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Champions League: Hype um Frauenfußball – die Verbände spielen ein falsches Spiel


Frauenfußball zur Primetime
Ein peinliches Spiel

MeinungVon Kim Steinke

Aktualisiert am 04.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Alexandra Popp: Ihr Team verpasste den Titel-Triumph in der Königsklasse knapp.Vergrößern des Bildes
Alexandra Popp: Ihr Team verpasste knapp den Titel-Triumph in der Königsklasse. (Quelle: IMAGO/David Catry)

Die Popularität des Frauenfußballs wächst immer weiter. Starke Zuschauerzahlen, hohe Einschaltquoten. Wenn das nur endlich auch an höchster Stelle für ein Umdenken sorgen würde.

Haben Sie es gesehen? Es war spannend, es war mitreißend, es war dramatisch. Das Finale der "Women's Champions League" am Samstag zwischen dem FC Barcelona und dem VfL Wolfsburg war einfach beste Werbung für den Frauenfußball, vom Anstoß bis zum Schlusspfiff – wenn auch mit unglücklichem Ausgang für die "Wölfinnen". 33.147 Zuschauer sahen das Spektakel im Philips Stadion, dazu übertrugen das ZDF und der Streamingdienst DAZN.

Aber das Endspiel im niederländischen Eindhoven war eben auch: ein Endspiel, ein sportliches Highlight – das an einem Samstag pünktlich um 16 Uhr angestoßen wurde. Zeitgleich übrigens mit dem Endspiel der Männer im englischen FA Cup, immerhin das Topduell Manchester City gegen Manchester United im Wembleystadion von London. Am selben Tag auch, an dem wenige Stunden später am Abend auch das DFB-Pokalfinale der Männer in Berlin ausgespielt wurde.

Sender und auch die großen Fußballverbände schmücken sich gern mit der gesteigerten Aufmerksamkeit für den Frauenfußball – und treiben doch ein falsches Spiel.

Denn das Champions-League-Finale war nicht das erste und wird auch nicht das letzte große Spiel im Frauenfußball bleiben, das zu einem Event unter vielen verzwergt wird. Bei allem gesteigerten Interesse am Frauenfußball, bei zunehmender Popularität und Relevanz droht dem Sport eine große Gefahr: Von genau denen in seiner Entwicklung aufgehalten zu werden, die sie eigentlich noch antreiben sollten.

Ein weiteres Beispiel: Das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln. Die Partie zwischen Wolfsburg und dem SC Freiburg füllte das Rhein-Energie-Stadion komplett aus. 44.808 Zuschauer verfolgten die Partie live vor Ort – und 1,57 Millionen Menschen im Fernsehen. Doch es hätten vermutlich noch mehr sein können – hätte man den Anpfiff der Partie nicht auf 16:45 Uhr an Christi Himmelfahrt gelegt.

Dabei erlebt der Frauenfußball seit der EM in England im vergangenen Jahr einen Boom, nicht nur in Deutschland. Die Stadien werden voller und Namen der Spielerinnen bekannter. Das EM-Finale zwischen Deutschland und den Gastgeberinnen erzielte die höchste Einschaltquote des TV-Jahres: Rund 18 Millionen Menschen verfolgten die Partie in der ARD – es war der Startschuss zum aktuellen Hoch. Erst im April verzeichnete die Frauen-Bundesliga einen neuen Zuschauerrekord: 31.500 Fans sahen das Spiel des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt im Stadion.

Ein Stück mehr Vertrauen

Ein Frauenfußballspiel zur Primetime im Fernsehen – das scheint aber noch immer illusorisch. Die Frage drängt sich auf: Wie ernst nehmen die Verantwortlichen bei Verbänden und Fernsehanstalten den Boom im Frauenfußball? Das zeigt auch der Rechte-Streit um die Übertragung der WM. In knapp zwei Monaten startet das Turnier in Australien und Neuseeland, doch im deutschen Fernsehen könnte kein einziges Spiel der deutschen Mannschaft zu sehen sein. Denn kein deutscher Sender oder Streaminganbieter hat die Übertragungsrechte der Spiele bisher erworben. Es droht ein Blackout.

Man wolle sich von der Fifa nicht erpressen lassen, erklärte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zur ungeklärten Lage. Berichten zufolge verlangt die Fifa 10 bis 15 Millionen Euro für die Übertragungsrechte – zu viel für die Fernsehsender und Streamingdienste, die im aktuellen Zyklus zusammen 4,4 Milliarden Euro an die Deutsche Fußball-Liga zahlen, um die Spiele der 36 Profiklubs aus 1. und 2. Bundesliga der Männer zeigen zu dürfen. Ein weiterer Vergleich: Für die umstrittene WM der Männer in Katar im Winter 2022 spendierten die Öffentlich-Rechtlichen gemeinsam 214 Millionen Euro. Ein unwürdiges, ein peinliches Spiel, das wütend machen muss.

Spiele

Das Publikumsinteresse ist nachweislich vorhanden, wird noch ansteigen, Frauenfußball wird immer präsenter in der Öffentlichkeit – und bekommt doch noch immer nicht die ganz große Bühne, die ganz große Aufmerksamkeit, die er verdient hätte. Immerhin: Mit "DAZN Rise" hat der Streamingdienst im März den ersten reinen Frauensport-Kanal auf Sendung geschickt, ab der kommenden Saison übertragen ARD und ZDF ausgewählte Partien der Bundesliga.

Und doch bleibt mehr als ein fader Beigeschmack, wenn Partien der Frauen mit großer sportlicher Bedeutung ins Nachmittagsprogramm verfrachtet werden, wenn um vergleichsweise kleine Millionenbeträge gefeilscht wird, während Testspiele der Männer gegen nicht immer namhafte Gegner ihren Platz am Fernsehabend sicher haben, öffentliches Interesse hin oder her.

Verlierer dabei sind sowohl der Sport als auch die Zuschauer. Oder haben Sie das Champions-League-Finale der Frauen am Samstag live gesehen?

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • dfb.de: Frauennationalmannschaft
  • quotenmeter.de: "Frauen-DFB-Pokal lieferte ab"
  • zeit.de: "Tore im Abseits"
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