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WM 2018 – Effenberg über die DFB-Elf: "Mexiko wollte den Sieg mehr"


"Löw muss auf zwei Positionen umbauen"

Die Kolumne von Stefan Effenberg bei t-online.de

Aktualisiert am 20.06.2018Lesedauer: 4 Min.
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Kein Nationalspieler war in den letzten Wochen so umstritten, wie Mesut Özil. Stefan Effenberg würde ihn für das Schweden-Spiel aus der Startelf nehmen.Vergrößern des Bildes
Kein Nationalspieler war in den letzten Wochen so umstritten wie Mesut Özil. Stefan Effenberg würde ihn für das Schweden-Spiel aus der Startelf nehmen. (Quelle: imago-images-bilder)

Nach dem peinlichen WM-Start für die DFB-Elf erklärt t-online.de-Kolumnist Stefan Effenberg, wie Bundestrainer Jogi Löw noch die Kurve kriegen kann.

Das, was ich gegen Mexiko gesehen habe, war nicht die Nationalelf, die ich kenne. Die erste Halbzeit war unterm Strich katastrophal. Die Frage, die mir nach dem Spiel relativ häufig gestellt wurde, war: Müssen wir uns Sorgen machen? Ich sage: Natürlich müssen wir uns Sorgen machen, wenn die Mannschaft nicht schnell den Schalter umlegt.

Mexiko wollte den Sieg mehr als Deutschland

Mich hat vor allem enttäuscht, dass die Deutschen eigentlich genau wussten, was auf sie zukommt. Trotzdem hatte die Mannschaft enorme Probleme. Sie hat es nicht geschafft, der Konterstärke, der Aggressivität und der Robustheit der Mexikaner etwas entgegenzusetzen. Genau das hätte ich aber von einer Weltklassemannschaft wie der deutschen erwartet.

Zur Halbzeit konnte Deutschland froh sein, nicht mit 0:2 oder sogar 0:3 zurückzuliegen. Hätte Mexiko seine Chancen besser genutzt, wären die Deutschen gar nicht in die Partie zurückgekommen. Die Mexikaner haben alles auf dem Platz gelassen. Sie wollten den Sieg mit jeder Faser und auch mehr als die deutsche Nationalelf.

Löw muss meiner Meinung nach nun auf zwei Positionen etwas ändern.

Khedira hätte Kroos zur Seite springen müssen

Der Schlüssel für Mexiko war, dass Kroos ab der Mittellinie von einem Gegenspieler empfangen und mit Manndeckung aus dem Spiel genommen wurde. Das war er in der Form nicht gewohnt. Er konnte den Rhythmus nicht wie üblich vorgeben. Khedira hätte Kroos in diesem Fall zur Seite springen, die Rolle übernehmen und das Spiel schnell machen müssen – das hat er aber in keinster Weise geschafft. In keiner Minute des Spiels. Deshalb wäre die logische Konsequenz, dass er gegen Schweden nicht mehr spielt. Die werden das ähnlich machen.

Für Khedira sollte Ilkay Gündogan spielen. Er ist auch ein Taktgeber, beherrscht das wie Toni Kroos. Die Mannschaft braucht einfach gefährliche Bälle aus dem zentralen Raum in die Spitze – das hat gegen Mexiko komplett gefehlt. Gündogan ist ein Spieler, der solche Pässe spielen kann. Natürlich ist er noch verunsichert – aber das kann Löw jetzt auch noch riskieren.

Das wichtigste Spiel? Das war das gegen Mexiko

Löw sollte zudem Özil auf die Bank setzen und stattdessen Marco Reus bringen. Ich konnte es schon nicht nachvollziehen, dass Reus gegen Mexiko nicht von Beginn an gespielt hat. Wenn es stimmt, was Reus nach dem Spiel gesagt hat, dass er erst für die "wichtigen Spielen" vorgesehen sei, dann hat der Bundestrainer das völlig falsch eingeschätzt. Das wichtigste Spiel war nämlich das gegen den stärksten Gruppengegner: Mexiko.

Mit Reus ist Deutschland in der Offensive flexibler, kreativer und gefährlicher im Abschluss. Löw muss sich auch gar nicht festlegen, wer links oder rechts spielt. Er kann während des Spiels rotieren lassen. Und vorne würde ich an Timo Werner als Stürmer festhalten. Mit ihm hat Deutschland gegen robuste, körperlich präsente Schweden die besten Chancen – aufgrund seiner Quirligkeit und Schnelligkeit.

Der ein oder andere hat offenbar nicht zugehört

Auch die Abwehr steht nach dem Mexiko-Spiel massiv in der Kritik. Ich bin aber der Meinung, dass es nicht nur an Boateng oder Hummels lag, sondern an der fehlenden Handlungsschnelligkeit im Umschaltspiel. Entweder du schaffst es, gegenzupressen – oder du lässt dich im höchsten Tempo fallen. Die Balance haben sie einfach nicht hinbekommen.

Mats Hummels hat sich nach der Partie klar und deutlich geäußert und das Verhalten seiner Mitspieler kritisiert. Ich finde das gut. Seine Aussagen deuten allerdings darauf hin, dass der ein oder andere nicht richtig zugehört hat in der Vergangenheit.

Die Niederlage geht nicht nur auf die Kappe von Löw

Was ich nicht gut fand: Ein Führungsspieler wie Hummels muss schon während des Spiels auf dem Platz irgendwie Einfluss nehmen. Er muss mit seinen Mitspielern und mit dem Trainer reden, wenn ihm Mängel auffallen. Ich weiß nicht, ob das hinreichend geschehen ist.

Für mich wäre es auch zu einfach zu sagen, die Niederlage ginge komplett auf die Kappe des Bundestrainers. Deutschland hat eine sehr erfahrene Mannschaft, die selbst reagieren und Zeichen setzen muss. Genau das erwarte ich nun auch von ihr gegen Schweden. Sie wird mehr auf Ballbesitz gehen und vor allem Geduld haben müssen, auch wenn es in der 75. Minute noch 0:0 steht.

Schweden hat Deutschland an der Wand

Druck war schon nach den Nominierungen von Joachim Löw auf dem Kessel – jetzt ist er rein sportlich noch einmal drastisch gestiegen. Schweden ist nach dem Sieg gegen Südkorea in einer sehr komfortablen Position, kann mit viel Selbstbewusstsein befreit aufspielen und hat die Deutschen an der Wand.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Nationalelf schon mal in einer vergleichbaren Situation war. Aber: Wenn die Deutschen in der Vergangenheit gepikst wurden, waren sie immer in der Lage zu reagieren. Und das macht Hoffnung.

Spieler müssen ihr wahres Gesicht zeigen

Viele Favoriten haben sich bislang schwer getan, aber das hat die Nationalelf nicht zu interessieren. Wenn es ganz blöd läuft, ist sie wieder zu Hause, bevor das Turnier überhaupt richtig begonnen hat. Gegen Schweden muss sie jetzt ihr wahres Gesicht zeigen.

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