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Tennis: Alexander Waske im Interview: "Tommy muss auf großer Bühne abtreten"


Alexander Waske im Interview
Haas-Coach: "Das ist wie ein DFB-Pokalspiel gegen Erzgebirge Aue"

Von t-online
17.09.2015Lesedauer: 5 Min.
Ex-Tennisprofi Alexander Waske (re.) trainiert Tommy Haas seit Januar 2014.Vergrößern des BildesEx-Tennisprofi Alexander Waske (re.) trainiert Tommy Haas seit Januar 2014. (Quelle: Sportfoto Rudel/imago-images-bilder)
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Für das deutsche Herren-Tennis-Team steht am Wochenende das Relegationsspiel in der Dominikanischen Republik an. Eine Niederlage würde das Aus der DTB-Auswahl von Teamchef Michael Kohlmann aus der Weltgruppe bedeuten. Ein Szenario, mit dem sich Alexander Waske, der Trainer von Tommy Haas, gar nicht erst beschäftigt.

Im Interview mit t-online.de beschreibt der 40-Jährige die Tücken der Auswärtspartie in der Karibik, spricht über die Zukunft und ein mögliches Karriereende seines Schützlings. Andererseits schildert er, was für Haas in der kommenden Saison noch alles möglich ist.

t-online.de: Herr Waske, am Wochenende steht das Relegationsspiel der DTB-Herren in der Dominikanischen Republik an. Wie sehen Sie die Chancen des deutschen Teams?
Waske: Wir gewinnen das. Das ist wie so ein DFB-Pokalspiel gegen Erzgebirge Aue. Die fighten, aber man muss trotzdem gewinnen. So wird es auch bei uns sein. Die Bedingungen da unten sind nicht so einfach. Es ist sehr heiß, die Luft ist feucht und die Menschen dort sind bestimmt sehr emotional. Die haben einen guten Spieler (Victor Estrella Burgos, Anm. d. Red.) und das muss man alles sehr ernst nehmen. Aber wir sind viel stärker.

Was halten Sie von der deutschen Aufstellung?
Ich finde, Michael Kohlmann hat alles richtig gemacht. Er hat die besten Spieler genommen. Die werden das Ding richten und wir werden gewinnen. Ich gehe positiv von einem 3:0 nach zwei Tagen aus, auch wenn ich Respekt vor dem Gegner habe und nie überheblich in das Match gehen würde.

Ein Abstieg ist dennoch möglich. Was würde das für das deutsche Tennis bedeuten?
Wie gesagt: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gewinnen. Von daher sehe ich keinen Abstieg. Diese Frage stellt sich mir nicht.

Nicht dabei ist ihr Schützling Tommy Haas. Er wollte keinem jungen Talent wie Alex Zverev den Platz wegnehmen. Zverev ist nun nicht dabei. Hätte Haas dem DTB-Team gut getan?
Das hatte eher private Gründe. Seine Frau ist zu Hause im achten Monat schwanger, daher ist die Situation ein bisschen anders.

Haas hat aber auch gesagt, dass er 2016 sehr gerne wieder im Davis Cup spielen wolle. Ist das realistisch?
Ja, natürlich. Tommy ist einer der besten deutschen Spieler. Wenn er sein bestes Tennis abruft und im nächsten Jahr topfit ist - wovon ich fest ausgehe - ist er jederzeit interessant für Michael Kohlmann.

Die Saison 2015 neigt sich dem Ende zu. Als Trainer von Tommy Haas: Wie fällt ihr Fazit des Jahres aus?
Das Jahr ist jetzt natürlich noch nicht ganz vorbei. Ich denke aber, dass der Anfang gut war. Er hat direkt sein erstes Match in Stuttgart gewonnen und in Wimbledon Milos Raonic die Stirn geboten. Dieses Match hätte durchaus auch über fünf Sätze gehen können. Die Amerika-Tour danach war sicherlich nicht so erfolgreich. Aber ich denke, wenn er da weitermacht, der Heilungsprozess der Schulter weiter voranschreitet, er eine gute Vorbereitung schafft und verletzungsfrei bleibt, wird er im Januar in Australien sehr gut spielen.

