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WM 2022: Deutschland gegen Spanien – Kann die DFB-Elf überhaupt gewinnen?


Ex-Spanien-Assistent vor DFB-Duell
Weltmeister? "Spanien hat das Potenzial"

InterviewVon Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 26.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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Spaniens Spieler feiern das 7:0 gegen Costa Rica: Jesus Casas kennt das Team ganz genau. (Quelle: Frank Augstein/AP/dpa)

Am Sonntag steht das deutsche Endspiel in der Gruppenphase der WM an. Gegner ist Spanien. t-online hat mit einem Kenner der "Furia Roja" gesprochen.

Als die WM-Gruppen feststanden, war klar, welche Partie der Gruppe E als Topspiel gelten wird. Deutschland gegen Spanien, das Duell der Ex-Weltmeister. Es würde um den Gruppensieg gehen, waren sich Experten sicher. Doch nach nur einem Spieltag ist klar, es steht noch viel mehr auf dem Spiel. Eine Niederlage bedeutet wohl das WM-Aus, ein Unentschieden womöglich auch. Die DFB-Elf ist zum Siegen verdammt.

Doch mit Spanien wartet ein echter Hochkaräter, der zum Auftakt Costa Rica mit 7:0 wegputzte. Das Team von Trainer Luis Enrique ist in Topform und freut sich auf das Duell gegen die nervösen Deutschen. Einer, der noch bis Ende letzten Jahres an der Seitenlinie der Spanier stand, ist Jesus Casas. Von 2018 bis Anfang 2022 war er Co-Trainer der "Furia Roja", arbeitete viele Jahre mit Enrique zusammen und kennt auch die Mannschaft bestens. Inzwischen ist er der Nationaltrainer des Irak, macht sich aber trotzdem noch viele Gedanken über das spanische Team.

t-online: Herr Casas, am Sonntag trifft Spanien auf Deutschland. Wird Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique sein Spiel passend zum konteranfälligen deutschen Team umstellen?

Jesus Casas: Das glaube ich nicht. Er wird an seinem Stil festhalten. Und das Prinzip des spanischen Spiels ist es, zu jeder Zeit den Ball zu haben. Also werden sie Deutschland ständig unter Druck setzen, um ihn zurückzugewinnen. Es wird ein kompliziertes Spiel, weil beide Teams den Ball haben wollen. Wer sich im Duell um den Ball durchsetzt, wird einen großen Vorteil haben.

Was halten Sie von dem Vergleich, dass dort Manchester City auf den FC Liverpool trifft? Spanien ist dabei Manchester City, legt hohen Wert auf Ballbesitz und ein gutes Positionsspiel mit Rotation. Deutschland ist der FC Liverpool, setzt auf hohe Intensität und Effektivität im Pressing und Gegenpressing.

Der Vergleich ist passend. Beide Teams haben großes Talent, Deutschland spielt noch etwas physischer als Spanien. Dafür hat Spanien einen höheren Fokus auf die Technik. Das erinnert sehr an das Duell zwischen Man City und Liverpool.

Spanien hat ein sehr junges Team. Wie würden Sie die Qualitäten von Talenten wie Pedri und Gavi beschreiben?

Sie sind zwar sehr jung, aber haben sich bereits beim FC Barcelona durchgesetzt. Sie sind Fußball auf hohem Niveau gewohnt und können daher auch bei einer WM den Unterschied ausmachen. Pedri und Gavi sind sehr dynamische Spieler, die aber gleichzeitig auch eine tolle Ballkontrolle haben. Sie haben Qualitäten von "Box-to-Box"-Spielern entwickelt, können sowohl vorne als auch hinten helfen und sind deshalb so wichtig für das spanische Spiel.

Und wie sind sie charakterlich drauf?

Beide sind sehr extrovertiert, sie machen immer Späße und sind gut drauf. Ich glaube, das hat ihnen auch geholfen, sich schnell im Team zurechtzufinden.

Das größte Talent im deutschen Kader ist Jamal Musiala. Wie wird er in Spanien gesehen?

Er ist ein Riesentalent. In Spanien wurde in den letzten Wochen viel über internationale Talente gesprochen. Und die zwei, die am meisten herausstachen, waren Jamal Musiala und Jude Bellingham. Sie gehören zu der Kategorie Spieler, die mit Teams wie Real Madrid in Verbindung gebracht werden. Aber auch Youssoufa Moukoko ist einigen aufgefallen.

Die Schlüsselfigur bei Spanien ist der Trainer: Luis Enrique. Wie geht er mit den Spielern um?

Er ist sehr direkt und spricht viel mit den Spielern. Er will sie von seiner Idee überzeugen. Und er schafft es, ihnen zu vermitteln, dass sie besser sind, als sie es tatsächlich sind. Er holt das Beste aus ihnen heraus.

Luis Enrique ist in der vergangenen Woche auf der Streaming-Plattform Twitch live gegangen und hat dort mit Fans gesprochen. Haben Sie damit gerechnet?

Mich hat das völlig überrascht. Er ist nicht der Typ, der viele Interviews gibt. Er ist ungern im Fokus der Öffentlichkeit. Sein Verhältnis zu den spanischen Medien ist daher auch etwas angeschlagen.

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Können Sie sich vorstellen, dass so was gängiger für Trainer wird?

Ehrlich gesagt nicht. Mit den ganzen Pressekonferenzen und anderen Medienterminen ist bereits genug zu tun, was die Kommunikation angeht. Dazu ist auch nicht jeder Trainer dazu geeignet, direkt mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Aber für die, die es interessiert, ist es natürlich eine gute Option, ab und zu Kontakt mit den Fans aufzunehmen.

Wenig Zeit bleibt auch bei einer WM zwischen den Spielen. Worauf kommt es Ihrer Meinung nach bei solch einem Turnier an?

Das Wichtigste ist, eine klare Idee vom eigenen Spiel zu haben. Und dann muss man immer bereit sein, kleine Anpassungen vorzunehmen. Da kommt es stark auf die Videoanalyse an. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn Sie einen Fußball spielen, bei dem hoch gepresst wird, halten Sie in jedem Spiel daran fest. Was sich jedoch verändern kann, ist die erste Pressinglinie. Also mit wie vielen Spielern laufen sie die Verteidiger des Gegners an? Einer, zwei, drei? Helfen die Außenverteidiger? Solche Dinge muss man auf die Gegner anpassen. Und da steckt auch Luis Enrique viel Zeit rein.

Welche Rolle spielen für diese taktischen Themen erfahrene Spieler im Team wie Sergio Busquets, Cesar Azpilicueta oder Daniel Carvajal?

Eine sehr wichtige. Sie strahlen Ruhe aus, haben viel erlebt. Gerade wenn es eng und hitzig wird, helfen sie dir mit ihrer Erfahrung weiter. Dazu können sie auch mal verschiedene Dinge ausprobieren. Zusammen mit der Unbekümmertheit der jungen Spieler ist das ein guter Mix, den Spanien hat.

Können Sie sich Spanien als Weltmeister vorstellen?

Spanien hat definitiv das Potenzial, Weltmeister zu werden. Aber zehn schlechte Minuten können eine WM entscheiden. Es ist entscheidend, in den kritischen Momenten fokussiert zu bleiben. Dann kann es zum Titel reichen. Und etwas Glück braucht man natürlich auch.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Jesus Casas. Das Gespräch wurde am 21. November geführt. Zu dem Zeitpunkt hatten weder Spanien noch Deutschland ein Spiel bei der diesjährigen WM bestritten.
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