Prozess gegen Sean "Diddy" Combs Schwangere Ex-Freundin schockiert mit Aussagen vor Gericht

Sängerin Cassie Ventura gilt als Kronzeugin im Prozess gegen Musikmogul Sean "Diddy" Combs. Sie berichtet von Missbrauch, Gewalt und organisierten Sex-Partys.
Er feierte weltweite Erfolge, baute sich ein Musikimperium auf und galt als einer der einflussreichsten Vertreter der Hip-Hop-Branche. Noch im Herbst 2023 wurde der unter Pseudonymen wie Diddy, Puff Daddy oder P. Diddy bekannt gewordene Sean Combs bei den MTV Video Music Awards als Pionier mit dem "Global Icon Award" ausgezeichnet.
Wenige Wochen später wurden schwere Vorwürfe gegen ihn publik. Seine Ex-Freundin, die Sängerin Cassandra "Cassie" Ventura, verklagte ihn wegen Vergewaltigung, Missbrauchs und Körperverletzung. Als 19-Jährige hatte sie 2005 den damals 37 Jahre alten Rapper kennengelernt. Während ihrer langjährigen Beziehung, die 2018 endete, habe er sie unter anderem mit Drogen, Misshandlungen und Androhung von Gewalt kontrolliert.
Im vergangenen Jahr war ein Überwachungsvideo aus einem Hotel viral gegangen, das auf 2016 datiert ist und einen brutalen Angriff von Combs auf Ventura zeigt. Mittlerweile haben zahlreiche weitere Frauen und auch Männer Klagen gegen den Musiker eingereicht. Im September 2024 wurde Combs festgenommen und sitzt seither in Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Sexhandel, organisierte Kriminalität und weitere Vergehen vor.
"Er hat einen Großteil meines Lebens kontrolliert"
Am Montag begann der Prozess gegen den 55-Jährigen in New York. Einen Tag später trat nun Cassie Ventura in den Zeugenstand – mit deutlichem Babybauch. Die 38-Jährige ist im achten Monat schwanger, wollte sich dem Verhör aber trotzdem stellen. Sie gilt als wichtigste Zeugin. Vor Gericht machte sie schockierende Aussagen über ihre damalige Beziehung zu dem ehemaligen Musikmogul.
"Er hat einen Großteil meines Lebens kontrolliert", so die Sängerin. Sie sei jung und naiv gewesen und habe sich gefügt. "Wenn man sich um jemanden sorgt und ihn liebt, möchte man ihn nicht enttäuschen", erklärte sie. Combs habe bestimmt, wie sie aussieht, sich kleidet, und habe ihr oft zur Strafe elektronische Geräte und andere Besitztümer weggenommen. Doch die materialistischen Dinge hätten für sie keine Rolle gespielt, "ich wollte nur seine Anerkennung", so Ventura rückblickend.
Die Beziehung sei immer brutaler geworden. "Er hat mich geschlagen, umgeworfen, gezerrt und mir auf den Kopf getreten, wenn ich am Boden lag", schilderte sie. Manchmal, wenn sie nicht so aussah oder lächelte, "wie er es wollte". Häufig habe sie blaue Flecken am ganzen Körper sowie andere Wunden gehabt. Combs habe sie oft unter Drogen gesetzt. Von Ecstasy, Marihuana und Alkohol war die Rede.
Zum Sex mit männlichen Prostituierten gezwungen
Zudem habe der Musiker sie zum Sex mit männlichen Prostituierten gezwungen, um sie dabei zu filmen und mit dem Material zu erpressen. Sie habe ständig Sex-Partys für ihn organisieren müssen. Das sei quasi zu ihrem "Job" geworden und habe "einen Großteil meines Lebens in Anspruch genommen", so Ventura. Die Orgien dauerten "36, 48, 72 Stunden, die längste war vier Tage."
Sie sei tagelang wach geblieben, habe Drogen genommen, getrunken und Sex mit Fremden gehabt. Sie habe sich um nichts anderes kümmern können, auch nicht um ihre Musikkarriere, obwohl sie einen Zehn-Jahres-Vertrag mit Combs' Label Bad Boy Records unterzeichnet hatte. Ventura gab an, Hunderte von Songs aufgenommen zu haben, aber nur ein Studioalbum und ein Mixtape wurden veröffentlicht.
Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es zahlreiche Zivilklagen gegen den Rapper. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen Combs. Er habe Frauen wiederholt tagelang unter Drogen gesetzt und sie zum Sex gezwungen. Er habe sich selbst als König bezeichnet "und erwartet, auch so behandelt zu werden", sagte die Anklage bei den Eröffnungsplädoyers am Montag in New York.
Der Musiker wies bislang alle Vorwürfe zurück und plädierte auf nicht schuldig. Seine Verteidigung räumte in ihrem Auftaktplädoyer ein, dass ihr Mandant zwar häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe, die Vorwürfe des Sexhandels aber nicht zuträfen. Combs droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Prozessdauer wird auf etwa acht Wochen geschätzt.
- nbcnews.com: "Sean 'Diddy' Combs trial live updates: Cassie Ventura testifies about violence and 'freak offs'" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa