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Ralf Rangnick zur AC Mailand? Darum platzte der Wechsel in letzter Minute


Nach langen Verhandlungen
Deshalb scheiterte Rangnicks Wechsel nach Mailand


Aktualisiert am 22.07.2020Lesedauer: 4 Min.
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Trotz monatelanger Verhandlungen mit dem AC Mailand wird Ralf Rangnick nicht der neue starke Mann bei den Italienern. (Fotomontage)Vergrößern des Bildes
Trotz monatelanger Verhandlungen mit dem AC Mailand wird Ralf Rangnick nicht der neue starke Mann bei den Italienern. (Fotomontage) (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Monatelang verhandelten Ralf Rangnick und der AC Mailand über ein Engagement des Deutschen. Mit viel Macht sollte er den stolzen Klub aus der Lombardei zurück an die Spitze führen. Doch der Deal platzte.

"Ich habe einen Rat für Ihn: Bevor er Italienisch lernt, sollte er das Konzept von Respekt überdenken", sagte Paolo Maldini im Mai. Ralf Rangnick ist schon lange im Fußballgeschäft. Aber dass er schon während Verhandlungen kritisiert wurde, erlebte wohl selbst er zum ersten Mal. In Mailand hat das Wort des Rekordspielers Gewicht. Neuankömmlinge auf dem Trainingsgelände des AC Milan sind deshalb eigentlich gut beraten, wenn sie auf seinen Rat hören. Nur richtete sich Maldini nicht an einen abgehobenen Jugendspieler. Vielmehr attackierte er den Wunschtrainer der Klub-Führung: Ralf Rangnick.

Der wählte in seiner Karriere nie den Weg des geringsten Widerstands. Doch obwohl der Schwabe Hoffenheim und Leipzig in wenigen Jahren von Bezirkssportanlagen in die Bundesliga-Arenen führte, waren viele Italiener skeptisch. Schon wegen der Verhandlungen traf er auf Vorbehalte. Etwa weil Geschäftsführer Ivan Gazidis wegen Rangnicks Forderungen ebenjenen Maldini demontieren wollte. Der Sportdirektor sollte Rangnicks Wunsch nach einer allmächtigen Position als Trainer und technischer Direktor in Personalunion zum Opfer fallen. Stattdessen wollte man ihm noch eine Rolle als Vereinsbotschafter anbieten. Ein Affront für den stolzen Maldini. Er ätzte deshalb weiter gegen den Deutschen. Der habe nicht das Standing für einen Verein wie den AC Milan.

Rangnicks Ruf passt nicht zu Milans Anspruch

Anders als Weltstar Maldini. In seinen 24 Jahren als aktiver Spieler gewann er fünf Champions-League-Titel mit Milan. Rangnick dagegen brachte es als Fußballer nur zu den Amateuren des VfB Stuttgart. Im Profibereich verdiente er sich seine Sporen als Trainer, führte 2011 den FC Schalke 04 ins Halbfinale der Champions League und zum Pokalsieg. Danach wurde er – als Übungsleiter und Sportdirektor – zum Architekten des steilen Aufstiegs von RB Leipzig. Erfolge, die in Italien wenig wert sind. Beispielsweise für Ex-Nationalcoach Fabio Capello, der für Milan einst drei Meisterschaften in Serie holte: "Ich kenne ihn nicht", sagte er im italienischen Radio. Rangnick habe in Deutschland interessante, aber unwichtige Dinge geleistet.

Dabei vermisst der Verein einen akribischen Entwickler. Die letzte Meisterschaft ist neun Jahre her. Seit 2012 qualifizierte sich Milan nicht mehr für die Champions League. In der Zwischenzeit durfte sich fast jede Saison ein neuer Trainer versuchen. Keinem gelang es, dabei die Mannschaft sichtbar weiterzuentwickeln, auch weil es hinter den Kulissen kriselte. Nach mehreren Verkäufen gehört der Klub nun dem US-Hedgefonds Elliott. Die amerikanischen Manager wollen vermehrt auf junge Spieler setzen, die später hohe Ablösen einbringen. Eigentlich perfekte Voraussetzungen für Rangnick, unter dem in Hoffenheim und Leipzig Spieler wie Luiz Gustavo und Timo Werner zu internationalen Stars reiften.

