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Bundesliga: Das RB-System unterscheidet sich deutlich vom FC Bayern


Kooperationen und Netzwerke
Was der FC Bayern anders macht als Red Bull

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 29.01.2022Lesedauer: 5 Min.
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Bayerns Thomas Müller angriffslustig im Spiel gegen Leipzig: Der eine Klub ist Teil einer Kooperation, der andere Teil eines Netzwerks.Vergrößern des Bildes
Bayerns Thomas Müller angriffslustig im Spiel gegen Leipzig: Der eine Klub ist Teil einer Kooperation, der andere Teil eines Netzwerks. (Quelle: Christian Schroedter/imago-images-bilder)

Der eine Klub hat Freunde in den USA, der andere in Österreich. Ist doch das Gleiche. Oder nicht? Bei der Frage, was Bayern und Leipzig in ihren internationalen Verbindungen unterscheidet, ist die Antwort eindeutig.

Selten schaut ganz Fußball-Deutschland nach Paderborn. Im Juni 2019 hingegen war es der Fall. Damals rückte der SC Paderborn in den Fokus der Öffentlichkeit. Der damalige Zweitligist hatte eine Kooperation mit Bundesligist RB Leipzig vereinbart. Leipzig sollte Talente nach Paderborn verleihen können, damit diese Spielpraxis erhalten. Im Gegenzug hätten die Ostwestfalen eine schlagkräftige Mannschaft für die 2. Bundesliga gehabt. Binnen weniger Stunden wurde aus dem Gegenwind ein Tornado. Medien und Fans kritisierten den Deal vielfach. Die Paderborner Fanszene ging auf die Barrikaden. Spitznamen wie "Leipzig-Filiale" oder "Farmteam" habe der Klub zu Recht erhalten.

Kurze Zeit später platzte die Kooperation. Leipzig und Paderborn planten die kommende Saison ohne einander.

Was zwar nur wenige Wochen währte, hallte im deutschen Fußball nach. Kooperationen mit RB Leipzig sind bei Fans ein No-Go. Kooperationen im Allgemeinen aber nicht. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte beispielsweise der FC Bayern bereits seit Februar 2018 eine Kooperation mit dem MLS-Klub FC Dallas laufen. Bayer Leverkusen kooperierte seit Sommer 2018 mit dem japanischen Verein V-Varen Nagasaki. Und der VfL Wolfsburg zog im Spätherbst desselben Jahres mit einer "transatlantischen Zusammenarbeit" mit dem Orlando City Soccer Club nach.

Das Ärgernis der Paderborner Fans lag nicht in der Kooperation an sich, sondern an der Kooperation mit RB Leipzig. Denn Leipzig ist Teil eines "Pyramidensystems", das von Hauptsponsor Red Bull ins Leben gerufen wurde. Deshalb "kooperiert" der Verein mit dem FC Red Bull Salzburg, dem FC Liefering (beide Österreich) den Red Bulls New York (USA) und Red Bull Bragantino (Brasilien). Alle Vereine sind in der Hand des umstrittenen Brauseherstellers Red Bull und dessen Chef Dietrich Mateschitz.

Paderborn sollte nicht Teil des Systems werden

Paderborn wäre durch die Zusammenarbeit zwar nicht in Mateschitz' Hände gewandert, indirekt aber Teil dieses Systems geworden, was die Fans alarmierte. Denn genau an diesem Punkt unterscheiden sich die gewöhnlichen Kooperationen von den Netzwerken. Im Fall von Bayern und Dallas arbeiten zwei voneinander unabhängige Klubs zusammen, die sonst keinerlei Verbindung zueinander haben. Im Fall der RB-Klubs gibt es diese Verbindungen. Ralf Rangnick war beispielsweise für New York, Bragantino, Leipzig und Salzburg gleichzeitig "Global Soccer Director". Mehr zum Red-Bull-System finden Sie hier.

Eine Kooperation Paderborns mit einem anderen Verein hätte die Anhängerinnen und Anhänger wohl kaum auf den Plan gerufen, so wie auch bei Bayern, Leverkusen oder Wolfsburg.

Doch wie sieht das Konzept Kooperation im Fußball aus rein rechtlicher Sicht aus? Der Sportrechtler Dr. Paul Lambertz gibt die Antwort: "Unzulässig sind sie grundsätzlich nur dann, wenn sich die Kooperation/Zusammenarbeit auf die Integrität des Wettbewerbs auswirken kann. Also wenn zu befürchten ist, dass nicht das Geschehen auf dem Platz, sondern strategische Erwägungen hinter den Kulissen das Spielergebnis bestimmen."

Solange kein "Big Boss" im Hintergrund die Fäden ziehe, sei alles im Rahmen, so Lambertz. Der Austausch von Daten oder Leihgaben von Spielern stellen ebenfalls kein Problem dar.

