Gegen die alte Liebe Tottenham: Eriksens Comeback-Märchen geht weiter

Der Däne trifft zum ersten Mal in der Premier League auf seinen Ex-Klub Tottenham. In Brentford hat Eriksen nach seinem schweren Schicksalsschlag einen Neustart gewagt – und beflügelt sein neues Team.

Das Premier League-Duell zwischen dem FC Brentford und Tottenham Hotspur (Samstag, ab 18.30 Uhr im Liveticker bei t-online) dürfte eines mit Gänsehautfaktor sein. Das liegt weniger an der Tabellenkonstellation oder einer besonders ausgeprägten Rivalität zwischen den West- und Nordlondonern, sondern einzig und allein an einer Person: Christian Eriksen.

Von 2013 bis 2020 stand der heute 30-Jährige bei den "Spurs" unter Vertrag, erreichte 2019 mit dem Klub das Finale der Champions League. Über den italienischen Spitzenklub Inter Mailand landete Eriksen dann bei den "Bees" – den initialen Ausschlag gab aber ein Schicksalsschlag, der die Welt in Atem hielt.

Die Europameisterschaft, die alles veränderte

Europameisterschaft 2021, erstes Gruppenspiel der Dänen gegen Finnland: Eriksen bricht kurz vor der Halbzeitpause ohne Fremdeinwirkung auf dem Feld zusammen. Erleidet einen Herzstillstand. Muss noch auf dem Rasen wiederbelebt werden. Wird dann sofort ins Krankenhaus gebracht. Die Spieler auf dem Platz brechen in Tränen aus, Zuschauer im Stadion und an den Bildschirmen weltweit sind geschockt. Bangen mit Eriksen.

Bis zum ersten Update zum Zustand des Mittelfeldspielers dauert es Stunden. Stunden voller Unsicherheit, voller Hoffen und Bangen. Dann das Aufatmen: Eriksen ist wieder bei Bewusstsein. Fünf Minuten lang soll er tot gewesen sein. Später wird ihm ein Defibrillator eingesetzt, für den Fall der Fälle.

Und genau dieser Eingriff hat Folgen: Die italienische Gesundheitsbehörde entscheidet im Oktober 2021, dass Eriksen keine Partie mehr in der Serie A absolvieren darf. Inter und der Profi einigen sich im Dezember 2021 nach zwei Saisons, 49 Pflichtspieleinsätzen und der Meisterschaft 2021 auf eine Vertragsauflösung.

Neues Trikot, selber Profi

Karriereende? Von wegen: Sechs Monate nach dem Zusammenbruch steigt er in das Mannschaftstraining seines Jugendklubs Odense BK ein. Und unterschreibt nur einen Monat später bis Saisonende in Brentford.

Nach 259 Tagen gibt Christian Eriksen am 26. Februar 2022 sein Comeback. Wird im Spiel gegen Newcastle United in der 52. Minute eingewechselt, mit der Nummer 21 auf dem Rücken. Dass die Gastgeber die Partie am Ende 0:2 verlieren, gerät komplett in den Hintergrund ob des Comeback-Märchens – das nur wenige Wochen später sein nächstes Kapitel bekommt, als Eriksen auch in die dänische Nationalelf zurückkehrt.

Seither spielte sich der Stratege in die Startelf des FC und konnte in sechs Partien ein Tor und zwei Vorlagen beisteuern. Bemerkenswert dabei: Seit Eriksens Rückkehr verlor Brentford lediglich eine Partie (1:2 bei Leicester City). Gegen Norwich, Burnley, West Ham, Watford und sogar Thomas Tuchels Chelsea konnten die Bienen gewinnen. Der Däne beflügelte die Mannschaft regelrecht.

Am 34. Spieltag treffen Eriksen und der Tabellenzwölfte nun auf seinen Ex-Klub Tottenham.

Kommt es zu einer Rückkehr?

Und vielleicht ist da sogar mehr zur Geschichte: Laut Informationen von "The Sun" und "The Times" setze man sich bei den "Spurs" mit einer Rückkehr Eriksens auseinander. Chefcoach Antonio Conte sei offenbar nicht abgeneigt: "Eriksen ist mit Sicherheit ein Teil der Geschichte von Tottenham. Hierher zurückzukommen, wäre eine gute Gelegenheit für den Verein", sagte der Italiener zu "Sky Sports".

Doch sein aktueller Coach Thomas Frank sei auch für einen Verbleib in Brentford offen. Er könne sich eine weitere Saison mit dem 30-Jährigen vorstellen und wolle den Dänen halten. Wofür sich Eriksen auch entscheidet: Sicher ist, dass er der Fußballwelt erhalten bleibt. Und heute im Spiel zwischen Brentford und Tottenham seine besondere Geschichte weiterschreibt.