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FC Bayern: Effenberg kritisiert Sané im Vertragspoker


Vertragspoker um Leroy Sané
Das werden die Bayern-Fans nicht vergessen

MeinungVon Stefan Effenberg

19.05.2025 - 15:07 UhrLesedauer: 6 Min.
Leroy Sané: Der Angreifer spielt seit 2020 beim FC Bayern.Vergrößern des Bildes
Leroy Sané: Der Angreifer spielt seit 2020 beim FC Bayern. (Quelle: IMAGO/Bahho Kara/imago-images-bilder)
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Die Personalie Leroy Sané treibt nicht nur den FC Bayern um. Doch der Rekordmeister könnte zu einem drastischen Schritt gezwungen sein, schreibt t-online-Kolumnist Stefan Effenberg.

Die Bundesligasaison für den FC Bayern ist mit der Meisterfeier auf dem Münchner Rathausbalkon endgültig vorbei – aber ein Thema beschäftigt nicht nur den deutschen Rekordmeister, sondern ganz Fußball-Deutschland weiter: Verlängert Leroy Sané nun doch noch seinen Vertrag – oder verlässt er den Verein? Ein erstes Angebot der Bayern hat er abgelehnt, die Situation scheint verfahren zu sein. Denn Klubpräsident Herbert Hainer hat es schon deutlich gesagt: Sané liegt das Angebot vor – entweder nimmt er es an oder nicht.

Und ich muss es direkt sagen: Die Bayern sollten knallhart bleiben und ihr Angebot wie bereits angekündigt nicht nachbessern. Denn ich verstehe nicht, wo dort nun aufseiten des Spielers das Problem liegt. Warum ziehen sich die Gespräche dermaßen hin? Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte.

Dem Vernehmen nach standen die Bayern und Sané bereits kurz vor einer Einigung – ehe der Angreifer plötzlich noch den nicht unumstrittenen Berater Pini Zahavi engagierte. Ich weiß nicht, was das soll. Das sieht einfach nicht gut aus. Dieser Schritt lässt Sané in keinem guten Licht dastehen. Wieso äußert er sich nicht konkret, damit alle wissen, in welche Richtung es gehen soll?

Das kann doch nicht in Sanés Interesse sein

So bleiben sowohl Verein als auch Öffentlichkeit noch immer im Unklaren. Diese Diskussion belastet alle – und besonders das Verhältnis zwischen Spieler und Fans wird darunter leiden. Denn die Anhänger der Bayern wie auch jedes anderen Vereins haben in solchen Situationen ein ganz feines Gespür dafür, wie sich ein Spieler bei Vertragsverhandlungen verhält. Und Sané gibt da aktuell überhaupt keine gute Figur ab. Es kann doch nicht in seinem Interesse sein, den Eindruck zu erwecken, nur noch mehr Geld aushandeln zu wollen.

Ich kann jeden Bayern-Fan verstehen, der nur mit Kopfschütteln auf dieses Hin und Her seitens des Spielers reagiert und sich denkt: Eigentlich möchte ich Leroy Sané jetzt gar nicht mehr im Bayern-Trikot sehen. Denn das, was da gerade vor aller Augen passiert, werden sie nicht vergessen.

Erschwerend hinzu kommt: In der Vergangenheit hat er doch mehrfach betont, sich in München wohlzufühlen – ja, wo ist dann das Problem? Dann hätte er den neuen Vertrag auch schon vor zwei Monaten unterschreiben können. Man muss ihn – auch wenn es natürlich um viel Geld geht – fragen: Was soll das? Es ist einfach traurig, was sich immer mehr Spieler in Verhandlungen mit den Vereinen erlauben. Sané ist schließlich kein Einzelfall, sondern Teil einer generellen Entwicklung im Fußball, die diesem schönen Sport nicht guttut.

Da brauchen die Bayern keine Unruhe

Sanés Verhalten ist den Bayern gegenüber absolut unfair. Denn die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany geht jetzt in eine nur kurze Pause, ehe in die Vorbereitung für die lange Klub-WM in den USA eingestiegen wird. Dort winkt dem Rekordmeister nicht nur ein großer Titel, es steht auch eine Menge Geld auf dem Spiel. Da brauchen sie keine Ablenkungen oder interne Unruhe, und dazu ist es schon längst gekommen.

Sie erlauben mir die Phrase: Das Kind ist schon längst in den Brunnen gefallen. Und wenn die Bayern wollten, könnten sie auch gegensteuern und ein Zeichen setzen. Sie könnten an einem Punkt ihrer Wahl sagen: So geht es nicht weiter, das machen wir nicht mehr mit – und das Angebot an Sané zurückziehen. Die Frage ist schließlich: Will man so einen Spieler abseits des sportlichen Aspekts überhaupt noch?

Ich bin mir ganz sicher, dass man sich intern eine Frist gesetzt hat, zu der man Klarheit haben will – so oder so. Über die Klub-WM hinaus müssen Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund schließlich auch für die neue Saison planen, und da ist Klarheit so früh wie möglich wichtig. Sie dürfen sich von Sané nicht an der Nase herumführen lassen. Und: Sie werden sich auch nicht von Sané an der Nase herumführen lassen.

