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Champions League – Ajax-Talent Max Wöber: So haben wir Chancen beim FC Bayern


Max Wöber
Ajax-Talent: So haben wir Chancen bei den Bayern

  • David Digili
InterviewVon David Digili

Aktualisiert am 02.10.2018Lesedauer: 8 Min.
Interview
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Am Ball: Max Wöber im Trikot von Ajax Amsterdam.Vergrößern des Bildes
Am Ball: Max Wöber im Trikot von Ajax Amsterdam. (Quelle: Pro Shots/imago-images-bilder)

Österreichs Abwehrtalent Max Wöber erklärt, wie sein Klub Ajax Amsterdam die Bayern schlagen kann, spricht über David Alaba – und über einen folgenschweren Fehler.

Er ist der teuerste Spieler in der Geschichte der österreichischen Bundesliga – und gilt als eines der größten Talente der Alpenrepublik. 7,5 Millionen Euro zahlte der niederländische Rekordmeister Ajax Amsterdam im Sommer 2017 für Max Wöber an Rapid Wien – kein anderer Spieler der Bundesliga erzielte jemals einen so hohen Transfererlös. Mit Ajax muss Wöber am zweiten Spieltag der Champions League heute Abend beim FC Bayern ran (ab 21 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de). Im Interview spricht der 20-Jährige über die Chancen des Traditionsklubs in München, die wichtigste Entscheidung seiner Karriere – und über einen folgenschweren Fehler.

t-online.de: Herr Wöber, in einer Doku zieht Sie Ihr Ajax-Teamkollege Konstantinos Lamprou damit auf, dass er Sie ständig im Auto mitnehmen muss. Haben Sie denn mittlerweile schon einen Führerschein?

Maximilian Wöber (20): Immer noch nicht (lacht). Ich bin gerade dabei, es sollte nicht mehr allzu lange dauern.

Seit Sommer 2017 spielen Sie bei Ajax – und ein paar Monate später gab es eine kuriose Panne. Stichwort: Ihre Fußballschuhe…

Das war im Winter. Statt der österreichischen Flagge hatten sie mir die australische raufgedruckt (offenbar durch die Verwechslung des englischen "Austria" (Österreich) mit "Australia" (Australien), Anm. d. Red.). Da haben sich natürlich auch die Kollegen ausführlich drüber unterhalten (lacht). Ich habe auch drei Wochen in den Schuhen gespielt, dann ist auch noch mein guter Freund Siem de Jong nach Australien gewechselt. Da hab ich mir gedacht: Jetzt musst du die erst recht tragen. Aber jetzt spiele ich wieder in einem Paar mit der österreichischen Flagge.

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Zurückblickend: Wie würden Sie Ihre bisherige Zeit in Amsterdam zusammenfassen?

Ziemlich durchwachsen, mit Höhen und Tiefen. Der Start war ja super, so hätte ich mir das nie vorgestellt…

Sie haben sich schnell einen Stammplatz erspielt…

Innerhalb einer Woche, nachdem ich in Amsterdam angekommen war, hatte ich schon meinen ersten Einsatz. Nach drei Wochen dann habe ich bis zum Winter durchgespielt. Dann aber kam kurz vor der Winterpause meine Verletzung (Innenbandeinriss, Anm. d. Red.) – und der Trainerwechsel. Aber die Verletzung…

Ja?

Normalerweise braucht man sechs Wochen, bis man wieder fit ist, ich stand aber schon nach zweieinhalb Wochen wieder auf dem Platz. Ich habe mit Schmerzen gespielt, hatte immer wieder Rückfälle und bin nie richtig fit geworden. Dann kam auch noch die eine oder andere schlechte Leistung hinzu, im Ligaspiel gegen Vitesse Arnheim zum Beispiel…

Beim 2:3 im März…

Da war ein schwerer Fehler von mir dabei, obwohl ich sonst eigentlich eine gute Partie gespielt hatte. Oder im Spiel beim PSV Eindhoven, wo es noch darum ging, dass sie Meister werden und wir noch mal rankommen konnten…

Das 0:3 am 31. Spieltag…

Da habe ich katastrophal gespielt. Aber trotzdem: Ich hatte 23 Pflichtspieleinsätze, habe 17 Mal von Anfang an gespielt. Das hätte ich nie erwartet, als ich hergekommen bin – bei so einem großen Klub. Im Großen und Ganzen war ich aber sehr zufrieden, weil ich auch durch meine Fehler und durch meine Verletzung dazugelernt habe. Es war eine positive Saison. Und 2018/19 ist jetzt eine neue Herausforderung.

