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Wimbledon: Spielen manche Stars trotz Corona? Spielerin macht Andeutungen


Aufregung in Wimbledon
Spielen manche Stars trotz Corona-Erkrankung?

Von Jannik Schneider, London

Aktualisiert am 30.06.2022Lesedauer: 4 Min.
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Alize Cornet: Die Tennisspielerin hat eine klare Meinung.Vergrößern des Bildes
Alize Cornet: Die Tennisspielerin hat eine klare Meinung. (Quelle: PanoramiC/imago-images-bilder)

Spielen Tennisprofis trotz Corona-Erkrankung? Während des Turniers in Wimbledon macht eine Spielerin verheerende Andeutungen.

Alize Cornet ist eine Frau der klaren Meinungen. Die Tennisspielerin aus Nizza nahm 2007 das erste Mal in Wimbledon teil, 2014 schlug sie an der Church Road sensationell Serena Williams. Einem breiteren Publikum wurde die 32-Jährige aber erst im vergangenen Jahr bekannt, als sie als weltweit erste Akteurin aus der Tenniswelt Unterstützung für die im Herbst als untergetaucht geltende chinesische Kollegin Peng Shuai einforderte. Dafür erhielt die Weltranglisten-37. viel Anerkennung.

In dieser Woche wird sie von dem ein oder anderen Tenniskollegen kritischer beäugt. Nachdem sie ihr Erstrundenmatch gegen Julija Putinzewa gewonnen hatte, gab sie französischen Reportern in den Katakomben des Pressezentrums Einblicke in die neue, vorherrschende Corona-Realität unter Tennisprofis.

Cornet: "Wir hatten wohl alle die Grippe"

Eine "Corona-Epidemie" sowie ein "Stillschweigeabkommen" unter Spielern habe es bei den French Open in Paris gegeben, sagte Cornet laut der renommierten Sporttageszeitung "L'Équipe". Der Sandplatzklassiker vor einem Monat war das erste Grand-Slam-Turnier seit Pandemiebeginn ohne Restriktionen auf Spieler- oder Fanseite.

"An einem gewissen Punkt hatten wir wohl alle die Grippe. In Paris gab es ein paar Fälle und ein stillschweigendes Abkommen. Wir führen keine Selbsttests durch, um nicht in Gefahr zu geraten. Nach einer Weile sah ich Kolleginnen Maske tragen, vielleicht, weil sie wussten, dass sie es hatten und es nicht weitergeben wollten." Tatsächlich hatten lediglich die tschechischen Topspielerinnen Barbora Krejčíková und Marie Bouzková in Paris publik gemacht, dass sie an dem Virus erkrankt waren. Cornet deutete nun in Wimbledon an, dass deutlich mehr Tschechinnen betroffen gewesen sein sollen.

Verwerflich findet die ehemalige Nummer 11 der Weltrangliste dieses Verhalten nicht. "Wir haben den Preis bezahlt, anderthalb Jahre in einer Blase gelebt, wir sind alle geimpft, es ist ok."

Laut Informationen der Damentour WTA sind die ersten 100 der Weltrangliste allesamt geimpft, bei den Herren bildet lediglich Superstar Novak Djokovic die Ausnahme, der deshalb bereits die Australian Open verpasste und stattdessen ein Ein- und Ausreisedrama produzierte. Wimbledon bleibt wohl das letzte Grand-Slam-Event für den Serben 2022. Die Reiserestriktionen in den USA lassen keine ungeimpfte Einreise zu.

Berrettini hätte trotz Corona spielen dürfen

Eine Test- oder Maskenpflicht gibt es auf der Tennistour nicht mehr. Zusätzliche Maßnahmen der Wimbledon-Organisatoren des All England Clubs (AELTC) gibt nicht – und bisher offiziell nur drei Fälle. Die Mitfavoriten auf Gras Marin Čilić und Matteo Berrettini konnten nicht zu ihren Erstrundenpartien antreten. Letzterer betonte in einem Statement in den sozialen Medien, er habe trotz Besserung am Tag des Matches nochmal einen Test durchgeführt, um die "Gesundheit und Sicherheit meiner Kollegen und aller am Turnier beteiligten Personen" zu gewährleisten. Verbrieft ist das nicht; oft verfassen Manager oder Agenturen großer Spieler diese Posts. Fakt ist allerdings: Berrettini hätte tatsächlich spielen dürfen – ohne einen weiteren Test. Am Donnerstag erwischte es dann auch noch Roberto Bautista Agut, der via Twitter seine Corona-Erkrankung mitteilte.

"Immer leicht, einen Konflikt zu kreieren"

Superstar Rafael Nadal hatte vergangene Woche noch mit dem Italiener trainiert. Regeln zu engen Kontakten gibt es nicht mehr. Der Spanier erklärte am Dienstagabend, er fühle sich gesund. Angesprochen auf die Testsituation um seinen Kollegen, erklärte er: "Es ist immer leicht, einen Konflikt zu kreieren." Ein Physiotherapeut der ATP habe Nadal erklärt, dass ein Spieler, der Symptome habe, selbst über einen Test entscheiden dürfe. "Wenn du einen durchführst und du bist positiv, bist du raus." Wie der 22-malige Grand-Slam-Sieger die Regelung finde, ließ er offen.

Cornets Aussagen hätten dagegen deutlicher kaum sein können. Seitdem hat sich eine Debatte über Eigenverantwortung, Egoismus und Solidarität entwickelt. Das Problem: Im Vergleich etwa zum Radsport mit ebenfalls einigen Fällen so kurz vor dem Jahreshöhepunkt bei der Tour de France sind Tennisprofis nie zu Teamsportlern erzogen worden. Die meisten wurden früh als große Talente mit eigenen Trainern, Agenten und Physiotherapeuten abgeschirmt. Um es nach oben zu schaffen und dort dann auch zu performen, lag und liegt der Fokus meist auf ihnen.

Die sechsmonatige Tourpause 2020 und das anschließende zum Teil rigorose Bubble-Leben bei den US Open 2020 und den Australian Open 2021 haben in dieser Reisesportart finanziell und mental bei einigen Profis Spuren hinterlassen. Bei einem Erstrundenpreisgeld von umgerechnet knapp 60.000 Euro könnten Spieler der hinteren Rankingpositionen ins Grübeln kommen, ob sie das Turnier trotz Symptomen absagen.

Kerber appelliert an Eigenverantwortung

Interesse an einer Rückkehr zu mehr Restriktionen zum Schutze anderer – davon hört man in diesen Tagen von Wimbledon wenig. In den Räumlichkeiten des Aorangi-Trainingsparks der Spieler geht es in der Cafeteria und in den Aufenthaltsräumen kuschelig und gleichzeitig gelöst zu, so wie in der übrigen Gesellschaft dieses Frühjahr ebenfalls. Die Zahlen in Großbritannien nehmen seit Monatsbeginn wieder zu. Waren es am 29. Mai noch 3.156 neue Fälle, wurden am Mittwoch 21.419 neue Fälle an die Behörden übermittelt. Restriktionen und Testpflichten gibt es hierzulande keine mehr.

"Über Verdächtigungen ist es schwierig, etwas zu sagen", erklärte Angelique Kerber am Mittwochabend nach ihrem Zweitrundensieg auf Anfrage von t-online. Die Vorwürfe Cornets aus Paris seien ihr neu. Kerber appellierte an die Eigenverantwortung und betonte, sie trage Maske, wenn sie zum Physiotherapeuten gehe, und bei vergleichbaren Situationen. "Wir leben immer noch in einer Pandemie und wir wünschen uns alle Normalität." Darüber hinaus wolle sie abwarten, ob neue Restriktionen angebracht seien.

Petkovic: "Mit Maske blöd angeschaut"

Andrea Petkovic hatte bereits am Dienstag berichtet, dass sie sich in Paris Corona eingefangen habe und danach erkrankt sei. "Ich war schon drei Tage richtig krank und danach fünf Tage platt, so hätte ich nicht spielen können", sagte die 34-Jährige. Sie habe über zehn, zwölf Tage einen erhöhten Puls gehabt.

Petkovic geht davon aus, dass sie sich in Paris angesteckt hat. Sie habe an den ersten drei Tagen zunächst noch eine Maske getragen. "Dann haben mich die Menschen so blöd angeguckt, weil ich die einzige war."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Reporter vor Ort
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