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DFB-Team: Nations League – diese Erkenntnisse liefert das trostlose Wochenende


Zwei Unentschieden in vier Tagen
Diese drei Erkenntnisse liefert das DFB-Wochenende

  • Dominik Sliskovic
Von Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 07.09.2020Lesedauer: 4 Min.
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Joachim Löw: Die Nations-League-Partien dürften dem Bundestrainer neben Kopfschmerzen auch Erkenntnisse geliefert haben.Vergrößern des Bildes
Joachim Löw: Die Nations-League-Partien dürften dem Bundestrainer neben Kopfschmerzen auch Erkenntnisse geliefert haben. (Quelle: Christian Charisius/dpa-bilder)

Nach fast zehn Monaten kam die DFB-Elf erstmals wieder zusammen. Der Saisonstart in die Nations League verlief jedoch ernüchternd. Bundestrainer Löw dürfte dennoch seine Schlüsse gezogen haben.

"Ich bin ein bisschen angepisst", polterte es aus Ilkay Gündogan heraus. Die DFB-Nationalmannschaft hatte sich soeben 1:1-Unentschieden von der Schweiz getrennt. Nicht nur das Ergebnis, das es so bereits drei Tage zuvor gegen Spanien gab, sondern auch die Art, wie es zustande kam, schmeckten dem Mittelfeldass von Manchester City überhaupt nicht: "Irgendwie hat sich das schon in der ersten Halbzeit angedeutet, dass das durch einen Fehlpass passiert." Der 29-Jährige wurde noch deutlicher: "Das geht mir auf den Sack! In den letzten 15, 20 Minuten können wir von Glück sagen, dass wir hier noch einen Punkt mitnehmen."

Nun mögen Fans und Experten beschwichtigen, Bundestrainer Joachim Löw habe in den beiden Nations-League-Partien ordentlich mit dem Personal experimentiert, doch an der grundlegenden Formation und Spielweise wurde nichts verändert. Deshalb darf die Frage durchaus gestellt werden: Wo steht die DFB-Elf nach der langen Pandemie-Zwangspause? Hierfür lieferten die beiden ernüchternden Remis' gegen den dreifachen Europameister Spanien und die Nachbarn aus der Schweiz durchaus lehrreiche Erkenntnisse. t-online stellt Ihnen drei der wichtigsten vor.

Ohne den Bayern-Block fehlen dem DFB die Lautsprecher

Die Achse um die Münchner Triple-Helden Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry fehlten der "Mannschaft" immens. Nicht nur aufgrund ihrer spielerischen und taktischen Extraklasse und weil sie für eine gewisse Homogenität im Team sorgen, sondern insbesondere als Führungsspieler. Die Stille, die das deutsche Zusammenspiel auf den Plätzen in Stuttgart und Basel dominierte, war erschreckend – und fiel auch Bundestrainer Löw auf.

"Ich habe gesagt, wenn man sich lautstark coacht, gibt das Energie und ist eine große Hilfestellung, manche sind da zurückhaltend", sagte Löw nach dem Schweiz-Remis. Der Weltmeistercoach von 2014 weiter: "Da müssen wir besser werden – und das wird im Oktober besser, da werden wir lauter sein, wenn Spieler zurückkommen, die sich die Verantwortung nehmen zu coachen." Welche Spieler damit gemeint sind, dürfte klar sein. Zu beeindruckend war, wie lautstark der FC Bayern auf seinem Weg zum Champions-League-Coup in Lissabon auftrat. Die Spieler hätten vermutlich völlig ohne externe Einwürfe von Cheftrainer Hansi Flick Spielsituationen erkannt, analysiert und Änderungen angewendet. Der Austausch auf Augenhöhe war die entscheidende Stärke der Münchner und schlug sich im großen (taktische Änderungen, Optimierung des Stellungsspiels) ebenso wie im Kleinen nieder (aufbauendes Lob, konstruktive Kritik). Diese geschlossene Kollegialität ließ das DFB-Team in der Nations League vermissen.

Robin Gosens füllt die "Planstelle Links" nach den Wünschen Löws aus

In 34 von 38 möglichen Partien der Serie-A-Saison gespielt, dabei neun Tore selbst erzielt, acht weitere direkt vorgelegt und ganz nebenbei mit seinem Team in der Champions League die Herzen der europäischen Fußballfans erobert: Robert Gosens hatte eine herausragende Saison mit Atalanta Bergamo. Die Nationalmannschafs-Nominierung des 26-Jährigen war überfällig. Bundestrainer Löw zahlte dieses lange Warten mit zwei Startelf-Einsätzen zurück. Der einzige Makel am neuen Kapitel des früheren Tankwarts aus Emmerich: So wie Löw ihn lange außen vor ließ, ignorierten ihn auch seine neuen Mitspieler über weite Strecken.

Dabei ist Gosens genau die Art Linksverteidiger, die Löw bereits seit einer gefühlten Ewigkeit sucht: Er presst früh, hoch und aggressiv, agiert gedankenschnell in Umschaltmomenten und ist durch seinen natürlichen Offensivdrang immer für die Entstehung eines Treffers gut. Diese Qualitäten bewies der Italien-Legionär trotz fehlender Anbindung insbesondere gegen Spanien nicht zuletzt durch seinen Assist zum zwischenzeitlichen Führungstreffer durch Timo Werner.

Klar ist jedoch auch: Defensiv hat Gosens seine Schwächen, insbesondere in der Rückwärtsbewegung hat er auf internationalem Niveau noch Verbesserungsbedarf. Dies dürfte gerade dann von Bedeutung sein, sollte Bundestrainer Löw zur Viererkette zurückkehren.

Julian Draxler liefert keine Argumente für weitere Nominierungen

Seit 2017 ist Julian Draxler nunmehr Spieler von Paris Saint-Germain. Doch von wirklich großer Bedeutung ist das frühere Schalker Talent beim französischen Meister nicht. In der abgelaufenen Saison kam er nur auf elf Einsätze, davon nur vier über die vollen 90 Minuten. Dass in ihm nichtsdestotrotz ein genialer Fußballer steckt, ließ Draxler in dieser knappen Spielzeit mit immerhin fünf Torvorlagen aufblitzen.

Bundestrainer Löw ist vom Können des 26-Jährigen ebenfalls überzeugt. Draxler gehört trotz aller Tiefen auf Klubebene zum engeren Kreis der Nationalmannschaft. Dennoch macht sich Löw auch so seine Gedanken. "Für Julian wäre es wichtig, auch in dem Alter, vielleicht einen Schritt zu machen, wo er regelmäßig spielt", sagte er am Samstag vor der Partie gegen die Schweiz. Denn seine fehlende Einsatzzeit spiegelte sich in Draxlers DFB-Einsätzen wider.

Viele unnötige Ballverluste, fehlende Durchschlagskraft im Offensivspiel, zu wenig geistige Frische: Draxler wirkte gegen Spanien und die Schweiz weit entfernt von seinem Leistungsvermögen. Zwar rannte er immer wieder an, bemühte sich um Struktur im offensiven Schaltzentrum, doch ihm fehlte das antizipatorische Geschick, Lücken für Schnittstellenpässe zu sehen und diese dann auch an den Mann zu bringen. Ein solcher Zehner, ein solcher Julian Draxler hilft der Nationalmannschaft nicht weiter.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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