Ihre Rolle hat sich mittlerweile wieder geändert, aktuell sind Sie kein Stammspieler…

Natürlich ist es eine schwierige Situation im Moment, aber ich fühle mich sehr wohl in Amsterdam und bei Ajax. Es passt.

Wie hat sich der Trainerwechsel zu Erik ten Haag ausgewirkt? Sie haben mal gesagt, dass es für Sie in Ihrem Alter wichtig ist, vom Trainer auch nach Fehlern noch das Vertrauen zu bekommen…

Ich möchte nicht sagen, dass ich sensibel bin, aber natürlich spürt man als junger Spieler gerne das Vertrauen das Trainerteams, gerade in der Situation, in der ich damals war.

Was meinen Sie genau?

Mir sind Fehler unterlaufen. Dann bist du 19 Jahre alt, und kein Mensch ist da. Ich war alleine im Ausland. Natürlich hat man ein paar Freunde in der Mannschaft, aber mit denen redet man nach ein paar Monaten nicht schon so wie mit der eigenen Familie oder langjährigen Freunden. Dann ist es schwierig, das zu verarbeiten. Da habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr das ganz große Vertrauen des Trainers hatte.

Worin hat sich das bemerkbar gemacht?

Ich hatte weniger Einsätze. Aber das hat sich schnell wieder geändert zum Glück.

Und sehen Sie denn mittlerweile auch wieder regelmäßig Ihre Familie?

Wir probieren, es einzurichten, dass sie jeden Monat oder alle sechs Wochen mal vorbeischauen für ein Wochenende. Meine Eltern sind Polizist und Lehrerin, da passt es an Wochenenden ganz gut (lacht). Ich bin jetzt also wirklich seltener komplett alleine, es ist immer irgendwie jemand da für ein paar Tage.

Es war auch eine rasend schnelle Veränderung – im Frühjahr 2017 hatten Sie noch für die zweite Mannschaft von Rapid Wien in der österreichischen Regionalliga gespielt…

Am Anfang hab ich es natürlich nicht geglaubt. Es kamen ein paar Artikel in den österreichischen Medien raus, in denen stand, dass Ajax-Scouts bei uns auf der Tribüne saßen. Da dachte ich: "Das kann nicht wegen mir sein" – ich hatte da ja erst fünf, sechs Spiele von Anfang an für Rapid gemacht (lacht).

Es stimmte aber…

Dann ging alles ganz schnell. Wir haben mit Rapid zwar eine der schlechtesten Saisons der Vereinsgeschichte gespielt, aber ich konnte trotz der schwierigen Situation immer gute Leistungen bringen – und glücklicherweise auch, wenn die Scouts wegen mir im Stadion waren. Nach der Saison war ich dann ein Mal in Amsterdam, habe mit Marc Overmars und Edwin van der Sar gesprochen und mir das Trainingszentrum angesehen.

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Dann kam es zur Entscheidung…

Genau, und habe beschlossen, dass es für mich besser wäre, doch noch ein Jahr bei Rapid zu bleiben.

Warum?

Die Perspektive bei Ajax war für mich damals, dritter oder sogar nur vierter Innenverteidiger zu sein. Die Perspektive war, nur mitzutrainieren und bei den Spielen auf der Bank zu sitzen. Einsätze hätte ich wohl nur bei "Jong Ajax" bekommen. Da hab ich mir gedacht: Da spielst du lieber weiter regelmäßig in der Bundesliga, in der du schon spielst, seitdem du 16 warst, und in der du dir deinen Stammplatz erkämpft hast.

Was hat Sie umgestimmt?

Kurz vor Ende der Transferperiode kam noch einmal ein Anruf. Sie sagten mir, sie würden Davinson Sanchez nur verkaufen, wenn ich komme (Sanchez ging für 40 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur, Anm. d. Red.). Da war natürlich ein Zeichen für mich, dass sie mich wirklich unbedingt haben wollen. Das hat man dann ja auch an der Transfersumme gesehen.

Sie waren Ajax‘ teuerster Neuzugang für 7,5 Millionen Euro…

Da habe ich mir dann gedacht: Vielleicht ist das doch eine Chance, die nur ein Mal im Leben kommt, und die muss ich nutzen. Das habe ich dann glücklicherweise auch gemacht.

