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WM-Blamage: So konnte Mexiko Deutschland aufs Kreuz legen


WM-Blamage
So konnte Mexiko Deutschland aufs Kreuz legen

Eine Analyse von Constantin Eckner

Aktualisiert am 18.06.2018Lesedauer: 4 Min.
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Im Zwiegespräch: Nach der unerwarteten Niederlage gegen Im Zwiegespräch: Die DFB-Stars Thomas Müller (2. v. l.) und Manuel Neuer (2. v. r.) nach der unerwarteten Niederlage gegen Mexiko.Mexiko fragen sich Thomas Müller (2. v. l.) und Manuel Neuer (2. v. r.), woran es gelegen hat.Vergrößern des Bildes
Im Zwiegespräch: Die DFB-Stars Thomas Müller (2. v. l.) und Manuel Neuer (2. v. r.) nach der unerwarteten Niederlage gegen Mexiko. (Quelle: DeFodi/imago-images-bilder)

Die Niederlage gegen Mexiko ist ein Schock für die DFB-Elf. Dabei nutzten die Mexikaner gezielt die Schwächen der Deutschen – die teilweise extrem leichtfertig agierten. Darauf könnte der Bundestrainer mit einem Taktik-Wechsel reagieren.

Die Auftaktpartie der Deutschen bei dieser Weltmeisterschaft entwickelte sich zum Offenbarungseid. In der Ära von Joachim Löw schaffte es die deutsche Mannschaft normalerweise trotz aller Schwierigkeiten in der Vorbereitung, mit überzeugenden Leistungen in die Turniere zu starten. Nicht aber dieses Mal. Mexiko wusste um die Schwachstellen und nutzte diese gnadenlos aus. t-online.de erklärt, wie drei Ks (Konterabsicherung, Kombinationsspiel und Khedira) Deutschland aufs Kreuz gelegt haben:

Die taktische Formation Deutschlands barg keine Überraschungen. Löw setzte einmal mehr auf ein 4-2-3-1. Sami Khedira kam im zentralen Mittelfeld neben Toni Kroos zum Einsatz. Der Profi von Juventus wirkte recht verloren. Ihm fehlten die Spritzigkeit und das spielerische Vermögen gegen Mexikos Pressing. Der Gegner verteidigte im 4-1-4-1. Einer der beiden Mittelfeldspieler rückte neben Carlos Vela und kümmerte sich um Khedira, welcher dadurch kein Faktor im Spielaufbau war – und bei einer Passquote von 77 Prozent eher ein Sicherheitsrisiko darstellte.

Auch Kroos hatte zunächst einen schweren Stand. Denn der 28-Jährige wurde eng von Vela gedeckt. Kroos ließ sich wie gewohnt zur linken Seite fallen. Aber durch die Präsenz Velas gab es selten die Möglichkeit, den Ball über links nach vorn zu spielen. Normalerweise möchte die deutsche Mannschaft durch den linken Halbraum kombinieren und damit Mesut Özil sowie Julian Draxler hinter dem gegnerischen Mittelfeld in Szene setzen. Davon war gegen Mexiko wenig zu sehen.

Konterabsicherung? Fehlanzeige!

Deshalb spielte Deutschland zunehmend über die rechte Seite und versuchte so, zu Torchancen zu gelangen. Rechtsverteidiger Joshua Kimmich rückte rasch nach vorn, um als Anspielstation an der Außenlinie zu fungieren, während Thomas Müller nach innen ging. Allerdings kam der Ball selten zu Kimmich oder ging auf dem Weg zu ihm verloren. Gerade Khedira war keine große Hilfe. Erschwerend kam hinzu, dass die deutsche Mannschaft für ihren offensiven Stil keine passende Konterabsicherung eingeplant hatte.

So waren Mats Hummels und Jérôme Boateng allein in der ersten Halbzeit in sechs Situationen plötzlich im Laufduell gegen die schnellen Mexikaner, die den offenen Raum gegen die beiden massiven deutschen Innenverteidiger nutzen konnten. Hummels beschwerte sich nach der Partie öffentlich über die fehlende Unterstützung. Es erinnerte an den ersten Auftritt der Spanier bei dieser WM. Diese spielten ebenfalls sehr offensiv und ließen ihre beiden Innenverteidiger, Gerard Piqué und Sergio Ramos, immer wieder hinten allein.

