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Giovane Élber über die Corona-Lage in Brasilien: "Das macht mir Angst"


Mehr als 3.000 Tote täglich
Élber über die Lage in Brasilien: "Das macht mir Angst"

  • Melanie Muschong
InterviewVon Melanie Muschong

Aktualisiert am 03.04.2021Lesedauer: 3 Min.
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Giovane Elber: Die Bayern-Legende lebt und arbeitet aktuell in Brasilien.Vergrößern des Bildes
Giovane Elber: Die Bayern-Legende lebt und arbeitet aktuell in Brasilien. (Quelle: Fotostand/imago-images-bilder)

Giovane Élber ist Klubrepräsentant des FC Bayern München. Doch aktuell ist der frühere Bundesliga-Profi in seiner Heimat Brasilien. Bei t-online berichtet er über die beunruhigende Situation vor Ort.

Giovane Élber war in der Bundesliga Teil des "magischen Dreiecks" beim VfB Stuttgart, später sehr erfolgreich als Stürmer des FC Bayern. Für die Münchner ist der gebürtige Brasilianer noch heute als Klubrepräsentant unterwegs – eigentlich. Denn durch die Coronavirus-Pandemie ist der 48-Jährige seit dem vergangenen Dezember in seinem Heimatland.

Und bei t-online berichtet er über die fatale Situation vor Ort.

Denn in Brasilien sind laut Johns-Hopkins-Universität bereits 317.646 Menschen durch das Coronavirus gestorben. Allein am vergangenen Dienstagabend meldete das Gesundheitsministerium in Brasília 3.780 Todesfälle in den vergangenen 24 Stunden im Zusammenhang mit Covid-19. Eine Entwicklung, die auch Elber große Sorgen bereitet.

t-online: Herr Élber, Sie sind aktuell in Ihrer Heimat Brasilien – eines der Länder, welches gerade besonders stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie leidet. Wie nehmen Sie die Situation vor Ort wahr?

Giovane Élber: Die Coronavirus-Situation ist schrecklich. In ganz Brasilien sind die Krankenhäuser überfüllt, auf den Intensivstationen mangelt es an Sauerstoff. Und Ärzte müssen deshalb entscheiden, wer weiterleben darf und wer nicht. Das ist tragisch. Ich mache mir große Sorgen und habe Angst um die Menschen.

Wie geht es Ihrer Familie und Ihren Freunden?

Ich war bis Dienstag auf meiner Farm. Dort lebe ich weit entfernt von den großen Städten. Es ist sicher. Gott sei Dank sind in meiner Familie alle gesund. Aber aus unserem Freundeskreis hören wir schlimme Geschichten. Einige Bekannte von uns liegen aufgrund von Corona auf der Intensivstation, andere sind bereits verstorben. Das macht mir schon Angst. Vor zwei, drei Monaten hatte ich nur davon gehört, dass es in Manaus oder Rio de Janeiro schlimm ist. Jetzt herrscht in ganz Brasilien Chaos. Nun ist es nicht mehr weit weg von uns.

Wie nehmen Sie die Situation im Vergleich zu Ihrer zweiten Heimat Deutschland wahr?

Das Schlimmste ist, wenn die Krankenhäuser überfüllt sind. Denn dann kann man nichts mehr machen. Das ist in Brasilien so, in Deutschland nicht. Das ist der große Unterschied. Unsere Ärzte hier in Brasilien arbeiten Tag und Nacht, sie sind erschöpft. Wenn ich sie und die Krankenpfleger sehe, dann erinnert mich das automatisch an die Bilder aus Bergamo in Italien aus dem letzten Jahr.

Warum gab es in Brasilien keinen kompletten Lockdown?

Wir hatten einen Teillockdown in Brasilien, aber unser Präsident hat gewarnt, dass im Lockdown viele Menschen durch Hunger sterben würden, weil Geschäfte pleitegehen würden. Und deshalb müsse weitergearbeitet werden.

Was halten Sie von Jair Bolsonaro?

Unser Präsident hat während der Corona-Pandemie nur falsche Entscheidungen getroffen. Er meinte, es sei bald vorbei, obwohl man gesehen hat, was in anderen Ländern passiert ist. Man konnte ahnen, dass Corona nach Brasilien kommt und, dass es schlimm wird. Er hat sich gar nicht darauf vorbereitet.

Wie läuft es mit dem Impfen in Brasilien?

Es geht bei uns sehr langsam voran. Wirklich langsam. In Brasilien sind erst sieben Prozent der Menschen geimpft.

Was wünschen Sie sich für Ihr Heimatland?

Die brasilianische Politik muss die Corona-Pandemie endlich ernster nehmen. Nur ein Beispiel: Wir hatten seit Beginn der Pandemie fünf verschiedene Gesundheitsminister. Einer war nur eine Woche im Amt. Es sind 300.000 Menschen gestorben. Wir haben sogar die USA übertroffen. Jeden Tag sterben über 3.000 Menschen. Das ist viel zu viel. Viel zu viel. Ich wünsche mir, dass wir schneller alle geimpft bekommen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Giovane Elber
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