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DFB-Deal mit Nike: Machte desolate Finanzlage den Wechsel alternativlos?


Verband in finanzieller Schieflage
Warum der Nike-Deal für den DFB fast alternativlos war

Von t-online, flv

22.03.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 1042782333Vergrößern des BildesSportartikel-Hersteller Nike und der DFB: Ab 2027 eng miteinander verbunden. (Quelle: IMAGO/Revierfoto/imago)
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Der historische Ausrüsterwechsel des DFB stößt über den Sport hinaus auf viel Unverständnis. Ein Blick auf die Finanzlage beim DFB zeigt jedoch: Der Verband konnte gar nicht anders.

Der Fall schlug derart hohe Wellen, dass sich sogar Vizekanzler Robert Habeck einschaltete. Er hätte sich "ein Stück mehr Standortpatriotismus" gewünscht, kommentierte der Wirtschaftsminister den gänzlich überraschenden Ausrüsterwechsel des DFB vom Herzogenauracher Unternehmen Adidas zum US-Konzern Nike.

Ab 2027 werden die Trikots aller deutschen Fußball-Nationalmannschaften sieben Jahre lang von den Amerikanern produziert und mit ihrem Logo versehen. Dafür soll der DFB laut "Handelsblatt" mehr als 100 Millionen Euro kassieren – pro Jahr. Adidas zahlte dem Vernehmen nach bisher rund 50 Millionen – und wurde von der Nachricht des Wechsels ähnlich kalt erwischt wie die Öffentlichkeit.

Aus den Gründen für diese umstrittene Entscheidung machte der DFB keinen Hehl: Holger Blask, der Vorsitzende der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, sagte: "Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben."

Steuernachzahlungen in Millionenhöhe

Da konnten selbst Tradition und alte Verbundenheit mit einem zum Inventar gehörenden Partner nicht mehr gegenhalten. Denn durch Verfehlungen, Misswirtschaft und sportliche Misserfolge der letzten Jahre war der größte Einzelsportverband der Welt praktisch dazu gezwungen, ein solches Angebot anzunehmen.

Vor allem Steueraffären brachten den DFB finanziell arg in die Bredouille. Anfang 2023 sprach das Finanzamt Frankfurt am Main dem DFB die Gemeinnützigkeit für die Jahre 2014 und 2015 ab. Bereits 2017 war die Aberkennung für das Jahr 2006 erfolgt. Dem Verband war damals von den Finanzbehörden vorgeworfen worden, eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die Fifa für die Durchführung einer WM-Eröffnungsgala im Jahr 2005 zu Unrecht als Betriebsausgabe geltend gemacht zu haben. Dafür musste der DFB angeblich 22 Millionen Euro nachzahlen.

Und auch für die Jahre 2014 und 2015 erfolgte eine Steuer-Nachforderung in kolportierter zweistelliger Millionenhöhe. Die hat der DFB nach eigener Aussage bereits "in voller Höhe beglichen." Der Verband hat jedoch gegen beide Urteile Einspruch eingelegt. Sollte dem stattgegeben werden und die Gemeinnützigkeit für die betreffenden Jahre doch wieder anerkannt werden, würde der DFB die Zahlungen zurückerhalten. Ausgang offen.

In dem im Dezember 2023 veröffentlichten Finanzbericht für das Jahr 2022 verzeichnete der DFB jedenfalls ein Minus von rund 4,2 Millionen Euro. Für 2023 rechnet man mit einem ausgeglichenen Ergebnis.

Neben den Steueraffären stürzte vor allem auch der seit Jahren anhaltende sportliche Misserfolg der Männer-Nationalmannschaft den Verband in eine tiefe finanzielle Krise.

DFB-Schatzmeister: "Dann gibt es den Verband nicht mehr"

"Ist die Nationalmannschaft erfolglos, geht es dem DFB auch wirtschaftlich nicht gut. Das kann man mit jedem Bundesligisten vergleichen", sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunewald vor rund einem Jahr und machte die dramatische Lage deutlich: "Es kann in den nächsten zehn Jahren nicht mehr so weitergehen, weil es dann den Verband nicht mehr gibt."

Damit steht die Nationalmannschaft im Sommer nicht nur unter enormem sportlichen, sondern auch finanziellem Druck. Für den Fall, dass auch die Heim-EM enttäuschend verlaufen sollte, sagte Grunewald, "haben wir ein ernsthafteres Problem."

Durch das frühe Ausscheiden bei großen Turnieren fielen beträchtliche Prämienzahlungen von Uefa und Fifa aus. Eine weitere finanzielle Folge des sportlichen Misserfolgs: Der DFB hat seit September und bis nach der EM noch zwei Bundestrainer auf seiner Gehaltsliste. Neben Julian Nagelsmann muss auch noch der entlassene Hansi Flick bezahlt werden. Dessen Vertrag läuft noch bis einschließlich der Heim-EM. Er wurde nicht vorzeitig aufgelöst, wie etwa im Falle von Joachim Löw oder Oliver Bierhoff. Gelder, die man dringend an anderer Stelle benötigen würde. Und die man sich nun auf anderem, für viele unpopulärerem, Wege beschafft hat.

So macht der Blick auf die wirtschaftliche Lage beim DFB klar, warum man zum Nike-Angebot nicht Nein sagen konnte – und dafür sogar bereit war, eine jahrzehntelange Zusammenarbeit über den Haufen zu werfen.

Zumal Adidas, wie nun ein Bericht der "11Freunde" nahelegt, sein finanzielles Engagement sogar reduzieren wollte. Ein in der brenzligen Situation des DFB erst recht nicht mehr zu vereinbarender Weg.

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