Die Mexikaner nutzten die deutsche Anfälligkeit clever aus, indem beispielsweise Hirving Lozano auf dem Flügel von Kimmich von Defensivaufgaben entbunden wurde und somit in einzelnen Situationen weit vorn auf Zuspiele warten konnte. Auch Vela kam mehrfach im Rücken der deutschen Mittelfeldspieler an den Ball.

Kombinationsspiel? Ausbaufähig!

Ein solcher Konter nach einem Ballverlust Khediras führte auch zum Führungstreffer der Mexikaner in der 35. Minute. Von da an war die deutsche Mannschaft noch mehr gefordert, das Spiel selbst zu machen. Bis zum Spielende hatte sie 70 Prozent Ballbesitz. Mexiko zog sich immer weiter zurück. Trainer Juan Carlos Osorio wechselte mehrfach defensiv.

Das deutsche Angriffsspiel blieb derweil Stückwerk. Teilweise erfolgten zu viele Flanken in den Strafraum, obwohl mit Timo Werner wahrlich kein Kopfballwunder in der Mitte stand. Auch die Einwechslung von Mario Gomez forcierte sogar noch das Spiel durchs Zentrum. Da Mexiko aber mit einer Fünferkette verteidigte und teilweise auf den Flügeln Räume aufgab, waren die Deutschen eher erfolgreich, wenn sie über die Außen kamen. Einzelne Versuche wie etwa vom eingewechselten Julian Brandt kurz vor Spielende machten dies deutlich. Aber ein wirklicher Plan war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu erkennen.

Was nun?

Mexiko ist bei weitem der schwerste Gruppengegner Deutschlands. Schweden und Südkorea verfügen nicht über diese Klasse. Trotzdem muss Löw auch mit Blick auf die K.o.-Phase schleunigst Änderungen vornehmen. Diese betreffen zum einen das Verteidigungsverhalten und zum anderen die Mannschaftsstruktur bei eigenem Ballbesitz.

Gegen den Ball bedarf es mehr Absicherung. Diese kann entweder geschaffen werden, indem beispielsweise ein Sechser wie Khedira tiefer positioniert bleibt und die Vorstöße von Kimmich absichert. Oder aber Löw stellt auf eine Dreierkette um und bringt einen zusätzlichen Verteidiger. Allerdings würde die Dreierkette von Hummels und Co. verlangen, dass diese sich noch stärker nach vorn einschalten, was die Frage aufwirft, ob sie dazu körperlich momentan im Stande sind.

Im Ballbesitz darf unterdessen nicht mehr alles nach Schema F erfolgen. Wenn Kroos nicht jeden Angriff einleiten kann, muss der Ball über die andere Seite laufen. Dazu braucht es aber mehr spielerische Qualität und Unterstützung von den Offensivkräften. Özil tat dies schon nach der Anfangsphase gegen Mexiko. Eventuell wäre er eine Option für die Position neben Kroos, um einem weiteren Dribbler die Chance weiter vorn zu geben. Denn Deutschland muss häufiger die Eins-gegen-eins-Situationen suchen. Gegen Mexiko verzeichneten die Statistiker in der ersten Halbzeit lediglich ein Dribbling von Deutschland. Dem standen 13 mexikanische gegenüber.

Draxler, Reus und Brandt können zwischen den gegnerischen Linien den Ball aufnehmen und auf engem Raum das Dribbling suchen. Dafür brauchen sie aber präzise Anspiele, die durch die engen Lücken im gegnerischen Defensivverbund ihr Ziel finden. Hummels, Kroos und Özil können genau diese liefern. Ob sich allerdings der Bundestrainer traut, beispielsweise einen Khedira, der eigentlich ein robuster Mittelfeldanführer sein soll, rauszunehmen oder ob er sogar den Mut für einen Formationswechsel hat, das werden wir erst in den nächsten zwei Partien sehen.

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