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Lothar Matthäus kauft Accra Lions: "Hat Hand und Fuß"


Von "Loddar" zum Businessman?
Das steckt hinter Millionen-Investment in Ghana


26.05.2023Lesedauer: 5 Min.
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Lothar Matthäus: Der deutsche Rekordnationalspieler gilt in der Fußballbranche als gut vernetzt, hat jetzt sogar einen Klub in Ghana gekauft. (Quelle: IMAGO/Jan Huebner)

Als TV-Experte liest Lothar Matthäus den Mächtigen im deutschen Fußball die Leviten. Doch mitten im Bundesliga-Titelkampf macht der Rekordnationalspieler als Investor Schlagzeilen. Dahinter steckt ein besonderes Konzept.

Ob als TV-Experte, Zeitungskolumnist oder Werbebotschafter – Lothar Matthäus ist omnipräsent in der deutschen (Sport-)Öffentlichkeit. Der Rekordnationalspieler hat es auch nach seinem Karriereende Ende des Jahres 2000 verstanden, im Gespräch zu bleiben – wenn auch lange Zeit eher mit Boulevardgeschichten über sein Privatleben.

Nach über zwei Jahrzehnten und diversen kuriosen Anekdoten scheint der 62-Jährige nun aber seine Mitte gefunden zu haben. Er konzentriert sich seit längerer Zeit auf sein Lieblingsthema: Fußball. Matthäus liest den Mächtigen des deutschen Fußballs als Experte des Bezahlsender Sky die Leviten. Unvergessen ist das Wortgefecht mit Oliver Kahn vor dem Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Bayern München und Dortmund Anfang April, im Zuge dessen er noch in der Halbzeitpause bei t-online nachlegte (alles zum größten TV-Aufreger der Saison lesen Sie hier).

Nun hat sich der Weltmeister von 1990 aber noch ein weiteres Betätigungsfeld eröffnet: Matthäus engagiert sich jetzt auch als Investor.

Anfang der Woche wurde bekannt, dass sich der einzige Deutsche, der jemals zum Weltfußballer gewählt wurde, mit zwei Partnern beim ghanaischen Klub Accra Lions eingekauft hat. Dieser spielt in der ersten Liga des westafrikanisches Landes, und Matthäus hat ein klares Konzept: "Ghana hatte schon immer ein riesiges Potenzial an Talenten, das sieht man an der Nationalelf. Wir wollen junge Spieler nach Europa bringen. Auf seriösem Weg und schon gut ausgebildet", sagt er. Wie viel Matthäus und seine beiden Partner bezahlt haben, ist nicht bekannt.

Altersdurchschnnitt von 18,9 Jahren

Fußball-Weltenbummler und Afrika-Kenner Lutz Pfannenstiel ist von Matthäus' Investment beeindruckt: "Das ist noch ein relativ neuer Verein. Aber sicherlich eine sehr interessante Geschichte, die sehr professionell aufgezogen ist. Ghana ist ein Hotspot für Talente", urteilt der ehemalige Bundesligamanager im Gespräch mit t-online. Pfannenstiel spielte als erster Profi auf allen Kontinenten und hat exzellente Kontakte nach Afrika. Er kennt die Stärken und Schwächen des ghanaischen Fußballs. Der von Matthäus proklamierte Weg von Seriosität, gepaart mit guter Ausbildung, leuchte ihm ein.

Ein Blick auf den Kader bekräftigt den Eindruck. Laut dem Portal "transfermarkt.de" liegt das Durchschnittsalter der Spieler bei 18,9 Jahren. Torwart Dennis Votere mit seinen 23 Jahren ist der älteste Profi. Der gesamte Kader wird auf etwa zwei Millionen Euro Marktwert taxiert.

"Was Lothar sagt, hat Hand und Fuß, da hat er vollkommen recht. Genau darum geht es im afrikanischen Fußball", verdeutlicht Pfannenstiel, der schon an vielen Transfers dortiger Profis nach Europa beteiligt war: "Viele Talente sind technisch und in Sachen Spielwitz schon sehr weit. Wenn dazu dann noch eine gewisse Note auf taktische Ausbildung, sprachliche Fähigkeiten und Persönlichkeitsentwicklung gelegt wird, kommen die Jungs mit einem ganz anderen Mindset nach Europa. Dann haben sie es dort viel leichter und können ihr Potenzial besser ausschöpfen."

Um das zu erreichen, wollen die Accra Lions ordentlich investieren. Dazu ist der Bau eines hochmodernen Trainingszentrums in den Außenbezirken der ghanaischen Hauptstadt geplant. "Es soll unseren Spielern ermöglichen, ihre Fähigkeiten auf höchstem internationalem Trainingsniveau zu verbessern", verdeutlicht CEO Nana Obiri Yeboah auf t-online-Nachfrage. "Darüber hinaus bietet Accra Lions den Spielern eine Ausbildung und eine medizinische Versorgung, die weit über den üblichen Standards in Westafrika liegt."

