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Champions-League-Finale: Der Mainzer Coup mit Jürgen Klopp 2001


Champions-League-Finale
Der Mainzer Coup mit Jürgen Klopp 2001

Von dpa
Aktualisiert am 29.05.2019Lesedauer: 3 Min.
Arbeiteten lange in Mainz zusammen: Liverpool-Coach Jürgen Klopp und Christian Heidel.Vergrößern des BildesArbeiteten lange in Mainz zusammen: Liverpool-Coach Jürgen Klopp und Christian Heidel. (Quelle: Fredrik von Erichsen./dpa)
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Mainz (dpa) - Trainer über Nacht sind schon viele geworden, aber über Fasnacht nur ein ganz großer: Jürgen Klopp. Im Nachhinein hat der FSV Mainz 05 im Jahr 2001 einen Riesen-Coup mit der Beförderung des Abwehrspielers und Publikumslieblings gelandet.

Der damalige Manager Christian Heidel erinnert sich genau an die erste Pressekonferenz beim abstiegsbedrohten Zweitligisten mit dem neuen Chefcoach: "Alle haben uns ausgelacht."

Über 300 Zweitliga-Spiele hatte Klopp zwar damals. Der einstige Stürmer war längst nach hinten gerutscht, als Abwehrchef mit viel Karacho und Engagement, aber überschaubarem Talent. Aber sonst? Einen Studienabschluss hatte er - Thema der Diplomarbeit: Walking. Und der sollte Chefcoach werden?

Am Rosenmontag, nach der Niederlage gegen die Greuther Fürth, wird Eckhard Krautzun bei den Rheinhessen entlassen. Irgendwann ruft Klopp bei seinem früheren, inzwischen verstorbenen Jugendtrainer Walter Baur vom TuS Ergenzingen an. "Rate mal, wer neuer Trainer in Mainz ist!" Das breite Grinsen seines ehemaligen Schützlings kann Baur nicht sehen, nach der Antwort aber erahnen: "Ich! Seit zehn Minuten."

In Mainz trauern die Verantwortlichen und Spieler Wolfgang Frank nach, einem Visionär auf der Bank, der 4-4-2 und Forchecking spielen ließ und den Klopp später sein Vorbild nannte. "Wir hatten in einem Jahr drei Trainer und sind nie weitergekommen", erklärt Heidel nun vor dem Champions-League-Finale zwischen Klopps FC Liverpool und Tottenham Hotspur an diesem Samstag. "Wir dachten schon: Am besten wäre, die Mannschaft trainiert sich selbst." Während in Mainz die Fasnacht tobt, sitzt der Manager zuhause auf dem Sofa und zerbricht sich den Kopf. Klopp? "Der hatte überhaupt keinen Schein, also nur einen Führerschein. Aber er hat dann keine drei Sekunden überlegt."

Also Klopp! Mit 33 war er auf einmal der der jüngste Trainer im deutschen Profifußball nach Dortmunds Matthias Sammer. "Bundesweit wurde das eher als Faschingsscherz verkauft", so Heidel. Am Dienstag hält der neue Trainer seine erste Ansprache vor der ihm bestens bekannten Mannschaft. "Alle im Raum hatten Gänsehaut", sagt Heidel. Dann werden im Trainingslager in Bad Kreuznach - wie einst bei Frank - endlich wieder Stangen aufgebaut und Laufwege einstudiert. Mainz gewinnt am Aschermittwoch 1:0 gegen den MSV Duisburg, insgesamt sechs der folgenden sieben Spiele und steigt natürlich nicht ab.

Ob Klopp damals an Krautzuns Stuhl gesägt hat, um selbst den Chefposten zu erlangen? "Nein, in keiner Weise. Das Gefühl habe ich nie gehabt", beteuert der inzwischen 78 Jahre alte Fußballlehrer. "Mir tat die Entlassung nicht so weh, ich hatte ja schon ein Angebot als Nationaltrainer Tunesiens. Klopp hat immer über Trainer-Dinge gesprochen, ich habe sofort erkannt, dass er ein Kandidat sein wird. Er war sehr reif für sein Alter."

Der damalige Clubpräsident Harald Strutz sagt über den Profi Klopp: "Er war immer der Anführer und Antreiber." Die DFB-Trainer-Lizenz holte der neue Chefcoach später nach.

"An dem bewussten Rosenmontag saßen Manager Christian Heidel, Kloppo und ich zusammen, um zu beratschlagen, wie es nach der Trennung von Eckard Krautzun weitergeht. Danach kam gleich die Pressekonferenz, in der Jürgen dann vorgestellt wurde", erinnert sich der damalige Kapitän und Torwart Dimo Wache im "Kicker". "Es war etwas spooky, wie schnell es alles ging. Dass Kloppo so eine Karriere hinlegt, konnte natürlich keiner ahnen, auch wenn seine Art und Weise einmalig ist."

Seine Mainzer hat der heutige Liverpool-Coach nie aus den Augen verloren. Beim Bundesliga-Finale des FSV vor zehn Tagen gegen Hoffenheim hielt Klopp eine launige Video-Ansprache für den scheidenden Stadionsprecher Klaus Hafner - die Fans waren begeistert.

"Ich hatte extremes, extremes Glück, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein und die richtigen Leute zu treffen, die mir dann aus irgendwelchen Gründen dann das Vertrauen auch geschenkt haben", sagt Klopp in einer ZDF-Reportage über seine Karriere. So wie damals vor gut 18 Jahren beim FSV Mainz 05.

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