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Uli Hoeneß: Was sich ohne ihn beim FC Bayern ändern wird


Zukunft in München
Was sich beim FC Bayern ohne Uli Hoeneß alles ändern wird


Aktualisiert am 30.08.2019Lesedauer: 4 Min.
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Beide prägten den FC Bayern: Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Präsident Uli Hoeneß.Vergrößern des Bildes
Beide prägten den FC Bayern: Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Präsident Uli Hoeneß. (Quelle: Ulmer/imago-images-bilder)

Uli Hoeneß und der FC Bayern: Nach 40 Jahren hat das ein Ende. Für den Klub bedeutet diese Entscheidung einen gewaltigen Einschnitt – auch für die Weggefährten.

Es war ein denkwürdiger Schlagabtausch an jenem 30. November 2018 im Münchner Westen. Freitagabend, Audi Dome, Mitgliederversammlung des FC Bayern – Uli Hoeneß musste an jenem Ort einstecken, an dem seine geliebten Basketballer normalerweise ihre Körbe werfen.

FC Bayern: Uli Hoeneß wurde scharf kritisiert

Johannes Bachmayr, ein junger, bislang völlig unbekannter Fan aus dem Münchner Hinterland, nahm sich den Vereinspräsidenten vor, warf ihm Klüngel, Vetternwirtschaft und unprofessionelles Verhalten vor. Die Menge versammelter Ultras in der Halle grölte – und Hoeneß war sichtlich brüskiert.

"Ich hoffe, dass sich das ändert. Weil sonst ist das nicht mehr mein FC Bayern", sagte der heute 67-Jährige zwei Tage später bei einem Fanklubbesuch. Ob damals der Entschluss in ihm reifte, sich als Präsident des Klubs zurückzuziehen? t-online.de erklärt, was sich ohne den Vereinspatron ändern wird.

1. Die Führungsmethoden an der Säbener Straße

Hoeneß ist einer dieser letzten Patriarchen, geprägt in den 1980er- und 1990er-Jahren, wie sie es im deutschen Fußball heute kaum noch gibt. Ex-Manager Rudi Assauer war auf Schalke ein solcher Charakter, oder Ex-DFB-Boss Gerhard Mayer-Vorfelder, 25 Jahre lang als Vereinspräsident des VfB Stuttgart.

Hoeneß‘ Wort gilt! Das ist ein ungeschriebenes Gesetz zwischen Säbener Straße 51 und 59 in München-Harlaching. Präsident Kurt Landauer vor dem Krieg, Alleinentscheider Wilhelm Neudecker beim Aufstieg der "Roten" in den 1960er-Jahren – beinahe patriarchale Führungsmethoden sind in der Geschichte des FC Bayern tief verankert.

Sie könnten mit dem Abschied von Hoeneß eben jener Geschichte angehören. Die organisierten Fans in und um München halten ihm dem Vernehmen nach vor, dass er den Verein nach Gefängnisaufenthalt und Rückkehr ins Präsidentenamt im November 2016 regelrecht an sich gerissen habe.

Schon Interimspräsident Karl Hopfner war während der Inhaftierung von Hoeneß wegen Steuerhinterziehung mehr stiller Beobachter denn lauter Taktgeber. Als Nachfolger hat Hoeneß Ex-Adidas-Chef Herbert Hainer (65) vorgesehen. Der stellvertretende Aufsichtsratschef des Klubs gilt als deutlich moderater – und als ein Freund von Hoeneß.

2. Die Förderung des Bayern-Nachwuchses

Hoeneß bekräftigte stets, dass ihm die Nachwuchsförderung am Herzen liege – um diese dann ein ums andere Mal dem kurzfristigen Erfolg zu opfern. Seit David Alaba 2009 hat sich kein eigener Nachwuchsspieler mehr bei den Profis etabliert, und der Österreicher kam kurz zuvor von Austria Wien.

Während andere Topvereine in Spanien und Italien riesige Transfererlöse durch den Verkauf eigener Talente erzielen, hinkt der FC Bayern hier gewaltig hinterher. Rund 70 Millionen Euro soll der neue Nachwuchscampus im Norden der Stadt gekostet haben. Ergebnisse seines Engagements werden sich hier wohl erst nach seinem Rückzug zeigen.


Und auch, ob das Hoeneß’sche System in der Jugendabteilung Fortbestand hat. Zuletzt wurde sein Neffe Sebastian Hoeneß vom Trainer der U19 zum Coach der U23 befördert. Der vorherige Trainer der zweiten Mannschaft, Holger Seitz, übernahm von Vereinsurgestein Hermann Gerland die Leitung des Campus. Sie alle gelten als Vertraute von Uli Hoeneß.

3. Der Schutz von Hasan Salihamidzic und Niko Kovac

Hasan Salihamidzic sei ein "Volltreffer, engagiert, wissbegierig und unglaublich fleißig". So hatte Hoeneß im Mai dem ZDF seinen Sportdirektor beschrieben. Noch ein Intimus. Die Bilanz des Bosniers in dieser Transferperiode fiel aber lange ernüchternd aus. Der 42-Jährige kassierte Absage um Absage, konnte mit den Leihen von Philippe Coutinho und Ivan Perisic aber doch noch den Angriff verstärken.

Dass der einstige Profi bei den Fans nicht unumstritten ist, zeigte eben jene Brandrede Bachmayrs bei der Mitgliederversammlung. "Dann wurde es der Brazzo. Das Auswahlverfahren war, so habe ich es gelesen, eine Taxifahrt in China", sagte der Bayern-Fan damals und meinte ironisch: "Überzeugend!"

Lange nahmen auch einzelne Bayern-Stars den Sportdirektor wegen ausbleibender Top-Transfers öffentlich in die Pflicht. Ohne Hoeneß wird ihm die Rückendeckung fehlen. Das trifft auch auf Niko Kovac zu – Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge gilt als ärgster Kritiker des kroatischen Trainers.

4. Die Rolle von Karl-Heinz Rummenigge

Gerade das weitere Wirken von Rummenigge wird durch den Hoeneß-Rückzug stark beeinflusst werden. Rummenigges Vertrag läuft am 31. Dezember 2021 aus. Der 63-Jährige kämpft beim Rekordmeister schon lange um sein Vermächtnis, musste im Schatten des übermächtigen Präsidenten empfindliche Niederlagen einstecken, etwa, wenn es um Spieler ging, zum Beispiel den Kolumbianer James, den Hoeneß kurzerhand für verzichtbar erklärt hatte – und den Rummenigge gerne behalten hätte.

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Ab Januar 2020 wird Oliver Kahn in den Job als Rummenigge-Nachfolger eingeführt. Ab Jahresbeginn ist er Mitglied im Vorstand, ab 2022 soll er den Chefposten übernehmen. Schon länger hält sich die Mutmaßung, dass potentielle Neuzugänge und Trainer durch die Alphatiere Hoeneß und Rummenigge regelrecht eingeschüchtert würden.


Der Hoeneß-Verzicht ist am Ende vor allem eines: ein Abschiedsgeschenk an den langjährigen Weggefährten Rummenigge. Er kann die Bayern noch ein Jahr bestimmen – nach seinen Vorstellungen.

Eine erste Version des Artikels erschien am 24.07.2019 bei t-online.de.

Verwendete Quellen
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