Vogts: "Den EM-Titel holt Deutschland"

Kurz vor seinem 65. Geburtstag am kommenden Freitag blickt Berti Vogts in einem Interview mit dem "kicker" auf sein bewegtes Leben zurück. Dabei hält der ehemalige Bundestrainer mit Kritik nicht hinterm Berg - auch sich selbst spart er dabei nicht aus. Das meiste Fett bekommt aber sein ehemaliger Chef beim DFB, EX-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, ab.

Nachwuchskonzepte nicht berücksichtigt

Von "MV", der kürzlich noch öffentlich über den "Terrier" hergezogen hatte, fühlte sich Vogts damals hintergangen. Denn schon Anfang der 80er Jahre war die Nachwuchsförderung eine Herzensangelegenheit von Vogts. "Ich habe schon nach der EM 1984 zusammen mit Bernd Pfaff die Jugendinternate in Frankreich und England besucht und dem DFB danach meine Ausarbeitungen zum Thema Nachwuchsförderung in Deutschland übergeben", so Vogts in dem Interview.

Dass darauf von Seiten des DFB nicht reagiert wurde, hat Vogts bis heute nicht verwunden - und er kennt auch die Ursachen dafür: "Für MV, das ist ja bekannt, war wichtiger, dass das Bier kalt und der Rotwein trocken war. Heute behauptet er, er habe von mir nie etwas zum Thema Nachwuchsförderung bekommen," macht Vogts seinem Unmut Luft. "Und ich sitze beim WM-Finale 2006 im Berliner Olympiastadion irgendwo an der Eckfahne - das sind Dinge, die wehtun."

Hoffen auf den EM-Titel

Dass er selbst in der Öffentlichkeit nie so gut wegkam wie zum Beispiel ein Franz Beckenbauer, führt er auf seine Art zurück. "Vielleicht bin ich zu ehrlich, vielleicht habe ich zu oft unpopuläre Wahrheiten ausgesprochen. Und ich bin natürlich keine Lichtgestalt wie Franz Beckenbauer. Wenn der in ein Zimmer kommt, geht das Licht von selbst an. Ich muss immer erst den Schalter suchen." Und dass, obwohl er der Letzte war, "der mit der Nationalmannschaft einen Titel geholt hat" und den zweitbesten Punkteschnitt aller Bundestrainer aufweisen kann.

Trotz einiger Missstände im DFB ist für den Nationaltrainer Aserbaidschans die deutsche Nationalmannschaft großer Favorit auf den EM-Titel im kommenden Jahr in Polen und der Ukraine. "Wir haben derzeit die vielleicht beste Nationalmannschaft der Welt, aber das müssen die Jungs nun auch beweisen und den Titel holen", so Vogts. Für ihn ist klar, dass Deutschland auch Spanien besiegen kann. "Spanien wird den Titel nicht verteidigen. Den Titel holt Deutschland - wenn im Abwehrbereich keine Fehler passieren."