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Dajana Eitberger vor Rodel-WM: "Wir Deutschen sind das Maß aller Dinge"


Rodel-Star Eitberger
"Wir Deutschen sind das Maß aller Dinge"

InterviewEin Interview von Tobias Ruf

24.01.2019Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Medaillengewinnerin: Bei Olympia in Pyeongchang holte Dajana Eitberger 2018 Silber.Vergrößern des Bildes
Medaillengewinnerin: Bei Olympia in Pyeongchang holte Dajana Eitberger 2018 Silber. (Quelle: Eibner Europa/imago-images-bilder)

Vor Beginn der Rodel-WM in Winterberg an diesem Freitag zeigt sich Dajana Eitberger für das deutsche Team optimistisch – auch wenn sie selbst Fehler eingesteht.

t-online.de: Frau Eitberger, am Freitag beginnt die Rodel-WM in Winterberg. Wie sind Sie in Form?

Dajana Eitberger (28): Es geht mir sehr gut. Nach dem letzten Weltcup in Sigulda sind wir deutschen Rodler direkt nach Winterberg aufgebrochen, um auf der WM-Bahn zu trainieren. Die Einheiten verliefen gut, anschließend habe ich in Hamburg ein paar freie Tage verbracht, um noch einmal Kraft zu tanken. Seit Sonntagabend sind wir wieder in Winterberg und sowohl die Fahrten in der Bahn als auch die Trockenübungen waren gut. Ich bin körperlich und mental bereit für die WM und freue mich sehr, vor eigenem Publikum rodeln zu dürfen.

Mit welcher Zielsetzung gehen Sie in die WM?

Vor der Saison hatte ich eine Einzelmedaille als Ziel. Aber die Saison verlief zu schwankend, als dass ich mich jetzt mit dieser Zielsetzung unter Druck setzen sollte. Ich gehe ganz befreit in die Wettbewerbe und will für mich das Maximale herausholen.

Sie haben es angesprochen, Ihre Leistungen waren sehr wechselhaft in dieser Saison. Aus welchen Gründen?

Ich habe gleich im Sommer ein hohes Trainingspensum absolviert, war athletisch in der Form meines Lebens. Dann war ich nicht einzubremsen, wollte immer mehr. Im September und Oktober waren dann insgesamt vier Lehrgänge, eine Woche „Club der Besten“ und zwei Wochen Übersee-Lehrgang. In dieser Zeit habe ich mir keine Pause gegönnt. Zu den deutschen Meisterschaften in Winterberg Ende Oktober habe ich zum ersten Mal gemerkt, was ich mir zugemutet hatte.

Mit welchen Konsequenzen?

Ich habe mir keine Zeit genommen, einfach mal abzuschalten und runterzufahren. Aber genau das hätte mein Körper gebraucht. Im Sport spricht man von „Übertraining“. Ich habe mir zu viel zugemutet, war einfach nur platt. Das hat sich unmittelbar auf die Resultate ausgewirkt, ich bin nie wirklich in meinen Rhythmus gekommen.

Dennoch haben Sie in Lake Placid den Weltcup gewonnen…

Das war mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Ob ich gute oder schlechte Rennen hatte, ich konnte die ganzen Abläufe nicht mehr richtig steuern. Das alles kannte ich in dieser Form noch nicht, vor allem emotional war das sehr schwer für mich. Aber ich habe daraus die richtigen Schlüsse gezogen.

Die da wären?

Dass ich künftig einfach noch mehr auf meinen Körper achten muss und mir nicht zu viel zumuten darf. An den richtigen Stellen muss ich mir künftig eine Auszeit nehmen oder das Training entsprechend dosieren. So wie ich es kurz vor Weihnachten getan habe. Ich habe mir eine zehntägige Auszeit verordnet. Das hat körperlich und mental sehr gutgetan, jetzt bin ich wieder locker und bereit für die WM.