Was sich die Vereine von Kooperationen erhoffen

Die Zahl der Kooperationen von Bundesligisten steigt. Wolfsburgs Zusammenarbeit mit Orlando besteht immer noch, auch Bayern ist weiterhin mit Dallas eng verknüpft. Jedes Jahr trainieren einige Talente der US-Amerikaner beim deutschen Rekordmeister mit, drei von ihnen schafften den Sprung in die Bundesliga. Chris Richards ist am längsten dabei. Er wechselte im Januar 2019 für etwas über eine Million Euro nach München, spielte sowohl für die zweite Mannschaft als auch für die Profis. Inzwischen ist er A-Nationalspieler der USA, 32-facher Bundesligaprofi und als Leihgabe Stammkraft bei der TSG Hoffenheim. Richards gilt als erfolgreiches Beispiel der Zusammenarbeit. Doch auch andere Vereine erhoffen sich einen solchen Gewinn.

Die Kooperationen zweier Bundesligisten hat sich t-online genauer angeschaut:

1. Bayer Leverkusen (mit V-Varen Nagasaki). Beide Vereine arbeiten im Nachwuchsbereich zusammen. Die U17-Auswahl der Werkself sollte ursprünglich einmal jährlich zu einem Trainingslager nach Japan reisen, was durch die Corona-Pandemie erschwert wurde. Zudem gab es auch einen intensiven Austausch in den Trainerteams. Eigentlich war sie im Sommer 2018 für drei Jahre abgeschlossen worden, doch auf t-online-Anfrage teilte der Klub mit: "Durch die pandemische Lage haben wir uns mit V-Varen Nagasaki darauf geeinigt, den Vertrag darüber hinaus so lange laufen zu lassen, bis alle vereinbarten Leistungen partnerschaftlich erfüllt worden sind."

Um welche Leistungen handelt es sich? "Trainingsinhalte werden intensiv diskutiert, Trainingsmethodiken ausgetauscht, Scouting Tools diskutiert, Spieler analysiert und umfassende Spielanalysen geteilt. Unsere Spieler als auch die Spieler von V-Varen haben wertvolle Erfahrungen im interkulturellen Bereich sammeln dürfen."

Leverkusen hält sich offen, das eigene Netzwerk zu erweitern: "Wir können uns vorstellen, weitere Kooperationen mit Klubs im Ausland einzugehen. Diese dürfen allerdings kein Selbstzweck sein, sondern müssen wie die Zusammenarbeit mit Nagasaki immer zu 100 Prozent Sinn machen."

2. TSG Hoffenheim (mit dem FC Cincinnati und Accra Hearts of Oak). Die Kraichgauer haben nicht nur einen Kooperationspartner, sondern zwei. Den Start machte der Klub mit dem FC Cincinnati im Herbst 2020. "Wir sprechen über einen Markentransfer, über einen Imagetransfer in die eine als auch in die andere Richtung", sagte der damalige Geschäftsführer Dr. Peter Görlich. Mittelfristig sei auch ein Spieleraustausch möglich, führte Alexander Rosen (Direktor Profifußball) weiter aus.

Ein Jahr später folgte dann der ghanaische Klub Hearts of Oak aus Accra. Zu dritt wollen die Vereine zusammenarbeiten. Auf Anfrage von t-online erklärt Hoffenheim, dass es um vier Handlungsfelder gehe: Wissensaustausch, Entwicklung und Förderung von Talenten, Marke, Schaffung nachhaltiger Geschäftsmodelle. "Drei Kontinente. Drei Klubs. Eine Mission", lautet dabei das Motto. Ökologie und Nachhaltigkeit würden dabei eine große Rolle spielen, heißt es.

Weiter heißt es in der Antwort des Klubs: "Die Kooperation, welche zunächst unbefristet läuft, schließt auch gemeinsame Reisen und Trainingslager in den jeweiligen Partnerstädten mit ein."

Mit zunehmender Dauer der Kooperation könnten auch erste Probetrainings von Spielern oder sogar Wechsel zustande kommen. Auch die besagten Reisen und Trainingslager könnten mit dem Ende der Corona-Pandemie häufiger stattfinden. Dann würden auch die Kooperationen für die Fans spürbarer werden. Ein Echo wie in Paderborn wird es aber selbst dann nicht geben.

Dieser Text ist Teil des t-online-Themenschwerpunkts "Vereinsnetzwerke im europäischen Profifußball". Lesen Sie hier den Text zu den verschiedenen Arten der Netzwerke. Hier erfahren Sie exklusiv von einem international bekannten Investor, was seine Strategie ist. Zudem nähern wir uns in einer Reportage, die sie hier lesen können, der Frage an, warum der Staat Katar ausgerechnet in der deutschsprachigen Kleinstadt Eupen in Ostbelgien einen Fußballklub übernommen hat und welche Ziele sowohl der Verein als auch der Wüstenstaat damit verfolgen.

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