bayern das Triple geholt hat, gab es kaum Verletzte im Team. Aktuell hat er eine Situation, wo langsam wieder ein paar Spieler zurückkehren. Jerome Boateng ist gerade fit geworden, hat direkt eine geistige Spritze bekommen und schon läuft es wieder. Dazu Mats Hummels und Javi Martinez – schon ist das Zentrum dicht.

Matthias Sammer hat in den Raum geworfen, dass Jupp Heynckes über 2018 hinaus Trainer des FC Bayern bleibt, weil er Ralph Hasenhüttl als idealen Kandidaten für den FC Bayern sieht. Wäre das eine gute Idee?

Der FC Bayern hat immer Trainer gehabt, die in Europa ein gewisses Standing haben, was auch das Standing des Klubs repräsentiert. Deshalb weiß ich nicht, ob Matthias Sammer mit seiner Prognose recht hat. Aber im Fußball ist alles möglich. Die Saison wird für den FC Bayern Parameter sein, um einen Kandidaten zu suchen und zu schauen, wie Jupp Heynckes seinen Job macht.

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