Du willst es doch auch Der Jogginganzug von Jochen Schropp
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Dresscode: Schlumpfig. Moderator Jochen Schropp traf die beste Outfit-Entscheidung, die man in quasi jeder Lebenslage treffen kann, und kam im Jogginganzug zur Mode-Veranstaltung.
Auf der langen Liste der Dinge, die man gerne täte, wäre man endlich reich oder prominent oder beides und würde darum ohne unangenehme Konsequenzen damit durchkommen, ist dieser Punkt bei allen halbwegs klar denkenden Menschen mindestens in den Top 5: In gemütlichen Jogginghosen zu einem Event gehen, für den sich alle anderen mühsam aufpuscheln und in kratzige, kneifende Outfits wursten. Moderator Jochen Schropp setzte in dieser Traumkategorie neue Maßstäbe, als er jetzt in Plastikschlappen, weißen Socken und grauem Joggi bei einer öffentlichen Veranstaltung erschien.
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Seine uncool-coole Aufmachung wird nur leider durch kleine Abzüge in der B-Note geschmälert. Zuallererst durch den Umstand, dass es sich dabei nicht um einen Billo-No-Name-Jogginganzug handelte, sondern um ein Modell aus der neuen Kollaboration von Moschino und H&M. Und dass es sich bei der Veranstaltung um einen Event der schwedischen Klamottenschleuder selbst handelte. Meh, das schrumpft den Gewagtheitsfaktor dann leider doch auf überschaubare Dackelgröße.
Die Moschino-Kollektion ist untragbar
Für sich alleine betrachtet ist der Gemütlichkeitsschlabber allerdings trotzdem ein schönes Statement – und, zusammen mit den ebenfalls von Moschino-Kreativdirektor Jeremy Scott aufgeglamten Schlappen – das einzige zumindest theoretisch tragbare Stück aus der Kollektion für H&M. Ansonsten gibt es da einen Parka aus Goldpailetten (den man nur tragen kann, wenn man Missy Elliot ist), viel Kram mit Disneytierchen (den man nur tragen kann, wenn man seinen Master auf der Infantilisierungs-Tooniversität abgeschlossen hat) und Hosen aus Silver-PVC-Folie (die zugegebenermaßen ganz praktisch sein könnten, wenn man viel kleckert).
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Der Jogginganzug erweist sich in dieser textilen Gesellschaft wieder einmal als das demokratischste Kleidungsstück von allen. Ihn kann jeder tragen, jeder wird darin von den noch zu bekehrenden Joggi-Verächtern genauso schief angeschaut, das eint in diesen zum Splitterwesen und zur Verzwistung neigenden Wochen und Monaten.
Vielleicht könnte sich Jochen Schropp des noch voranzutreibenden Projekts annehmen, das Image des Jogginganzugs als völlig normales Kleidungsstück auch außerhalb der eigenen vier Wände (und Berlins) vorwärts zu bringen. Und bei seinem nächsten Show-Moderationsjob statt flottem Jäckchen und gut sitzender Hose einfach mal verbeulte Jerseykluft tragen. Wie die Menschen vor dem Fernsehen eben auch. Wir müssen Brücken bauen, die Zeiten verlangen es.