Die Zweifler haben sich durchgesetzt

Dass Leipzig sich gleichzeitig Jahr für Jahr sportlich steigern konnte, widerlegt ein altes Klischee, das auch Maldini vertritt. Er forderte immer wieder ältere Spieler, um die Jungen zu führen. Deshalb verpflichteten die Mailänder im Winter Altstar Zlatan Ibrahimovic. Ganz anders Rangnick. Obwohl Geld für die vom Red-Bull-Konzern unterhaltenen Leipziger kein Problem ist, erlegte er seinem alten Verein eine Altersgrenze für Neuzugänge auf. Gegen Ablöse durften nur Spieler bis 24 Jahre verpflichtet werden. Und tatsächlich ergab eine Studie aus der Schweiz, dass in ganz Europa niemand konsequenter auf junge Spieler setzt als RB. Demnach waren die Neuzugänge im Schnitt 21,4 Jahre alt, als Rangnick sie nach Leipzig lotste.

Und auch Milan wollte er mit jungen Spielern nach vorne bringen. So sollen unter anderem die talentierten Dayot Upamecano (21), Dominik Szoboszlai (19) und Milot Rashica (24) auf Rangnicks Wunschzettel gestanden haben. Stattdessen gab Milan dann in der letzten Woche die feste Verpflichtung des 31-jährigen Innenverteidigers Simon Kjaer bekannt – gegen Rangnicks ausdrücklichen Willen.

In der Serie A hätte der "Professor" zu seinen Wurzeln gefunden

Jugendliche Frische braucht Rangnick aber für seinen Fußball. Als der Trainer Salzburg und Leipzig 2012 eine einheitliche Philosophie verordnete, erklärte er seine Vorstellungen. Er verlange "eine aggressive Spielweise mit den Komponenten Gegenpressing, Forechecking und schnellem Umschaltspiel." Das passte perfekt zu den physischen Stärken der hochtalentierten Transfers und festigte seinen Ruf als Taktik-Fachmann. Sein akribischer Ansatz kam Rangnick in Deutschland nicht immer entgegen. Als er in den Neunzigerjahren als Trainer des Zweitligisten SSV Ulm Fußballdeutschland im ZDF-Sportstudio an der Taktiktafel die Viererkette erklärte, taufte die "Bild" ihn spöttisch "Professor." In einem Land, in dem sich Kritik in der Berichterstattung häufig an vermeintlichen fehlenden Tugenden wie Mentalität oder Härte entzündet, wirkte Rangnick durch seinen taktischen Fokus oft wie ein Besserwisser.

Mit dem Wechsel in die Serie A hätte sich für ihn ein Kreis geschlossen. Die italienische Trainerlegende Arrigo Sacchi setzte hier ausgerechnet mit Milan vor 30 Jahren taktische Meilensteine. Bei ihm schaute sich Rangnick die Viererkette ab und brachte sie als einer der ersten Trainer nach Deutschland. Spätestens seit dem innovativen Sacchi nimmt Taktik im italienischen Fußball einen sehr hohen Stellenwert ein. Deshalb gilt die Serie A als schweres Pflaster für Trainer aus dem Ausland.

Das nächste Chaos droht

Gerade die Widerstände der italienischen Fußballelite hätten Rangnick den Start in Mailand erschwert. Insbesondere seine Forderung nach weitreichenden Kompetenzen sorgte für Irritation. Das kritisierte auch Weltmeister Guiseppe Bergomi bei Sport1. Rangnick sei aus Deutschland eine Machtfülle gewohnt, die es in Italien nicht gebe. Stattdessen setzt Milan jetzt weiter auf den aktuellen Trainer Stefano Pioli. Unter ihm spielte die Mannschaft zuletzt sehr gut. Nach der Corona-Pause holte kein Team mehr Punkte in der Serie A. Sehr zur Freude Maldinis, der seinen Job nun wohl behalten darf: "Stefano wurde in einer schwierigen Situation unser Trainer." Trotz der Umstände habe er für Erfolg gesorgt. "Er ist der richtige Mann, um unser junges und hungriges Team zu Siegen zu führen."

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