Das wäre ein großer Fehler der Leipziger

Nicht vergessen werden die Fans von RB Leipzig indes diese abgelaufene Saison. Zum ersten Mal in ihrer Bundesligageschichte haben die Sachsen das internationale Geschäft komplett verpasst. Das ist eine riesige Enttäuschung für diesen ambitionierten Klub. Es war eine ganz merkwürdige Spielzeit, die Leipzig hinter sich hat: Die ersten acht Ligaspiele war man ungeschlagen geblieben, konnte sogar Meister Bayer Leverkusen besiegen. Dann kam der Herbst – und der drastische Einbruch, nicht nur in der Champions League, in der es in acht Spielen sieben Niederlagen gab.

Ja, sie hatten Verletzungspech – aber: Das hatten Vereine wie Borussia Dortmund oder der FC Bayern auch, dort hat sich niemand beschwert, und es wäre ein großer Fehler, wenn man in Leipzig nun diese Entschuldigung für die schwache Saison anführen würde. Der späte Trainerwechsel von Marco Rose zu Zsolt Löw hat dann überhaupt nichts bewirkt, ist verpufft.

Klar ist nun: In Leipzig müssen jetzt dramatische Veränderungen her – und da ist nun nicht nur Klubmanager Marcel Schäfer gefragt, sondern auch die RB-Macher Jürgen Klopp und Mario Gomez. Ich wundere mich, dass es aus der Führungsetage noch keine Wortmeldungen zur Situation bei RB gegeben hat. Stattdessen: nur Stille. Auf sie wartet die wohl größte Aufgabe, seitdem sie ihre Positionen bei Red Bull angetreten haben – und auch daran wird man sie messen.

Dass es auch einen personellen Umbruch geben muss, scheint unumgänglich zu sein. Irgendwann ist eine erfolgreiche Spielergeneration auch über ihren Zenit hinaus, und das scheint bei langjährigen Leistungsträgern wie Péter Gulácsi, Willi Orban, Yussuf Poulsen oder Kevin Kampl nun der Fall zu sein. Das ist eine für Klub und Spieler unbequeme Wahrheit, die sie aber akzeptieren müssen, wenn die kommende Spielzeit wieder erfolgreicher verlaufen soll.

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Funkel? Das wäre absolut nachvollziehbar

Mehr zu jubeln gab es am Wochenende derweil in Köln. Nach dem Hamburger SV hat nun auch der "Effzeh" den direkten Aufstieg in die Bundesliga geschafft und dabei den HSV sogar noch von Platz eins der 2. Liga gestoßen. Herzlichen Glückwunsch zur Rückkehr in die Bundesliga, liebe Kölner.

Der viel beachtete Trainerwechsel zwei Spieltage vor Schluss zu Friedhelm Funkel hat offenbar wirklich nochmals Energien freigesetzt, die den Kölnern in den Spielen zuvor gefehlt hatten. Er hat gezeigt, dass er noch immer in der Lage ist, innerhalb kürzester Zeit etwas Positives zu bewirken. Nun wird bereits spekuliert, ob der 71-Jährige doch noch länger in Köln bleiben könnte. Ich muss sagen: An Stelle des 1. FC Köln würde ich unter dem Eindruck dieser zwei starken Spiele an Funkel festhalten – wenn er denn auch will. Das wäre eine absolut richtige und nachvollziehbare Entscheidung.

Spannend wird nun die Relegation am Donnerstag und kommenden Montag zwischen dem Bundesliga-16. 1. FC Heidenheim und der SV Elversberg. Trainer Frank Schmidt und seine Spieler werden bereits jetzt genau wissen, dass das Ziel Klassenerhalt nun nochmals deutlich schwerer geworden ist. Denn Elversberg war die spielstärkste Mannschaft der 2. Bundesliga, ist ein extrem unangenehmer Gegner, der die Heidenheimer ordentlich fordern wird und seinen Traum vom Aufstieg wahr machen will. Nicht vergessen werden darf schließlich: Elversberg war nach dem HSV die torgefährlichste Mannschaft der 2. Liga, hatte am Ende sogar ein um zwölf Treffer besseres Torverhältnis als Meister Köln, lag sogar nur einen Punkt hinter Hamburg auf Platz drei – das sagt schon viel aus. In diesem Duell ist der Bundesligist nicht der Favorit.

Das würde bei Nagelsmann sehr verwundern

Elversberg hätte sich den Aufstieg auch ehrlich verdient – und nach dieser starken Saison sollte aber auch klar sein: Eine Sensation wäre dieser Erfolg für die Mannschaft von Trainer Horst Steffen längst nicht mehr. Und das ist vielleicht sogar das größte Kompliment, das man ihr machen kann.

Am Donnerstag steht auch noch ein anderer interessanter Termin an: Julian Nagelsmann wird den DFB-Kader für die beiden anstehenden Spiele im Final Four der Nations League bekannt geben. Durch die Verletzung von Stürmer Tim Kleindienst wird er bereits überlegen, wen er nun im Angriff nominiert – aber da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.

Denn ich würde dem Bundestrainer unbedingt dazu raten, sowohl Nick Woltemade vom VfB Stuttgart als auch seinen Teamkollegen Deniz Undav zu nominieren. Besonders Woltemade hat sich durch tolle, konstante Leistungen in der abgelaufenen Saison seine ersten Länderspiele verdient. Das ist eine ganz starke Entwicklung, die er genommen hat. Auch Undav schien nach einer Schwächephase zuletzt wieder auf einem guten Weg zu sein. Es würde mich sehr wundern, wenn Nagelsmann das nicht macht.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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