Und die Entscheidung mussten Sie ja fast alleine treffen…

Natürlich hatte ich schon nach meinem ersten Besuch in Amsterdam viel mit meinen Eltern und mit Freunden darüber gesprochen, die haben mich dabei unterstützt und mir Tipps gegeben. Aber: Als der zweite Anruf kam, waren meine Eltern gerade im Urlaub – und ich war alleine in Wien. Marc Overmars sagte mir am Telefon. "Du musst Dich bis morgen früh entscheiden."

Was haben Sie dann gemacht?

Ich habe natürlich sofort versucht, meine Eltern anzurufen, die sind aber nicht ans Telefon gegangen, die lagen irgendwo am See (lacht). Am Abend hat es dann aber doch noch geklappt. Wir haben darüber geredet, und dann doch irgendwie gemeinsam die Entscheidung getroffen. Es war aber eine schlaflose Nacht (lacht).

Wer waren denn Ihre Vorbilder in der Jugend?

Da ich früher eigentlich öfter Stürmer oder eher im Mittelfeld gespielt habe, war es immer Xabi Alonso. Als ich dann mit 17 Jahren zum Innenverteidiger umgeschult wurde, hat mir Mats Hummels sehr imponiert, mit seinem Aufbauspiel und seiner Art, auch mal ein Risiko einzugehen. Ich freue mich schon, ihn nächste Woche in München spielen zu sehen.

Im Spiel beim FC Bayern wartet neben Ihrem Vorbild auch ein Landsmann: David Alaba…

Wir kennen uns natürlich aus der Nationalmannschaft. David ist einfach ein richtig cooler Typ. Auf dem Spielfeld wird es aber natürlich keine Freundschaft geben (lacht). Aber auf die Begegnung freue ich mich richtig.

Auch Alaba hat in jungen Jahren den Sprung ins Ausland gewagt. Zieht man da Parallelen oder denkt sich: "So will ich das auch schaffen"?

David ist für fast alle österreichischen Jugendspieler ein richtiges Vorbild, auf dem Spielfeld und auch durch sein Auftreten. Es gibt nicht so viele Österreicher, die den Schritt ins Ausland erfolgreich wagen und dann den Sprung zu einem großen Klub schaffen. Die meisten kommen nach ein paar Jahren wieder zurück nach Österreich. Aber David hat es geschafft und ist einer der besten Linksverteidiger der Welt.

Ist die Bundesliga denn auch für Sie mal ein Ziel? Wo sehen Sie sich in der Zukunft?

Als kleiner Bub träumt doch jeder von Real Madrid, Bayern München, dem FC Barcelona. Ich habe es auch zu einem Top-Klub wie Ajax geschafft. Und wenn man sich hier durchsetzt, hat man auch die Chance, zu einem Klub aus der Top 10 Europas zu schaffen. Ganz Europa schaut auf die Jugendspieler von Ajax Amsterdam. Ich muss jetzt einfach von Schritt zu Schritt schauen – auch wegen meiner aktuellen Situation. Ich muss mir erst meinen Platz zurückerkämpfen. Träumen kann ich später noch.

Jetzt steht erst mal die bisher größte Saisonprüfung an. Wie läuft in der jungen Ajax-Mannschaft die Vorbereitung auf das Bayern-Spiel? Gibt es eventuell Tipps von Klaas-Jan Huntelaar?

Wir haben ja einige Spieler mit Champions-League-Erfahrung. Man merkt jetzt schon, dass sich jeder auf dieses Spiel freut. Alle stellen sich darauf ein, in München zu bestehen und dort Punkte mitzunehmen. Da wird auch Klaas sicher den einen oder anderen Tipp geben.


Genießt die Bundesliga einen hohen Stellenwert in den Niederlanden?

Erst einmal: Die Bayern waren in den letzten Jahren so oft in der Champions League ganz weit mit vorne und sind dadurch auch hier populär. An den Wochenenden laufen hier auch alle Spiele aus Deutschland live, alle sind Bundesligafans.

1995 traf Ajax schon mal auf die Bayern damals war es eine klare Sache für Ajax (5:2, 0:0), zuletzt 2004 setzten sich die Bayern klar durch (4:0, 2:2). Wie geht es dieses Mal aus?

Ich glaube nicht, dass es noch mal 5:2 für uns ausgehen wird (lacht). Aber ich bin mir sicher, dass wir die Qualität in der Mannschaft haben, mindestens einen Punkt mitzunehmen. Wir ziehen unser offensives System immer durch und glauben daran, dass wir auch in der Allianz Arena Tore schießen können. Die Bayern sind schlagbar. Wenn man geschlossen als Team auftritt und die Spitzenspieler wie Lewandowski, Robben oder Thiago unter Kontrolle halten kann, dann hat man Chancen.

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