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Inter-Legende Javier Zanetti: "Kimmich kann der nächste Lahm werden"


Inter-Legende
Zanetti: Kimmich kann der nächste Lahm werden

  • David Digili
InterviewVon David Digili

Aktualisiert am 11.12.2018Lesedauer: 4 Min.
Interview
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In der Führungsetage: Seit seinem Karriereende 2014 arbeitet Zanetti im Inter-Management, ist dazu Klub-Vizepräsident.Vergrößern des Bildes
In der Führungsetage: Seit seinem Karriereende 2014 arbeitet Zanetti im Inter-Management, ist dazu Klub-Vizepräsident. (Quelle: imago-images-bilder)

Der legendäre Verteidiger von Inter Mailand spricht über die Gründe seiner sagenumworbenen Vereinstreue, das Potenzial des Bayern-Verteidigers – und über eine dramatische Bayern-Pleite.

Er gilt als Inbegriff längst vergessener Vereinstreue: Javier Zanetti. 19 Jahre bei Inter Mailand, viele davon als Kapitän, 858 Pflichtspiele, Champions-League-Sieger, Uefa-Pokalsieger, fünf Mal italienischer Meister, vier Mal die "Coppa Italia" – der Argentinier hat fast zwei Jahrzehnte lang den Verein geprägt. Sein Einsatz für Inter ist legendär: Zanetti ging nach der Trauung mit seiner Frau Paula 1999 laufen und stand am Morgen nach der Geburt seines Sohnes Tomas 2012 schon wieder auf dem Trainingsplatz – Tomas kam gegen fünf Uhr morgens zur Welt.

Im Interview mit t-online.de vor dem letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen den PSV Eindhoven am Dienstag (ab 21:00 Uhr im Liveticker bei t-online.de) spricht der 45-Jährige über seine Liebesbeziehung zu den "Nerazzurri", seine Jugend als Milchmann, das Potenzial von Joshua Kimmich, eine der größten Bayern-Niederlagen – und die Zukunft von Lionel Messi.

t-online.de: Sie haben mal gesagt: „Inter ist mein Leben“...

Javier Zanetti (45): Ja. Ich wusste das sofort an meinem ersten Tag im Klub 1995. Da wusste ich schon, dass ich für immer bei Inter bleiben wollte. Ich bekam sofort das Gefühl, in eine Familie aufgenommen worden zu sein, und das ist bis heute so geblieben.

Woher kommt das Gefühl dieser Verbundenheit – und diese Treue?

Als Junge habe ich im Maurerbetrieb meines Vaters mitgeholfen, habe Milch ausgeliefert. Diese Erfahrungen und die Erziehung meiner Eltern sind für mich bis heute von unschätzbarem Wert. Ich habe gelernt, Opfer zu bringen und Dinge wertzuschätzen. Und vor allem habe ich gelernt, jeden Menschen mit Respekt zu behandeln.



Dieselbe Wertschätzung wurde Ihnen bei Inter zuteil, Sie waren 19 Jahre lang der Eckpfeiler der Mannschaft...

Ein Spieler alleine macht trotzdem nicht den Unterschied. Ich weiß, das klingt verbraucht (lacht). Was zählt ist, viele Spieler zu haben, die eben genau das begriffen haben.

Trotzdem noch eine Frage zu Ihrem Spiel: Sie waren einer der besten Rechtsverteidiger der Welt – und wer ist es heute für Sie?

Ganz klar immer noch Dani Alves!

...der 35-Jährige Brasilianer. Aus deutscher Sicht denken wir natürlich an Joshua Kimmich...

Oh ja! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er einen Weg wie Philipp Lahm einschlagen kann, der eine herausragende Karriere hatte. Aber nicht nur das, Philipp war ein Vorzeigefußballer, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Sein Beispiel geht über den Fußball hinaus.



Sie selbst haben 2014 Ihre Karriere beendet und sind in die Inter-Führungsetage gewechselt. War die Umstellung schwierig für Sie?

Im Gegenteil!

Das müssen Sie erklären.

Ich fühle mich bereichert durch diesen Wechsel. Ich bin in einen neuen Lebensabschnitt gewechselt, der mir Spaß macht. Und besser noch: Ich bin weiter bei Inter (lacht).

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?

Ich arbeite an Projekten für neue Strategien mit, die dem Klub beim Wachstum helfen sollen. Es macht mir große Freude, dass wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Ich bin auch in unsere Jugendakademie und Partnerschaftsprogramme eingebunden. Und dazu auch noch in der Fifa-Organisationskommission für Wettbewerbe.

Klingt nicht so, als würde Ihnen langweilig werden. Schon zu aktiven Zeiten haben Sie mit aufregenden Typen zusammengespielt – Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic...

...Ronaldo hat mich von allen am meisten beeindruckt. Ihn spielen zu sehen, schon mit ihm zu trainieren war eine Freude, eine Augenweide.

Einer Ihrer größten Erfolge war der Gewinn der Champions League 2010. Inter schlug die Bayern im Finale mit 2:0...

Das sind einfach wunderbare Erinnerungen. Wir hatten eine tolle Saison gespielt und hatten mit Bayern eine echte Topmannschaft als letzte Prüfung. Ein Klub mit großer Tradition, einer der größten der Welt.

Für die Bayern war es eine dramatische Niederlage, sie wurden ausgekontert.

Aber so sollten sie es nicht sehen! Diese Bayern-Mannschaft war fantastisch, mit großen Spielern und einem sehr erfahrenen Trainer (Louis van Gaal, Anm. d. Red.). Sie haben bis zum Ende gekämpft und können stolz sein.

Auch in der argentinischen Nationalmannschaft hatten Sie eine lange Karriere – 143 Länderspiele. Was ist Ihre liebste Erinnerung an Ihre Zeit mit den „Albiceleste“?

Ganz klar: Die Olympischen Spiele 1996! Wir konnten die Silbermedaille gewinnen.

Aktuell macht die Mannschaft eine schwierige Phase durch...

Es ist eine wirkliche Herausforderung für Argentinien, besonders nach der letzten WM…

..dort kam bereits im Achtelfinale das Aus gegen Frankreich…

Es war unmöglich, eine gute WM zu spielen, nachdem es in den letzten vier Jahren vier verschiedene Nationaltrainer gab. Wir müssen endlich ein seriöses, auf viele Jahre angelegtes Konzept entwickeln, damit die Mannschaft wieder wirklich konkurrenzfähig wird und bleibt.

Seit der WM hat Lionel Messi kein einziges Länderspiel mehr bestritten…

Er ist natürlich unser mit Abstand bester Spieler. Ich hoffe nicht, dass er zurücktritt. Und ich glaube es auch nicht.

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In der Champions League überragt er bereits wieder mit sechs Toren in drei Spielen für Barcelona. Inter ist mit Barca in einer Gruppe – wer gewinnt die Königsklasse 2019?

Aktuell gibt es für mich kein Team, das wirklich herausragt und sich deutlich vom Rest absetzen konnte, deswegen habe ich noch keinen echten Favoriten. Die Bayern beispielsweise sind aber immer ein harter, unbequemer Gegner, den man lieber nicht haben möchte.

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