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Champions-League-Finale: Wie es der FC Bayern schaffte, Neymar zu stoppen


Analyse zum Finale
Wie es der FC Bayern schaffte, Superstar Neymar zu stoppen


Aktualisiert am 24.08.2020Lesedauer: 4 Min.
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Stürmer Neymar: Der Brasilianer tat sich gegen die Bayern-Defensive schwer.Vergrößern des Bildes
Stürmer Neymar: Der Brasilianer tat sich gegen die Bayern-Defensive schwer. (Quelle: Manu Fernandez/ap)

Lange Zeit stand das Finale auf der Kippe, aber in den entscheidenden Momenten war der FC Bayern als Team stärker. Der Triple-Gewinner nahm die Pariser Offensive um Neymar über weite Teile der Partie aus dem Rennen.

In den vergangenen Wochen hinterließ Paris Saint-Germain den Eindruck, dass das Starensemble von Cheftrainer Thomas Tuchel wie eine echte Mannschaft funktionieren könnte. Der weitverbreitete Vorwurf war immer, dass bei PSG nicht jeder für jeden kämpfe, dass die Stars Neymar und Kylian Mbappé einen Sonderstatus genießen würden und keine richtigen Teamspieler wären. Zuletzt wurde dieser Vorwurf widerlegt, aber gestern Abend war er wieder allgegenwärtig.

Bayern München gewann das Endspiel der Champions League, weil der deutsche Rekordmeister nicht nur ähnlich talentiert wie PSG ist, sondern weil bei den Bayern eine Einheit auf dem Rasen stand. Hansi Flick und Thomas Tuchel hatten gewiss Ähnliches im Sinn, aber nur einer der beiden Trainer sah, wie seine Vorstellungen in der Realität auch umgesetzt wurden.

Bayern spielen hartes Pressing gegen Marquinhos

Die taktische Ausrichtung beider Mannschaften war zu Spielbeginn erwartungsgemäß. Die Bayern hatten mehr Ballbesitz und ließen die Kugel insbesondere über die ballsicheren Mittelfeldakteure durch die eigenen Reihen laufen. Bis kurz hinter die Mittellinie konnten sie ohne größere Probleme Raumgewinne verbuchen.

PSG verteidigte derweil in einer 4-3-3-Grundformation kompakt und mit zehn Feldspielern am eigenen Strafraum. Das bedeutete also, dass auch Kylian Mbappé und Ángel Di María auf den Flügeln viel Laufarbeit nach hinten verrichteten, um etwa die Vorstöße von Bayerns Linksverteidiger Alphonso Davies abzuwehren.

Die anfänglichen Schwächen der Pariser lagen nicht an einem Mangel an Einsatzbereitschaft, sondern am unablässigen Pressing der Bayern. Diese hatten sich vor allem PSG-Sechser Marquinhos als Schwachstelle ausgeguckt. Wenn sich Paris im Spielaufbau am eigenen Strafraum befand, wurde der Brasilianer absichtlich ein paar Meter freigelassen, um seine Mitspieler zu einem Pass auf ihn zu verleiten. Anschließend ging es ins aggressive Vorwärtsverteidigen gegen Marquinhos wie auch seine Nebenleute im Mittelfeld.

Es lag einzig an der Ruhe von Abwehrchef Thiago Silva und dem pressingresistenten sowie laufstarken Ander Herrera, dass PSG sich immer mal wieder aus dem Pressing herauswinden konnte. Der eine oder andere Chipball gegen die Pressingbewegungen der Bayern sorgte für Entlastung und Raumgewinne. Gelang eben das, erfolgte zumeist der direkte weite Ball aus dem Mittelfeld auf die an der Abseitsgrenze lauernde Sturmreihe von Paris.

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Neymar verliert den Ball ständig

Was jedoch zunächst wie eine temporäre und opportunistische Kontertaktik aussah, wurde im Verlauf der Partie zum Normalzustand. Mbappé, Neymar und Di María warteten mit rund 20 bis 30 Meter Abstand vorm Rest des Teams auf die Zuspiele. In der Defensive arbeiteten sie nur noch unzureichend mit, weil sie in der Hoffnung auf einen Konterangriff lieber direkt weiter vorn auf dem Feld bleiben wollten.

Nun hätte diese Geschichte auch positiv zugunsten der Franzosen ausgehen können. Sie hatten die Torchancen, um selbst das 1:0 zu erzielen. Aber als eben diese Chancen liegengelassen wurden und Paris weiterhin wie eine zweigeteilte Mannschaft spielte, entpuppte sich die taktische Struktur als entscheidende Schwachstelle von PSG.

Die Defensive und das Mittelfeldtrio mussten Extraarbeit verrichten und wirkten im Verlauf der zweiten Halbzeit sichtlich müde. Gleichzeitig waren die Angriffssituationen für Neymar und Mbappé alles andere als optimal für ihre Art von Spielstil. Vielfach empfingen sie den Ball mit dem Rücken zum Tor oder weit draußen auf dem Flügel ohne direkten Weg in die Mitte.

Insbesondere Neymar litt unter diesem weiträumigen Spiel, was sich auch statistisch niederschlug. Während dieser Champions-League-Saison lag seine Ballverlustquote im Schnitt bei um die 34 Prozent, im gestrigen Finale jedoch bei 54 Prozent. Das heißt, die Mehrheit seiner Ballkontakte führte anschließend zum Ballverlust.

Sieg der Bayern-Philosophie

Die Bayern waren stets zur Stelle, wenn der Brasilianer wieder in einer ungünstigen Situation – in der zweiten Halbzeit vor allem auf dem linken Flügel – den Ball in den Fuß bekam. Die Ballverluste wiederum wurden Mal um Mal zum Umschaltspiel genutzt, indem gerade Thiago und Joshua Kimmich als Pass- und Impulsgeber involviert waren.

Damit konnten sie eine Mittelfeldominanz aufbauen, auf die Thomas Tuchel keine Antwort hatte. Nach dem 1:0 durch Kingsley Coman gab er mit den Einwechslungen von Julian Draxler und Eric Maxim Choupo-Moting das Mittelfeld noch weiter auf. Die Bayern setzten sich in den freigelassenen Zonen fest und unterbanden in der Regel effektive Anspiele in die Spitze. Auch deshalb blieb eine wirkliche Schlussoffensive von Paris aus.

Die Bayern bewiesen in den letzten Wochen, welche Stärke sie im Pressing und in der Ballrückgewinnung haben. Anders als der FC Barcelona oder Olympique Lyon konnte PSG aufgrund der eigenen individuellen Klasse einiges entgegensetzen, verfiel aber über die 90 Minuten wieder in alte Muster. Der Sieg der Bayern war kein taktischer Sieg für Hansi Flick über Thomas Tuchel, sondern vielmehr der Triumph der Fußballphilosophie Bayerns über jene von Paris Saint-Germain.

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