Bundestrainer Hansi Flick unter Druck: Er muss jetzt liefern

Die DFB-Länderspiele gegen Japan und Frankreich werden wegweisend für Bundestrainer Hansi Flick. Was muss passieren, dass er bleibt – und wann droht das sichere Aus?

Jetzt gilt es für die deutsche Nationalmannschaft – und ganz besonders für Bundestrainer Hansi Flick. Die kommenden Länderspiele gegen Japan (9. September) und wenige Tage später gegen Frankreich (12. September) werden nach den zuletzt enttäuschenden Auftritten der DFB-Elf wegweisend. Nicht mal mehr ein Jahr verbleibt noch bis zur Heim-Europameisterschaft 2024, jetzt müssen die Weichen hin zu einer Wende zum Guten, zu wieder erfolgreichem Fußball, zu Begeisterung und Euphorie gestellt werden.

"Im September wird alles anders", wiederholte Flick zuletzt immer wieder. Der 58-Jährige wird sich seiner Lage bewusst sein: Weitere leblose, uninspirierte Auftritte darf er sich nicht leisten. Die harte Realität: Flick ist aktuell ein Bundestrainer auf Abruf – denn je nach Ausgang der beiden kommenden Partien herrscht dann auch Klarheit über seine Zukunft.

t-online erklärt die möglichen Szenarien:

• 1) Deutschland gewinnt sowohl gegen Japan als auch gegen Frankreich

Flick und die DFB-Elf hätten mit zwei Erfolgen gegen die hoch eingeschätzten Japaner und vor allem gegen die mit Stars gespickte "Équipe Tricolore" die Stimmung gedreht. Siege gegen Top-Teams sind es, die der deutschen Mannschaft seit geraumer Zeit fehlen und anhaltend an Selbstvertrauen und Selbstverständnis des viermaligen Weltmeisters kratzen. Klappt es endlich wieder, würde das sowohl Flick und seinen Spielern als auch den Fans Auftrieb geben – und dem Coach wohl den Job retten.

Die Aussichten wären auf einen Schlag rosiger – zumal Flick in den Spielen ja auf einige große Namen wie Thomas Müller oder Leon Goretzka verzichtete (mehr dazu lesen Sie hier). Wenn es dann auch noch gute Nachrichten aus der Reha vom langzeitverletzten Nationaltorwart Manuel Neuer gäbe – es könnte eine neue Euphorie entstehen. Allerdings lauert selbst hier eine Gefahr: Zwei Siege gegen "Große" dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, was in den vergangenen Jahren in der deutschen Elf falsch gelaufen ist. Dieser Herausforderung muss sich Flick bewusst sein – und alles daran setzen, keine falsche Sicherheit aufkommen zu lassen.

• 2) Deutschland verliert sowohl gegen Japan als auch gegen Frankreich

Zwei Niederlagen wären tatsächlich ein doppelter Schlag – denn die deutsche Mannschaft bliebe nicht nur weiter erfolglos gegen namhafte Gegner, es wäre wohl auch das Aus für Flick als Bundestrainer. Dass die DFB-Spitze den schon länger glücklosen Fußball-Lehrer bei zwei Pleiten weiter gewähren lässt, gilt mindestens als unwahrscheinlich, wenn nicht gar als ausgeschlossen. Wie ernst die Lage für Flick ist, ließ DFB-Sportdirektor Rudi Völler durchblicken – sprach Deutschlands wichtigstem Auswahltrainer dann aber auch sein Vertrauen aus: "Hansi weiß, wir müssen liefern – und er wird liefern können" erklärte der 63-Jährige erst im Juli. Aussagekräftiger aber ist dabei, was Völler nicht sagte: Was passiert, wenn Flick eben nicht liefern kann?

Fakt ist auch: Zwei Niederlagen sind durchaus möglich – Japan überrumpelte die DFB-Elf bereits bei der verkorksten WM 2022 in Katar, und Stärke, Spielfreude und Torgefährlichkeit von Vizeweltmeister Frankreich um Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und Olivier Giroud müssen nicht noch groß erwähnt werden. Spielt sich die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps in einen Rausch, könnte die Partie aus deutscher Sicht ganz böse enden – in der momentanen Verfassung beider Teams wäre das nicht mal eine Überraschung. Selbst bei einer unglücklichen Niederlage gegen "Les Bleus" und einem vielleicht ähnlich knappen negativen Resultat gegen Japan zuvor wäre Flick wohl nicht mehr zu halten – dann wäre es vor allem die Addition der letzten Auftritte, die ihn das Amt kosten würde.

Denn auch beim DFB weiß man: Es sind nur noch neun Monate bis zur EM – und Flick hätte wohl die letzte Hoffnung, er könne noch mal einen positiven Wandel bewirken, verspielt.

• 3) Deutschland gewinnt "nur" eines der beiden Spiele

Ein ebenso nicht unwahrscheinliches Szenario: Die DFB-Elf schlägt Japan, verliert aber gegen Frankreich. Dann stünde die Verbandsspitze vor einem Dilemma: Mit Flick weitermachen – oder den Trainer wechseln? Dabei hängt viel von den Auftritten der Mannschaft ab. Kann Deutschland die "Blue Samurai" problemlos schlagen, verliert dafür aber deutlich gegen Frankreich – erwähntermaßen keine Katastrophe –, oder gibt es andersherum einen überraschenden Erfolg gegen den Vizeweltmeister nach einer knappen Pleite gegen Japan? Dann könnte in der Führungsetage um Völler die Entscheidung reifen, doch noch mit Flick weiterzumachen – somit stünde sicher fest, dass der Trainer auch bei der EM 2024 auf der Bank sitzen wird.

Oder aber: Die deutsche Mannschaft kann erneut spielerisch nicht überzeugen, siegt glücklich gegen Japan – und kassiert dann eine herbe Klatsche gegen Frankreich. Ob das reicht, dass Flick bleiben darf?

Ebenso sind auch Unentschieden in den Partien möglich – doch auch diese würden das Vertrauen in Flicks Amtsführung nicht unbedingt bestärken.

Die Realität: Nur mit zwei Siegen kann sich Hansi Flick sicher sein, dass er auch weiter Bundestrainer bleibt. Oder, wie Rudi Völler schon sagte: Er muss jetzt liefern.