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Fußball-WM 2022: Wie der Flick-Effekt im DFB-Team verloren ging


Bundestrainer unter Druck
Flick und die Charakterfrage

Von Florian Vonholdt

Aktualisiert am 24.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Es läuft nicht nach seinen Vorstellungen: Bundestrainer Hansi Flick mit verzweifeltem Blick bei der Pleite gegen Japan.Vergrößern des Bildes
Es läuft nicht nach seinen Vorstellungen: Bundestrainer Hansi Flick mit verzweifeltem Blick bei der Pleite gegen Japan. (Quelle: IMAGO/Markus Ulmer)

Chancenwucher und Fehler, die sich ständig wiederholen. Nach dem Ende der Löw-Ära sollte alles besser werden in der Nationalelf. Nachfolger Flick legte stark los. Doch die Aufbruchstimmung ist nach nur 16 Monaten verflogen.

Hansi Flicks Wirken beim FC Bayern in den Jahren 2019 bis 2021 ging in die Fußball-Geschichte ein. Als er von Niko Kovač übernahm, führte er das Team aus dem Krisenmodus, formte es zum besten in Europa und sogar der Welt. In dieser kurzen Zeit sammelten die Flick-Bayern sagenhafte sieben Titel. Beeindruckend.

Einen solchen Impuls erhoffte man sich auch beim DFB, als Direktor Oliver Bierhoff seinen Wunschkandidaten Flick im August 2021 für den Job des Bundestrainers gewinnen konnte. Das Ziel auch hier: zurück in den Kreis der Besten der Welt. Vor allem, weil der langjährige Assistent von Joachim Löw (2006 bis 2014) auch in der Nationalmannschaft viele Spieler des FC Bayern unter seinen Fittichen haben würde.

Mit Co-Trainer-Ikone Hermann Gerland holte sich Flick einen ebenfalls vor allem bei den zahlreichen Bayern-Profis bestens be- und anerkannten Fachmann extra für die WM ins Trainerteam. Alles für die Wohlfühlatmosphäre, die Erfolge wahrscheinlicher machen soll.

Flicks verheißungsvoller Startrekord

Acht Siege feierte Flick in seinen ersten acht Partien als Chef – und die in ihn gesetzten Hoffnungen schienen sich zu erfüllen. Eine solche Serie zum Start hatte schließlich noch keiner hingelegt. Als erste Nation neben Gastgeber Katar löste die DFB-Elf zudem ihr WM-Ticket. Alles hörte sich vielversprechend an. Und sah auf dem Platz auch so aus. Auch wenn die Gegner bis dato "nur" Liechtenstein, Armenien (je zweimal), Island, Rumänien, Nordmazedonien und Israel hießen. Nationen, gegen die von einer deutschen Mannschaft Siege erwartet werden dürfen, zweifelsohne. Doch sie kamen überwiegend überzeugend zustande und fußten auf einer stabilen Defensive (nur zwei Gegentore in dieser Phase).

Der schleichende Verlust der neuen Leichtigkeit hin zur alten Schwerfälligkeit setzte im vergangenen Frühjahr ein. Als die großen Gegner kamen. Niederlande, Italien, England, Ungarn – viermal in Folge spielte die Flick-Elf 1:1. Nicht schlecht, aber es fehlte der echte Wow-Effekt. Ähnlich Zähes kannte man noch zur Genüge aus den letzten Löw-Jahren. Der Esprit wich einer gewissen Verkrampfung, wie man sie mit der Installation Flicks eigentlich abschütteln wollte.

Flicks Punkteschnitt schlechter als der von Löw

Mit Ausnahme des 5:2 gegen Italien im Juni hat die Mannschaft nicht mehr die Kurve gekriegt. Was seither auffällt: die immer wiederkehrenden Fehler in der Defensive, sowohl mannschafts- als auch individualtaktisch. Und die mangelnde Chancenverwertung vorm gegnerischen Tor. Das führte nicht zuletzt gegen Japan (1:2) dazu, dass man wieder einmal eine Führung nicht über die Zeit bringen konnte.

Das passierte schon in den Nations-League-Spielen in den Niederlanden (1:1), zu Hause gegen England (1:1) und ganz frappierend beim Rückspiel auf der britischen Insel Ende September (3:3), als binnen zwölf Minuten aus einer 2:0-Führung ein 2:3-Rückstand wurde – und keiner so richtig wusste, warum. Beim so wichtigen WM-Auftakt gegen Japan dauerte es acht Minuten von einer Führung bis zum Rückstand.

Von den letzten neun Länderspielen gewann Deutschland neben dem erwähnten Italien-Spiel nur den wenig überzeugenden WM-Test gegen den Oman mit einem holprigen 1:0. Bezeichnend: Es war die einzige Partie in diesem Neun-Spiele-Zeitraum, in dem die Flick-Elf zu null spielte.

17 Länderspiele gab es bislang unter dem 57-Jährigen. Sein Punkteschnitt liegt bei 2,06. Vorgänger Löw brachte es bei 198 Partien auf 2,09. Der punktbeste Bundestrainer der Geschichte ist übrigens Berti Vogts (2,20). Nicht zuletzt diese Statistik zeigt: Für Flick ist noch Luft nach oben – in vielerlei Hinsicht.

Flick: Keine Systemumstellung vor Spanien-Spiel

Taktisch setzte er stets auf sein favorisiertes 4-2-3-1-System, was er auch schon in München äußerst erfolgreich spielen ließ. Eine Abkehr davon vor dem alles entscheidenden WM-Gruppenspiel gegen Spanien (Sonntag, 20 Uhr, im t-online-Liveticker) schloss Flick aus: "So weit sind wir noch nicht, dass wir unser System umstellen."

Für ihn ist es keine Frage des Systems, sondern der Einstellung. Flick nach der Japan-Pleite: "Für uns ist wichtig, dass wir am Sonntag Charakter zeigen. Die Mannschaft hat sicher noch Potenzial, was sie noch nicht abruft." Heißt: Was in den letzten Monaten nicht gelang, muss nun gegen Spanien zwingend funktionieren – die oft gleichen Fehler abstellen und Chancen nutzen. Denn Zeit hat Flick jetzt keine mehr. Gelingt das nicht, steht man exakt am gleichen Punkt wie bei Löws letzter WM vor vier Jahren: einem blamablen Vorrundenaus.

Die WM in Katar hat begonnen. t-online ist vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.

Verwendete Quellen
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