Apropos WM. Wer sind die Favoritinnen auf den Titel?

Wir Deutschen sind das Maß aller Dinge. An uns führt kein Weg vorbei, wenn es um die Vergabe der Medaillen geht. Jede einzelne von uns ist in der Lage, ganz vorne mitzumischen. Und wir haben natürlich den Heimvorteil. Wir kennen die Bahn in Winterberg besser als die Starterinnen der anderen Nationen, das ist ein klarer Vorteil. Neben uns Deutschen muss man auch Tatjana Ivanova (Russland), Summer Britcher (USA) und Andrea Voetter (Italien) auf der Rechnung haben. Die internationale Konkurrenz hat in den vergangenen Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht, das wird man auch bei der WM sehen.

Wie genau hat sich die Konkurrenz weiterentwickelt?

In Sachen Infrastruktur, Material oder Trainerteam haben sich die anderen Nationen das deutsche Modell zum Vorbild genommen. Auch was die Sportförderung angeht, hat sich dort viel getan. In den USA gibt es beispielsweise innerhalb der Army inzwischen eine Fördergruppe, in der die Rodler sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren können. Das ist auf diesem Niveau auch Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein.

Zurück nach Winterberg. Was macht die Bahn aus?

Sie hat einen ganz eigenen Charakter und ist unberechenbar. Ich habe dort schon alles erlebt. Fehlerfreie Fahrten, die am Ende aber keine gute Zeit mit sich gebracht haben und vermeintlich fehlerbehaftete Fahrten, in denen ich dann trotzdem schnell war. Grundsätzlich gehört Winterberg aber nicht zu meinen Lieblingsbahnen, da der Start dort extrem wichtig ist und er nicht zu meinen großen Stärken gehört. Aber wie schon gesagt, in Winterberg ist alles möglich (lacht).

Welche Rolle spielen die Bedingungen? Zuletzt am Königssee hat der starke Schneefall ja für viel Wirbel gesorgt…

Ich hoffe, dass wir einheitliche und gute Bedingungen haben. Am Königssee herrschten in meinen Augen keine regulären Verhältnisse mehr. Der viele Schnee hatte unmittelbare Auswirkung auf die Geschwindigkeit der Bahn, gekehrt wurde aber nicht nach jeder Läuferin sondern nach einem vorgegebenen Rhythmus. Das waren keine fairen Bedingungen und gefährlich war es zudem. Da muss in Zukunft eine sinnvollere Lösung gefunden werden. Und wenn es gar nicht geht, muss ein Rennen unter diesen Witterungsverhältnissen abgesagt werden.

Wie sind die Wetterprognosen für die WM?

Bislang sind die Bedingungen traumhaft. Die Sonne scheint, es ist angenehm kalt und es schneit nicht. Die Prognosen für das Wochenende sehen leider schlechter aus, spätestens zum Herren-Rennen am Sonntag ist wieder vermehrter Schneefall angekündigt. Aber ich nehme es, wie es kommt und freue mich auf eine tolle WM.

Wie sieht Ihr weiterer Karriereplan aus?

Ich habe bei meinen ersten Olympischen Spielen in Pyeongchang Blut geleckt und will diese olympische Atmosphäre noch einmal erleben. Die Spiele 2022 in Peking sind definitiv ein Ziel von mir. Sollten ein Jahr später auf meiner Heimbahn in Oberhof die Weltmeisterschaften stattfinden, wäre das ein weiteres Ziel. Meine Karriere dann bei der Heim-WM in Oberhof zu beenden, kann ich mir sehr gut vorstellen. Das wäre eine runde Sache.


Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach der Karriere?

Ich interessiere mich für sehr viele verschiedene Dinge und halte auch in alle Richtungen meine Augen offen. Ein Studium im Bereich Marketing hätte einen großen Reiz auf mich, da mir kreatives Arbeiten viel Freude bereitet. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Aber jetzt zählt erstmal der Sport.

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