Streit mit Hohenzollern Prinz von Preußen verzichtet auf Forderungen

Jahrelang hatte der Nachfahre des letzten deutschen Kaisers Ansprüche auf bedeutende Kunstschätze angemeldet. Nun gibt es eine Einigung.
Nach langem juristischem Tauziehen haben sich Vertreter des Staates und Nachfahren der Hohenzollern-Dynastie auf eine weitreichende Lösung im Umgang mit umstrittenem Kulturgut geeinigt. In dem Vermögensstreit haben beide Seiten hinter den Kulissen eine umfassende außergerichtliche Einigung ausgehandelt. Danach wollen der Staat und der Nachfahre der Preußenkönige "alle Streitigkeiten" beilegen und sogar eine gemeinsame "Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz" gründen.
Das geht aus einem der Zeitung "Tagesspiegel" exklusiv vorliegenden Entwurf für einen "Rahmenvertrag" hervor, den der Bund, die Länder Brandenburg und Berlin, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), das Deutsche Historische Museum und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit Georg Friedrich Prinz von Preußen abschließen wollen. Georg Friedrich Prinz von Preußen ist Familienoberhaupt der früheren Herrscherfamilie und Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.
Eine aktuelle Brandenburger Regierungsvorlage, die der Zeitung ebenfalls vorliegt, enthält weitere Details. Betroffen von der "Verständigung zwischen der öffentlichen Hand mit dem Haus Hohenzollern über strittige Eigentumsfragen" sind demnach rund 27.000 Objekte. "Die sogenannte 19er-Liste mit Kunstwerken von herausragender Bedeutung, die zwischenzeitlich mehrfach zwischen beiden Parteien strittig war, wird der öffentlichen Hand zugeordnet", heißt es darin etwa. "Gleiches gilt für das Inventar der enteigneten Liegenschaften, das Hausarchiv sowie die Hausbibliothek."
Berühmtes Gemälde von Watteau
Damit wird der weitgehende Verzicht früherer Forderungen des Hauses Hohenzollern auf Rückgabe von Kunstschätzen festgeschrieben, deren Ausmaß 2019 der "Spiegel" und der "Tagesspiegel" enthüllt hatten. So enthält die sogenannte 19er-Liste, nach dem Ende der Monarchie 1926 im Zuge der damaligen Vermögenseinigung zwischen dem Preußischen Staat und dem früheren Königshaus aufgestellt, besonders wertvolle Kunstschätze – etwa das berühmte Gemälde "Einschiffung nach Kythera" von Antoine Watteau, aber auch Renaissance-Pokale und wertvolle Teppiche.
Allein das betroffene Inventar aus rund 70 Schlössern, Villen und weiteren Liegenschaften, die 1945 in Eigentum oder Nutzung der Hohenzollernfamilie waren, umfasst 3000 Objekte in Museumsbeständen. Die Palette reicht über Gemälde, Möbel bis zu Geschirr. Die Hausbibliothek mit den Buchbeständen der Preußenkönige seit Friedrich dem Großen umfasst 18.000 Objekte. Auf alles hatten die Hohenzollern Ansprüche angemeldet.
- Vorabmeldung des "Tagesspiegel"