Ein Deutscher als Klubpräsident

Mitentscheidend dafür ist Oliver König. Der Deutsche war vorher Spielerberater und ist seit Januar 2023 Präsident und Gesellschafter des Klubs. "Er hat dem Verein von Anfang an als strategischer Berater gedient" und habe die Lions von Beginn an mit aufgebaut, erklärt CEO Yeboah.

Aus seiner Zeit als Berater kennt König die Fallstricke des afrikanischen Fußballs – und berücksichtigt das offensichtlich bei seiner Arbeit als Präsident. "Bei den Accra Lions wird mit den Altersproblemen, die man aus dem afrikanischen Fußball kennt, gut umgegangen – das ist in der Branche bekannt", erklärt Lutz Pfannenstiel, der in den USA gerade für knapp eine Milliarde Dollar einen neuen Klub aufgebaut hat (hier lesen Sie mehr zu seinem außergewöhnlichen Projekt).

"Es wird Wert darauf gelegt, dass die Jungs in der richtigen Altersklasse spielen und auch wirklich so alt sind, wie sie angeben und im Pass steht. Dazu werden auch Tests gemacht", führt der ehemalige internationale Scoutingchef der TSG Hoffenheim aus.

Die Accra Lions hoffen auch, dass Matthäus‘ Name ihnen international Türen öffnet. "Das Engagement von Lothar Matthäus eröffnet neue Möglichkeiten in allen Bereichen der Entwicklung eines jungen Fußballvereins wie dem unseren", so CEO Yeboah. Der Klub werde von "der Erfahrung, dem Wissen und den Kontakten von Herrn Matthäus in der Welt des Fußballs immens profitieren."

Die Sache mit dem "Businessmodell"

Rein sportlich läuft es bisher aber durchwachsen. Die Lions rangieren im Mittelfeld der ghanaischen Premier League, waren im vergangenen Jahr aber zumindest einmal kurz Tabellenführer. Mitverantwortlich dafür zeichnet ein alter Bekannter aus der Bundesliga: Ibrahim Tanko.

Der ehemalige Dortmunder Meisterspieler ist Sportdirektor der Lions und besitzt ebenfalls ein großes Netzwerk in Europa – denn dort sollen mittelfristig immer mehr Talente des Klubs eine Chance bekommen. "Natürlich ist es ein Businessmodell", erklärt Matthäus, der Anfang der Woche das Trainingsgelände besuchte.

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Für Afrika-Experte Pfannenstiel, der als Profi mit seinen Teams im Rahmen der dortigen Champions League in Ghana spielte, hat dieses "Businessmodell" durchaus Zukunft. "Das ist nicht nur wirtschaftlich ein gutes Investment, sondern auch vom sozialen und Entwicklungsaspekt ein sehr interessantes Projekt. Da geht es nicht ausschließlich um das Investment, sondern auch darum, jungen talentierten Spielern Möglichkeiten zu eröffnen. Es ist eine tolle Initiative, die Lothar da macht", so der 50-Jährige.

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Dennoch sei das Projekt alles andere als ein Selbstläufer. Ghana habe zwar immer einen großen Fundus an Talenten und komme im Jugendfußball bei großen Turnieren relativ weit, "man sollte aber nicht den ganz großen Vergleich mit europäischen oder südamerikanischen Nationen anstellen, da gibt es – zumindest in der Spitze – schon noch Leistungsunterschiede."

Wichtiger Rat an Hoeneß

Von talentierten Spielern aus Ghana war Matthäus bereits vor Jahrzehnten begeistert. Vor allem von einem: Samuel Kuffour. Als der in den 1990er-Jahren bei den Bayern vorspielte, soll Matthäus Uli Hoeneß laut "Bild"-Zeitung gesagt haben, dass er den Abwehrspieler unbedingt verpflichten müsse.

Hoeneß kam der Empfehlung nach: Kuffour spielte eine Dekade in München und gewann mit dem Klub sechs Deutsche Meisterschaften und 2001 die Champions League. Einen Blick für Talente hatte Matthäus also schon damals.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Lutz Pfannenstiel
  • Anfrage bei Accra Lions
  • twitter.com: Account der Accra Lions
  • dw.com: Bundesliga legend Lothar Matthäus buys Ghana's Accra Lions (Englisch)
  • fnp.de: Lothar Matthäus kauft Fußballverein – Ex-Bayern-Star sucht neuen Kuffour
  • dfb.de: LOTHAR MATTHÄUS: DEUTSCHLANDS EINZIGER WELTFUSSBALLER
  • transfermarkt.de: Trainer- und Spielerprofil von Lothar Matthäus
  • transfermarkt.de: Spielerprofil von Ibrahim Tanko
  • transfermarkt.de: Spielerprofil von Lutz Pfannenstiel
  • transfermarkt.de: Spielerprofil von Samuel Kuffour
  • transfermarkt.de: Profil der Ghana Premier League
  • sportbild.bild.de: Matthäus kauft sich Fußball-Klub!
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