Was trauen Sie ihm generell im Jahr 2016 zu? Kann er noch einmal auf ein Niveau kommen, mit dem er Spiele wie die bittere Erstrunden-Niederlage bei den US Open gegen Fernando Verdasco gewinnt?
Absolut. Ich verstehe nicht, wenn manche Leute sagen, dass Tommy Haas nicht ganz fit sei. Mann muss ja sehen, dass 16 Spieler bei den US Open in der ersten Runde aufgegeben haben und ein 37-Jähriger hat über fünf Sätze gespielt ohne einen Krampf in den Beinen. Was ihm weiterhin fehlt ist der Punch in der Schulter. Da ist die Kraft weggebrochen. Das ist aber keine Frage von mangelnder Fitness, sondern von der Struktur in der Schulter. Der Tommy ist saufit für 37, bewegt sich fantastisch. Ich bin fest davon überzeugt, dass er das ganze kommende Jahr über konkurrenzfähig sein wird. Außerdem bin ich mir auch sicher, dass er im nächsten Jahr einen Top-10-Spieler schlägt.

Die Athletik und der Wille waren in seiner Karriere ja noch nie ein Problem. Da müssen Sie als Trainer wohl nicht ansetzen…
Doch, muss man. Damit er weiter auf dem höchsten Niveau ist. Tommy ist aber sowieso jemand, der gar nicht auf den Platz gehen und nur mit 70 Prozent trainieren kann. Das geht bei ihm gar nicht. Da ist er immer noch besser als die meisten anderen auf der Welt.

Die Probleme an der Schulter sind hinlänglich bekannt. Besonders beim ersten Aufschlag fehlte es ihm daher oft an Tempo. Kann er da noch einmal zu alter Form zurückfinden oder stellen Sie beide nun einfach sein Spiel um?
Ich denke, dass er auch beim Service noch einmal an die 190 Stundenkilometer herankommt. Ein Aufschlag von über 200 brauchen wir auch gar nicht. Tommy hat im Training schon bewiesen, dass der Aufschlag noch da ist. Wir sind da gar nicht so weit von entfernt.

Sie selbst sind nur drei Jahre älter als Haas, haben früher mit ihm zusammen gespielt. Wie dürfen wir uns da das Trainer-Spieler-Verhältnis vorstellen? Ist das mehr ein Austausch?
Es wäre schwachsinnig, einem 37-Jährigen jeden Tag vorzugeben, was er zu tun hat, und seine Meinung nicht anzuhören. Besonders bei jemandem, der so viel Erfahrung hat wie er, der seinen Körper und sein Spiel so gut kennt. Natürlich nehme ich das mit. Trotzdem habe ich immer eine klare Vorstellung, was ich mit ihm machen und umsetzen möchte. Ich frage ihn dann, ob er noch etwas dazu machen will. Generell ist es aber jetzt ein anderes Verhältnis, wenn man zusammen arbeitet und der eine den anderen bezahlt.

Haas hat immer gesagt, dass er sein Karriereende selbst bestimmen möchte. Jetzt fragen wir aber Sie: Wie lange kann er noch spielen? Bleibt Olympia in Rio ein Fernziel?
Das ist genau das, was ich ihm immer gesagt habe. Für mich war es damals sehr wichtig, dass ich noch einmal spielen konnte nach meiner langen Verletzung und dann selber entschieden habe: 'Ich höre jetzt auf'. Er denkt da genauso. Am Ende möchte er selbst darüber entscheiden, wann er sagt: 'Danke, das reicht mir'. Ich finde, Tommy muss auf einer großen Bühne abtreten. Natürlich muss man sich das überlegen, wenn er jetzt auf einmal ein großes Turnier gewinnt, dass er es nicht da dann auf dem höchsten Punkt sein lässt. Ansonsten fände ich es super, wenn Tommy erst nächstes Jahr nach den US Open aufhört. Als Deutsch-Amerikaner beim letzten Grand Slam des Jahres wäre das eine tolle Möglichkeit. Ich finde nicht, dass er nach Olympia aufhören sollte, wenn danach noch die US Open kommen.

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Und am Ende gibt es dann die große Party nach dem letzten Spiel, die Haas bereits angekündigt hat?
Die wird dann kommen. Da hält er sein Wort. In New York könnte man dann auch ganz gut feiern. (lacht)

Das Interview führte Nico Herold

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